f don5Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 27. September 2018, Teil 17

N.N.

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – „Die Arbeit mit den Schauspielern ist der angenehmste Teil des Filmemachens“, so Gilliam. „Ich weiß, wie ich die technischen Aspekte und die Effekte hinkriege, und das bietet mir keine Überraschungen mehr. Aber Schauspieler überraschen mich immer.“

Er war höchst angetan, als Adam Driver für die Hauptrolle des Toby zusagte. Toby ist arrogant, scheinheilig und unsympathisch. Der perfekte Held also. „Adam ist ein außerordentlicher Schauspieler,“ so der Regisseur. „Wir trafen uns zu Beginn, und ich hatte eine dieser unmittelbaren, instinktiven Reaktionen, wo ich mir dachte: Das ist mein Mann. Er hat diese einzigartige Qualität. Er kann großartig reagieren, und sein Timing ist brillant. Er unterscheidet sich von den meisten Schauspielern – an ihm ist nichts Schauspielerhaftes. Er hat einen authentischen, interessanten Charakter. Und er hat sich dieser Rolle völlig hingegeben.“

Driver wollte unbedingt mit Gilliam arbeiten. „Ich konnte gleich erkennen, dass es im Skript so viele Ebenen unter der Oberfläche zu entdecken gab. Aber ich wusste auch, dass es sehr komisch war. Es bot eine originelle Herangehensweise an die Geschichte von Don Quixote, die ich wirklich genial fand.”

Jonathan Pryce spielt den alten Schuster, der sich für Don Quixote hält. Ist er wirklich der Ritter von der traurigen Gestalt, der letzte Verfechter wahrer Ritterlichkeit – oder ein verrückter alter Mann? Terry Gilliam und der Schauspieler haben mehrere Male zusammengearbeitet und sind langjährige Freunde. „Jonathan hat auf diese Rolle gewartet, seit unser Film zum ersten Mal kollabierte,“ so Gilliam. „Aber nach meinem Empfinden passte er nie. Er war zu jung, und dann hatte er zu viel zu tun. Dann war er endlich fast 70, und er stand zur Verfügung. Ich denke ständig, dass er jede Shakespeare-Rolle, die er gespielt hat – von King Lear über Hamlet und Shylock – in die Charakterformung des Quixote gesteckt. Er ist unglaublich komisch. Und ich habe noch nie erlebt, dass er bei einem Dreh so viel Spaß hatte.“ Pryce scherzt: „Ich glaube, dass Terry plante, den Film so lange hinauszuschieben, bis ich für Quixote alt genug war. Und genau so ist es passiert.“

Für die Rolle des Geschäftsmanns, Tobys Boss und jemand, der seine eigene Frau Jacqui eifersüchtig bewacht, besetzte Gilliam Stellan Skarsgård. „Stellan ist ein weiterer Schauspieler, mit dem ich immer arbeiten wollte“, so der Regisseur. „In jedem seiner Filme ragt er heraus, weil er real ist. Bei ihm gibt es nichts Gefaktes. Er ist in jeder Rolle atemberaubend. Ich bat ihn den Boss zu spielen, der für Toby wie eine Vaterfigur ist und der von ihm auf verschiedenste Weise betrogen wird.“

Skarsgård wiederum fand sich von dem unverwechselbaren Stil des Regisseurs angezogen: „Das Drehbuch war typisch Terry und ich mochte es natürlich. Ich liebe Terrys Universen. Er macht Filme, die völlig einzigartig aussehen. Ich hätte die Rolle vermutlich sogar angenommen, wenn mir das Drehbuch nicht gefallen hätte. – Einfach nur weil ich mit Terry drehen wollte.“

Jacqui, die boshafte und trickreiche Frau des Boss, die ein Auge auf Toby geworfen hat, wird gespielt von Olga Kurylenko. „Terry gab mir das Skript, ich liebte es und war begeistert, ein Teil dieses Films sein zu können,“ so die Schauspielerin. Gilliam war seinerseits von Kurylenkos schauspielerischer Leistung angetan: „Ich hatte sie nie so komisch gesehen. Während eines Nachtdrehs konnte ich mich vor Lachen nicht mehr halten. Sie ist brillant, übertraf bei weitem alles, was ich von ihr gesehen hatte.“

Die portugiesische Schauspielerin Joana Ribeiro wurde von Gilliam in der Rolle der Angelica besetzt, des spanischen Mädchens, das in Tobys Studentenfilm auftrat und jetzt von ihrem Partner, einem Wodka-Magnaten, misshandelt wird. „Schon bei meinem ersten Treffen mit Joana war ich überzeugt, dass ich unsere Angelica gefunden hatte“, so der Regisseur. „Sie ist sehr intelligent, südländisch, schön und strahlt Gefahr aus. Sie hatte die schwierige Aufgabe, Angelica als unschuldige 15-Jährige und als vom Leben abgehärtete Frau zu spielen. Ich glaube, dass Joana ein fantastischer Star werden wird.“

Ribeiro selbst erinnert sich noch an den Reiz des Projekts: „Ich bin ein Fan von Cervantes. Er kann gleichzeitig so lustig und traurig sein. „Don Quijote“ handelt von einem Mann, der in seiner eigenen Welt lebt. Die Menschen in seinem Umfeld machen sich über ihn lustig und sind gemein zu ihm. Aber du siehst, dass Quijote der einzige ist, der zutiefst glücklich ist, weil er an seine eigene Welt glaubt. Und in Terrys Filmen hat die Fantasie den gleichen Stellenwert.”

Schon eine ganze Reihe von Jahren hatte Gilliam Jason Watkins für die Rolle des Rupert, Tobys überaufmerksamen Agenten, vorgesehen. Rupert ist da, wenn er ihm den Rücken und sein Ego massieren soll, aber sobald die Dinge schwierig werden, ist er verschwunden. „Er passt auf Toby auf, der für ihn fast wie ein Guru ist“, so Gilliam. „Er weiß: Toby ist die goldene Gans. Und Rupert hat auch seine eigenen Ambitionen. Jason ist ein wunderbarer Schauspieler. Sein Timing ist phänomenal und er kommt auch mit einer Szene klar, in der er nur ein kleines Rädchen spielt. Er versteht es, die Aufmerksamkeit des Zuschauers zu halten, und er ist verdammt komisch.“

„Ich bin absolut glücklich, ein Teil dieses Films zu sein,“ so Watkins. „Bekanntermaßen gab es bei diesem Film verschiedene Anläufe, und ich war am letzten beteiligt, der eine Zeit lang gestoppt und dann wieder gestartet wurde. Deshalb blieb ich dabei. Es ist ein unglaublich facettenreiches Skript. Manchmal weißt du nicht genau, wo du bist, und dann orientierst du dich neu. Dann wieder wird es ziemlich poetisch, vor allem gegen Ende zu, wenn dir Quixote so ans Herz gewachsen ist. Es ist ein praller, verrückter Mix voll unglaublicher Power und Stärke. Jeder liebt eine Person, die das Richtige zu tun versucht und ein Ehrgefühl hat.”

Gilliam war begeistert, Óscar Jaenada in der Rolle des rätselhaften Zigeuners zu präsentieren: „Óscar ist spektakulär. Ich habe ihn in der Rolle des Cantinflas, des legendären mexikanischen Komikers, gesehen. Und wenn ich jemanden sehe, der so brillant ist, dann will ich ihn haben. Es war großartig, dass er bei mir mitspielen wollte.“ Neun Jahre, nachdem sie sich beim Ibiza IFF (Ibiza International Film Festival) getroffen hatten, nahm der Regisseur wieder Kontakt auf. „Er rief mich an, sagte mir, dass er CANTINFLAS (2014) gesehen hätte und sagte mir, dass er mich in seinem Film haben wolle,“ erinnert sich der Schauspieler. „Als ich das Drehbuch gelesen hatte, war ich hin und weg – es war einfach so atemberaubend. Der Zigeuner möchte Probleme lösen, aber wir wissen nicht, warum er da ist. Er ist wie der Joker im Film, lacht immer, wenn er weinen sollte, und weint, wenn er lachen sollte.“

Für Sergi López, den Darsteller des Bauern, war das Angebot für diesen Film ein großes Privileg. „Als man damit auf mich zukam, war ich sehr bewegt. Ich kannte Terrys altes Projekt, und es ist für mich eine Ehre, dabei zu sein. Ich fand das Drehbuch exzellent. Terry ist ein sehr cleverer Autor und ein absolut wunderbarer Filmemacher. Es ist einfach fantastisch!“

„Sergi ist einfach ein großartiger Schauspieler“, so der Regisseur. „Er ist unglaublich komisch und hat es faustdick hinter den Ohren. Er brachte seine ganze Energie ein und macht sich den Moment zu eigen. Er kann furchterregend sein, und in einem Wimpernschlag wird er zu einem Häufchen Elend. Er war für die Rolle perfekt.“

Die spanische Schauspielerin Rossy de Palma wurde bereits im Jahr 2000 besetzt, als man den Film zu machen versuchte, und kehrte für diesen neuen Anlauf in der Rolle der Bauersfrau zurück. „All diese Jahre später konnte ich nicht ‚nein’ sagen. Ich musste für Terry da sein, denn ich weiß, wie sehr er um diesen Film gekämpft hat. Er verdient unsere ganze Unterstützung. Dieser Film hat historische Bedeutung. Wir brauchen heute die Quixotes. Wenn man sich die modernen Supermächte anschaut, dann leben wir in einer Zeit der Monster, aber zumindest haben wir die Liebe und den Idealismus, dass sich die Dinge ändern können. Ich werde diesen Idealismus in mir stark erhalten. Ich bin ein bisschen wie Quixote!“ Gilliam war begeistert, dass die Schauspielerin zu dem Projekt zurückkehrte: „Rossy de Palma ist ein Star! Die Kamera liebt sie, sie hat eine so großartige Präsenz. Sie war komisch, schnell und spielte alles wunderbar, was wir von ihr wollten. Rossy und Sergi ergeben ein großartiges Paar.“

Hovik Keuchkerian spielt Angelicas Vater Raúl, den leutseligen Besitzer der Dorf-Bar. Der frühere Schwergewichts-Boxchampion wurde Stand-up-Komiker, Autor und Schauspieler und erhielt mehrere Nominierungen für den besten Newcomer, darunter einen Goya für seine Leistung in Alacrán Enamorado (2013). „Ich brauchte einen großen, starken Typen für Anjelicas Vater, den Barbesitzer Raúl. Hovik ist groß und hat Power, aber ist unglaublich sensibel, und das machte ihn zu einer großartigen, väterlichen Beschützerfigur. Und sein Timing in dem Film ist exquisit.”

In der Rolle des Alexei Mishkin, des grausamen russischen Oligarchen und Meister-Puppenspielers, der seine Machtspiele und Manipulationen auskostet, besetzte Gilliam Jordi Mollá: „Ich liebe ihn. Er strahlt Gefahr aus und ist gleichzeitig ein unglaublich netter Mensch. Ich wollte schon immer mit ihm arbeiten. Alexei ist ein absolutes Monster, und Jordi ist in dieser Rolle total furchteinflößend, intensiv und fokussiert.“ Molla erinnert sich, wie viel Spaß er hatte, mit Gilliam diese Figur mit ihrem unkonventionellen Outfit zu entwickeln: „Er trägt einen schönen Anzug, aber auch einen fantastischen Cowboyhut und einen breiten Gürtel samt großen Stiefeln. Alle haben historische Kostüme, aber ich bin als Cowboy angezogen!”

Fotos:
© Verleih

Info:

DIE BESETZUNG
Adam Driver (Toby)
Jonathan Pryce (Don Quixote)
Stellan Skarsgård (Der Boss)
Olga Kurylenko (Jacqui)
Joana Ribeiro (Angelica)
Óscar Jaenada (Der Zigeuner)
Jason Watkins (Rupert)
Sergi López (Der Bauer)
Rossy De Palma (Die Bauersfrau)
Hovik Keuchkerian (Raúl)
Jordi Mollá (Alexei Mishkin

Spanien, Frankreich, Belgien, Portugal, 2018, 133 Minuten

Abdruck aus dem Presseheft