fb Wirth Header d346516335Die coolsten Bilder des Wirtschaftswunders, Oktober bis 15. Dezember 2018 im Zeughauskino Berlin

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) - Der Kameramann Wolf Wirth (1928-2005) prägte das optische Erscheinungsbild des frühen Jungen Deutschen Films. 1959 Gründungsmitglied der Münchner „DOC 59 – Gruppe für Filmgestaltung“, fotografierte er zahlreiche jener Kurzfilme, mit denen die Unterzeichner des 1962 publizierten Oberhausener Manifests („Der alte Film ist tot. Wir glauben an den neuen.“) damals neue Wege des Filme­machens, die Vermittlung realitätsnaher, gesellschaftlich relevanter Stoffe und eine neue Ästhetik suchten. Ebenso stand Wirth bei den ersten abendfüllenden bundesdeutschen „Jungfilmen“ hinter der Kamera. Für seine Arbeit an der ersten Böll-Adaption Das Brot der frühen Jahre erhielt er 1962 seinen ersten Deutschen Filmpreis. Wirths Bedeutung wurde damals durchaus wahrgenommen, seine kühne, oft avantgardistisch anmutende Fotografie ebenso viel gepriesen wie als manieriert geschmäht.

Wirth scheute allerdings nicht davor zurück, diese auch für Vertreter der befeh­deten „Altbranche“ einzusetzen, insbesondere für Rolf Thiele. Dessen Versuche, provokante und gesellschaftskritische Sittenbilder der bundesrepublikanischen Gegenwart zu zeichnen, ergaben zusammen mit Wirths virtuoser Kameraarbeit faszinierende Filme, die im damaligen Deutschland ihresgleichen suchten.

So bedeutend das Schaffen Wirths, der Mitte der 1970er Jahre vollständig zur Werbung wechselte, war, so wenig ist es in den letzten Dekaden gewürdigt oder auch nur beachtet worden. Bis heute ist keine Publikation über ihn und seine Arbeit erschienen. Auch hat es bislang keine ihm gewidmete Retrospektive gegeben. Dies wird nun, im Jahr seines neunzigsten Geburtstags, nachgeholt.

Jahrzehntelang konnte der Regisseur erst Tage nach den Dreharbeiten, bei der Vorführung der Muster, sehen, was der Kameramann oder die Kamerafrau foto­grafiert hatte. Dennoch wird der Arbeit der Kameraleute bis heute zu wenig Bedeutung beigemessen. Die Wolf-Wirth-Werkschau versteht sich auch als Anregung, Filmgeschichte nicht nur wie üblich als Werk von Produzenten, Regisseuren, Drehbuchautoren und Schauspielern zu betrachten. Manchmal konnte die Arbeit eines Kameramannes mindestens ebenso wichtig sein. Wie im Falle von Wolf Wirth.

Die Retrospektive im Zeughauskino bietet 17 abendfüllende und 16 Kurzfilme, darunter Raritäten wie Rolf Thieles Frauenpsychodrama Venusberg, Peter Lilienthals Erstling Stück für Stück oder den nahezu unbekannten Wolfgang-Neuss-Film Wenn ich Chef wäre ... Sie wird kuratiert von Jan Gympel und gefördert vom Hauptstadtkulturfonds.

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