
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Da sind wir der Zeit voraus. Denn noch ist ja Susie gerade aufgenommen und mit der Hauptrolle des neuen Stückes bedacht worden, was eben mit dem plötzlichen Verschwinden der Patricia zu tun hat, die für die Hauptrolle vorgesehen war. Sie fehlt auch der Tanzschülerin Sara (Mia Goth) sehr, die mit Patricia befreundet war und die sich nun Susie anschließt. Der Film wird nun eine wüste Melange zwischen zum Grotesken ausartenden Tanzszenen - und im Nebenraum zu einer Art Veitstanz einer jungen Elevin, deren Arme und Beine wie gebrochen aus ihrem Körper ragen und die analog Susies Bewegungen zuckt und stöhnt – nichts für schwache Nerven! - in diesem unheimlichen Gebäude der Tanzkompanie, das unmittelbar an der alten ‚Zonengrenze‘, der Mauer der DDR steht – und einem Krimi nach der Suche nach der verlorenen Tanztochter Patricia. Hexensabbat. Teufelstanz.
Nein, mehr dürfen wir jetzt nicht verraten. Uns hat‘s Spaß gemacht, so man den Horror, den man selbst empfindet, als intellektuellen und sinnlichen Spaß bezeichnen darf. Wir haben das Kino verlassen, in der Absicht, unbedingt mehr über den deutschen Ausdruckstanz wissen zu wollen, dessentwegen schon Tanzbegeisterte Europas und auch aus den USA nach Deutschland pilgerten oder in die Schweiz, wo die Zurück-zur Natur-Bewegung in der Künstlerkolonie Monte Verità eine regelrechte Tanzschrift entwickelte. Da staunten wir doch, hatte doch gerade der Schauspieler Christian Berkel in DER APFELBAUM eine Geschichte seiner Familie, seiner Großmutter verfaßt, die bei unserer Lektüre gerade in Monte Verità weilte, als wir SUSPIRIA sahen. Es gibt keine Zufälle? Na, denn.
Die Konzentration auf die junge Tänzerin bringt leider mit sich, daß die drei Leiterinnen der Tanzakademie, deren Darstellerinnen alle drei zur

P.S.:
Die Geschichte um eine amerikanische Tänzerin, die in Deutschland reüssieren will, ist nicht schlecht ausgedacht. Denn zu Anfang des 20. Jahrhunderts war Deutschland sehr lange und blieb lange es auch, Hort und Ort des modernen, sich vom Ballett abgrenzenden Ausdruckstanzes. Viele Amerikanerinnen kamen, als erste Isadora Duncan, aber Mary Wigman, ebenfalls eine der ersten, nannte sich nur auf englische Art, sie war Deutsche und machte durch ihre Kooperation mit den Nazis diese Tanzform für lange unmöglich, was auch Gret Palucca in Dresden nicht ändern konnte. Die Amerikanerin Martha Graham machte in der Nachkriegszeit den Ausdruckstanz in Deutschland wieder salonfähig. Namen wie William Forsythe, Sasha Waltz, aber auch Pina Bausch gehören dazu, gehen aber in die Richtung des deutschen Tanztheaters, das als dramatische Form wiederum andere Wurzeln hat, wobei das Übereinstimmende viel wichtiger ist.
Übrigens ist der moderne Tanz mit den Stilformen und Vermittlungsformen der Rhythmus- sowie Ausdruckstanzbewegung 2014 in das deutsche Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes im Sinne des Übereinkommens zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen worden. Und wer nicht weiß, was man sich darunter vorzustellen hat, sollte sich den Film IM WINTER EIN JAHR (2008) besorgen, wo Karoline Herfurth ähnlich wie Dakota Johnson in SUSPIRIA einen lehrreichen Einblick in heutigen Ausdruckstanz gibt.
Fotos:
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Info:
Darsteller
Susie Bannion Dakota Johnson
Madame Blanc Tilda Swinton
Sara Mia Goth
Dr. Josef Klemperer Lutz Ebersdorf
Patricia Chloë Grace Moretz
Fräulein Tanner Angela Winkler
Fräulein Vendegast Ingrid Caven
Anke Jessica Harper
Olga Elena Fokina
Fräulein Huller Renée Soutendijk
Fräulein Millius Alek Wek
Fräulein Griffith Sylvie Testud
Fräulein Balfour Christine Leboutte
Pavla Fabrizia Sacchi