Bildschirmfoto 2018 11 21 um 21.24.28Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 22. November 2018, Teil 5

N.N.

London (Weltexpresso) - Das Ensemble von CHARLES DICKENS: DER MANN, DER WEIHNACHTEN ERFAND strotzt geradezu vor herausragenden britischen Schauspielern, die in Haupt- und Nebenrollen zu sehen sind. Wie Mickelson sagt, fängt der Casting-Prozess immer mit dem Drehbuch an. Wenn ein gutes Skript auftaucht, muss man sich über einen Mangel an Interessenten nicht beklagen.

„Wir waren begeistert, dass so viele großartige Londoner Schauspieler das Skript gelesen hatten und nach Dublin kamen, selbst wenn sie nur einen Drehtag hatten. Das war wirklich ganz außergewöhnlich. Und egal, wer es war, jeder Neuzugang brachte frischen Wind hinein.“

Als Charles Dickens „Ein Weihnachtslied“ schrieb, war er 31 Jahre alt; ein Salonlöwe mit jungenhaftem Aussehen und stets nach der neuesten Mode gekleidet. Für diesen Dickens schien den Filmemachern ein ganz bestimmter Darsteller der Richtige zu sein: Dan Stevens, den das Millionenpublikum als den unglücksseligen Erben Matthew Crawley in der TV-Serie „Downton Abbey“ kennt. Mit Stevens war klar, dass dieser Dickens kein gesetzter älterer Herr sein würde, sondern ein junger Mann voller Energie, Charisma und Neugierde.

„Es ist ein unglaublich charmantes Drehbuch“, sagt der Schauspieler: „Dies ist keine der gängigen Filmbiographien, die das Leben der Hauptfigur voller Ehrfurcht nacherzählt. Hier geht es um die Geschichte eines begabten Künstlers, der sich selbst unter Druck setzt, um etwas Bleibendes zu Papier zu bringen. Damals hatte Dickens schon vier Kinder und das fünfte war unterwegs. Als ich das Drehbuch las, war ich ebenfalls werdender Vater – von daher habe ich mich gleich mit der Figur identifizieren können. Die Geschichte führt jedoch weiter und erzählt von Dickens schwieriger Beziehung zu seinem Vater – und wie er gegen alle Widerstände eines der wichtigsten Bücher der Weltliteratur publiziert hat. 'Ein Weihnachtslied' hat die Kultur stärker geprägt als alle anderen Weihnachtsbücher – von der Bibel einmal abgesehen.“

Als Dickens „Gegenspieler“ Ebenezer Scrooge ist Oscar-Gewinner Christopher Plummer zu sehen. Die sprichwörtliche Figur des Geizhalses ist wohl noch nie mit so viel Charme gespielt worden wie hier. „Ich kann mir keine bessere Besetzung vorstellen“, sagt Coyne: „Christopher hat das Bedrohliche an Scrooge wunderbar eingefangen, aber er verlieht der Figur auch Wärme und einen trockenen Humor und macht sie dadurch viel menschlicher.“

Wie Mazur sagt, ist Plummers Art, die Rolle zu spielen, wirklich einzigartig: „Dieser Scrooge ist schweigsam und immer angespannt, hat aber auch seine komischen Momente. Chris hat es geschafft, Scrooge zu einem Alter Ego von Dickens zu machen – zur Verkörperung all dessen, was er an sich selber hasste.“ Christopher Plummer sagt: „Als ich gefragt wurde, ob ich dabei sein würde, sagte ich: Aber auf jeden Fall! Ich hatte großes Glück - ich habe zwar viele der großen, klassischen Rollen gespielt, aber noch nie Scrooge. Nach König Lear war das so etwas wie die logische Fortsetzung.“

Als großer Fan der Serie „Downton Abbey“ ist Plummer ein Verehrer von Stevens’ Arbeit: „Er hat seiner sehr komplexen Rolle sehr viel Charme verliehen“, sagt er: „Als Dickens ist er einfach perfekt, nicht nur vom Aussehen her, sondern auch, wie er die Rolle angegangen ist. Dickens war eben nicht immer nur nett und Dan hat es geschafft, all diese unterschiedlichen Farbtöne herauszuarbeiten.“

Plummer hat genauso für Nalluri nichts als das höchste Lob übrig. Nalluri habe den Humor des Films genau richtig eingefangen: „Regisseure sind nicht immer mit einem solchen Sinn für Humor ausgestattet. Ich war angenehm überrascht. Er ist ein sehr lustiger Mensch mit einem ganz wundervollen Augenzwinkern - und er ist ganz offensichtlich auch ein höchst talentierter Regisseur.“ Die Schauspiellegende Plummer am Set zu haben, war für die Filmemacher bei aller Routine und Erfahrung eine aufregende Sache. Wie Nalluri sagt, brannte er darauf, mit Plummer zu arbeiten, seit er zwölf Jahre alt war und DER MANN, DER KÖNIG SEIN WOLLTE sah. „Es war etwas ganz Besonderes“, erzählt er von der Erfahrung, mit seinem Idol zu arbeiten: „Ich musste wirklich nicht viel machen. Wir saßen alle ehrfürchtig da und ließen ihn seine Dialoge sprechen – und er hat es jedes Mal gleich auf den Punkt gebracht.“

Wie Produzent Mullen sagt, wird die Erzählung durch das Verhältnis von Dickens zu seinem Vater bestimmt. John Dickens, der seinem Sohn wohl als Vorbild für den verschwenderischen Mr. Micawber in „David Copperfield“ diente, war eine starke Persönlichkeit, die dank seiner Gewitztheit überlebte und der für seinen Sohn immer wieder eine große Enttäuschung war. Er lebte von dem Erfolg, den sein Sohn hatte, unter anderem, indem er manche von Dickens’ Entwürfen aus dem Papierkorb fischte und weiterverkaufte.

„Auch wenn Dickens seinen Vater verehrte, fühlte er sich oft von ihm verraten“, sagt Mazur: „Als sein Vater bankrott ging, war Charles gezwungen, mit zwölf Jahren in einer Fabrik für Schuhpolitur zu arbeiten. Dickens selbst ist Oliver Twist. Also haben wir hier ein Dreiecksverhältnis zwischen Dickens, seinem Vater und Scrooge, der letztendlich derjenige ist, der Dickens dazu zwingt, sich seinem Vater entgegenzustellen, um endlich das Buch zu Ende schreiben zu können.

In der Rolle des John Dickens verströmt Jonathan Pryce ein ungestörtes Selbstvertrauen und eine Gutmütigkeit, die es einem schwer macht, ihn unsympathisch zu finden oder seine Handlungen zu verurteilen. „Jonathan bewegt sich ständig auf dem Drahtseil, ob er nun richtig oder moralisch falsch handelt“, sagt Mickelson.

Callow stieß auf Dickens’ Romane, als er 13 Jahre alt war und mit Windpocken zuhause im Bett lag. „Windpocken sind eine sehr lästige Krankheit, weil man sich den ganzen Tag nur kratzen möchte“, erinnert er sich: „Meine wundervolle Großmutter drückte mir „Die Pickwickier“ in die Hand, um mich vom Juckreiz abzulenken. Ich war völlig bezaubert und habe nach und nach alle seine Bücher gelesen. Dickens’ Genie lag darin, Figuren zu erschaffen, die einem sofort bekannt vorkommen und die man nicht wieder vergisst.“

Miriam Margoyles, die Mrs. Fisk, die Hausmagd der Familie Dickens, spielt, war vom Drehbuch ebenfalls begeistert. „Ich war hin und weg, als ich es las“, sagt sie: „Wir sehen hier die Welt des 19. Jahrhunderts, die scheinbar so weit weg von uns ist und in der doch so viel von der heutigen Zeit steckt.“

Sein Status als Prominenter führte dazu, dass Dickens oft von eher zweifelhaften Begleitern umgeben war; ein Freund, dem er jedoch restlos vertraute, war John Foster, hier gespielt von Justin Edwards. Edwards beschreibt seine Figur als so etwas wie Dickens’ inoffiziellen Agenten. „Er füllt die klassische Rolle des Sidekicks aus, ist aber immer ein großer Unterstützer von Dickens gewesen“, sagt Edwards: „Er schrieb auch selbst und war Literat. Er brachte später eine Biographie von Dickens heraus, die sehr gut aufgenommen wurde. Im Film versucht Foster verzweifelt, für ihn das nötige Geld aufzutreiben und ihn zu unterstützen.

Foto:
© BAH HUMBUG FILMS INC & PARALLEL FILMS / KSM GmbH

Info:
Charles Dickens: Der Mann, der Weihnachten erfand (Irland, Kanada 2017)
Originaltitel: The Man Who Invented Christmas
Genre: Biographie, Tragikomödie
Filmlänge: 104 Minuten
Regie: Bharat Nalluri
Drehbuch: Susan Coyne nach der Biografie The Man Who Invented Christmas von Les Standiford (2008)
Darsteller: Dan Stevens, Christopher Plummer, Jonathan Pryce, Miriam Margolyes, Simon Callow, Morfydd Clark, Justin Edwards, Miles Jupp u.a.

Die Darsteller
Dan Stevens (Charles Dickens)
Christopher Plummer (Ebenezer Scrooge)
Jonathan Pryce (John Dickens)
Justin Edwards (John Forster)
Morfydd Clarke (Catherine Dickens)
Donald Sumpter (Haddock / Marleys Geist)
Miles Jupp (William Makepeace Thackeray)
Simon Callow (John Leech)
Miriam Margoyles (Mrs. Fisk)
Ian McNeice (Chapman)
Bill Paterson (Mr. Grimsby)

Verleih: KSM GmbH im Vertrieb von 24 Bilder
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 22.11.2018