ff Exground 2018 Do 22.11. Murnau Avner Azulay 3exground filmfest in Wiesbaden, 16.-25. November, Teil 8

Claudia Schulmerich

Wiesbaden (Weltexpresso) – Doch wir sind schon im Film MEIR, einem köstlichen Streifen, der Schweres mit Leichtigkeit erzählt.

MEIR
von SHAI BLANC ISRAEL 2017 18 MINUTEN OMEU
Darsteller: Itzik Golan, Carmit Mesilati-Kaplan, Rivka Gur, Margot Barzilai Feinstein

Hier haben wir es mit einem Pfleger zu tun. Meir. Das sieht man sofort. Pfleger? Dieser Berufsstand hat es gerade angesichts eines ungeheuerlichen Mordprozesses eine zusätzliche Dimension. Aber auch ohne dieses Grauen haben Pfleger eine doppelsinnige Bedeutung. Denn gleichzeitig gehört es zum Allgemeinempfinden, daß Pfleger und Pflegerinnen eine undankbare und gering bezahlte Tätigkeit ausüben, sie haben also unsere Empathie, weil sie das tun, was historisch Aufgabe im Familienverband, in der Großfamilie war.

Wir erleben diesen Pfleger in den Herausforderungen seines Berufes. Ist die alte Dame nur störrisch und schlechtgelaunt in ihrem Bett, womit er noch mit Geduld umgehen kann, so nervt der alte Mann, der beim Essen unaufhörlich aufsteht, obwohl er sitzen soll, aber wie ein Automat sich wieder auf die Füße stellt. Es ist eindrücklich, wie der Regisseur das Geschehen wie einen Slapstick ablaufen läßt. Die Patienten werden wie Gegenstände hin- und hergeschoben, aber man kann auch wieder verstehen, wie genervt, ja wie außer sich so ein Pfleger geraten kann, wie dieser Itzak, wenn der Alte nicht aufhört mit dem Aufstehen, obwohl er im Sitzen endlich aufessen soll.

Alte können renitent sein, Pfleger auch.

Später wird Shai Blanc, der Regisseur vom Film MEIR,  der ihn sich auch ausgedacht hatte, über seinen Abschlußfilm in Berl Beit erzählen, daß seine Großmutter im Heim lebte und er solche Situationen erlebt hat. Er erinnert sich sehr gut an viele Vorkommnisse, vor allem an die Atmosphäre, weshalb er seine zweite Großmutter, noch lebend, bat, die Rolle seiner verstorbenen Großmutter als Darstellerin zu übernehmen. Befreiendes Lachen im Publikum. Clever gelöst.

Er spricht über die Ausbildung. Im Gegensatz zum Englischen, das hier alle sprechen, stellt er klar, daß die Umgangssprache an der Filmhochschule Beit Berl Ivrit, das moderne Hebräisch ist. Da ist man richtig froh, noch von Ausbildungsorten in der Muttersprache zu hören. Sicher, dann mag es weniger international zugehen, aber dafür erfolgt eine Konzentration auf das eigene Land und die eigene Geschichte.

Diese eineinhalb Stunden waren ein so vergnüglich wie nachdenklicher Durchgang, der erfrischend war und nur die zwei Fragen zurückläßt, wo die Filme der palästinensischen Studierenden bleiben und wo die Filme von den in Beil Berl studierenden jungen Frauen. Hoffentlich das nächste Mal.

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