ff ex 200 flyexground filmfest in Wiesbaden, 16.-25. November, Teil 8

Claudia Schulmerich

Wiesbaden (Weltexpresso) – Wieder geht es um ein junges Mädchen und wieder spielt Wasser eine große Rolle, aber in völlig unterschiedlicher Ausprägung zum ersten Film. Sie ist erst 15 Jahre und schaut in der öffentlichen Toilette übers Waschbecken gebeugt erst erstaunt, dann hilflos auf einen Schwangerschaftstest, den sie in der Hand hält – was uns sagt, daß er positiv ausgefallen ist. Sie ist schwanger.

200 FLY (200 PARPAR)
von Hadar Kleinman Zadock Israel 2018 15 Min. OmeU

Schnell wissen wir gleich, daß wir uns in einem Schwimmbad befinden, wo gerade ein Wettbewerb der Mädchen stattfindet. Und richtig, unser Mädchen gehört dazu, trainiert wird sie von ihrem Vater, der im Bild erscheint, auch mit ihr spricht, aber erst einmal keine größere Rolle spielt. Sie startet sehr schlecht, ist angeschlagen, bleibt weit hinten bei den 200 Metern Butterfly, kein Wunder, weiß der Zuschauer, aber der Vater, der von nichts weiß, nimmt es ihr übel.

Dann muß sie zum Test, zum Dopingtest, eine Wettkampfkontrolleurin wartet auf sie und ihren Urin...Dann wäre ihre Schwangerschaft publik, weiß sie. Also Zeit schinden, sie verläßt die Toilette, sagt, sie könne gerade nicht, was nicht schlimm ist, beruhigt sie die Prüferin, dann halt später, sie warte...

Was tun? Der Film folgt dem Geschehen, das logisch und psychologisch vor uns abläuft, folgt den Gedanken und Gefühlen der Fünfzehnjährigen, die sich in den Keller zurückzieht. Hier haben wir einen fabelhaften Ausblick auf das Schwimmbad, denn die Kellerwand ist aus Glas, so daß wir unter Wasser sind und die schwimmenden Körper ohne Köpfe sehen – wie es in Unterwasseraquarien üblich ist.

Erst will er sie herauswerfen, der schwarzhäutige Hausmeister, sagt es schon, da platzt es aus ihr heraus, sie sagt ihm die Wahrheit ...und später führt sie im durchsichtigen Plastikbeutel seinen Urin mit sich, den sie unter den ahnungslosen Augen der Kontrolleurin in die Toilette schmuggelt und dort in ihr Urinprobenfläschchen träufeln läßt.

Dann geht sie und teilt ihrem Vater ihre Schwangerschaft mit. Schluß.

Anwesend zum Gespräch ist der Editor, wie man heute die einst Schnittmeister, dann Cutter genannten Personen nennt, die maßgeblich
einen Film mitgestalten. Er spricht zum Film und beantwortet Fragen. Aber die drängende Frage, daß der Film abbricht, wo es spannend wird, nicht. Wie reagiert der Vater, was passiert? Sie ist doch erst fünfzehn.

Aber natürlich ist es legitim, die Verwirrung der Fünfzehnjährigen in den Mittelpunkt zu stellen, was dem Film und dem Regisseur hervorragend gelingt mit einer Besetzung, die zwischen Coolness und Hilflosigkeit angesiedelt ist. Was täte man selber als Backfisch – um dieses schöne alte deutsche Wort einmal zu nutzen - , was als Vater? Die Fragen begleiten einen.

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