ff Exground 2018 Do 22.11. Murnau Ron Goldin 2exground filmfest in Wiesbaden, 16.-25. November, Teil 7

Claudia Schulmerich

Wiesbaden (Weltexpresso) – Angesichts der geballten philippinischen Thematik taten einem als Kontrastprogramm am selben Donnerstag vier Kurzfilme gut, deren Filmemacher alle dem Filmdepartment der Hochschule Beit Berl aus Kfar Saba enstammen, einer Stätte, die – wie wir dann mitbekamen – israelische Partnerstadt Wiesbadens ist. Das gibt dem Geschauten noch eine tiefere Bedeutung.

Und hätten wir das Programm sorgfältiger gelesen, dann hätten wir nicht nachfragen müssen – nach den Filmen war immer ein Gespräch mit Regisseur oder anderen Beteiligten möglich – , wie es denn mit palästinensischen Studierenden sei. Es gibt sie, aber...Denn soweit wir das überblicken, waren alle Anwesenden jüdischstämmige Israelis – und Männer dazu. Nächsten Jahr fragen wir also nach den weiblichen Studierenden.


THERE‘S NOTHING WRONG WITH THE WORLD (HAKOL BESEDER BAOLAM) VON RON GOLDIN ISRAEL 2017 OmeU (was Original mit englischen Untertiteln bedeutet) 17 MIN.

Nach der Vorführung wird der junge Regisseur mit dicker Brille und bodenstämmig Antworten geben, ja, es sei Tel Aviv, dessen Strand wir sehen, der zu Kriegszeiten leer ist, was auch meist für die Nacht gilt, Abendstunden, zu denen der Film spielt. Es sei aber normal, an den Strand zu gehen, ja auch des Nachts, von dort könne man besonders gut die Fliegerabwürfe sehen, die den Nachbarn von Tel Aviv gelten und die man wie ein Feuerwerk ‚genießen‘ könne. Der Himmel färbe sich rot, wie in seinem Film, man denkt aber weniger an Blut, sondern eher an Blumen. Aber Letzteres sind unsere Worte.

Der Film besticht durch seine Absurdität. Wir wissen nichts über den Mann, der da am Strand von Tel Aviv Nacht für Nacht mit einem Metalldetektor den Sand abtastet. Der Mann wirkt – aha, wie sein Regisseur – bodenständig, kein Aussteiger, geschweige denn ein Obdachloser, sondern ein gestandener Mann. Amnon heißt er. Furcht kennt die junge hübsche Frau nicht, die den Strand entlang wandert und auf ihn trifft, Anna. Sie ist verlassen worden, trauert, ist orientierungslos. Erst ist sie verblüfft, was der Mann da macht, dann wird sie neugierig, verfolgt das Geschehen und fragt nach. Sie erfährt die Funktion des Gerätes, aber nicht die Motivation des Suchenden. Und genau hierin liegt der Kunstgriff des Films, der abwartet, ehe er ganz zum Schluß unser Verständnis mit einem inneren „Aha“ erwirbt.

Anna will auch so ein Gerät bedienen und warum auch immer, er hat ein zweites. So führen beide sachte und kontinuierlich das Ding über den Sand und weder Anna noch wir wissen, warum das geschieht. Und dann kommt der Clou! Anna findet etwas. Einen goldenen Ring. Einen Ehering. Erst wehrt sie sich, als Amnon den Ring an sich nimmt und behält. Aber als er äußert: „Seit drei Jahren suche ich danach und Du findest ihn auf Anhieb.“, seine Sachen zusammenpackt und geht, kann man das „Aha“ und die psychische Entlastung der Zuschauer im Kinosaal schon fast körperlich spüren. Darum also...

Ach ja, die Metalldetektoren überläßt er Anna. Ein starker Film, der noch lange nachwirkt, weil man sich auf einmal die Frage stellt, ob denn Anna jetzt weitersucht und ein nächster kommt, ihr hilft und auch etwas findet...aber da sind wir ja schon in den Fortsetzungen, heute modisch Sequels genannt.

Eine ganze Geschichte und das in nur 17 Minuten. Und die nächste folgt.


UNIVERSE (MAR OLAM)
von Nimrod Itkin Israel 2017 17 Min. OmeU

Hier geht‘s um Ilan, der Taxifahrer ist, Alkoholiker und von seiner Freundin verlassen wurde. Aha, schon wieder, denken wir, das Thema Verlassen und Verlassenwordensein ist ein ganz wichtiges und ganz persönliches. Auch in Israel. Es ist Valentinstag – Israel hat die amerikanischen Bräuche noch stärker übernommen als die Bundesrepublik Deutschland - , da schenkt man dem amerikanischen Brauch nach Blumen. Ilan denkt an seine Ex und will sie mit Blumen überraschen und erfreuen. Doch, als die Türe aufgeht, steht ihr neuer Liebhaber in der Tür. Aber als er sich abwendet und heimgeht, passiert etwas, was die Situation ändert. Was hier aber nicht verraten werden darf.

FORTSETZUNG FOLGT

Foto:
BEIT BERL @ Murnau-Filmtheater 
Ron Goldin (Regie/director THERE'S NOTHING WRONG WITH THE WORLD)
©Frank Meißner