Neu auf DVD und Blu-ray ab 23. Oktober 2018, Teil 2/2
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Diese Strickmuster kennen wir, zudem diese Frau-Mann-Variante ja eine häufige Konstellation darstellt. Das weiß auch der Therapeut, dem man an seinem Verhalten anmerkt, daß er hier zum wiederholten Mal immer das Gleiche verrichtet. Er wirkt ein wenig aus der Form geraten, etwas speckig, sehr nach Wiener Gemütlichkeit, ja sogar etwas vernachlässigt. Alles Verstellung, würden wir im Nachhinein sagen, denn der Bursche versteht sein Geschäft in besonderer Weise. Er weiß was die ‚paradoxe Intervention‘ ist und er wendet sie an. Später.
Aber erst einmal das Vergnügen, das es macht, wenn man dem zerstrittene Paar zusieht, wenn es die üblichen Vorgaben des Therapeuten umzusetzen versucht. Zuerst glaubt man nämlich DIE WUNDERÜBUNG bestehe aus solchen Übungen: da müssen sich beide gegenübersetzen und sich in die Rolle des jeweils anderen versetzen, mit Puppen dieselbe Situation durchspielen, dann das herrliche Finger-Faustspiel. Sie soll die Faust ballen, fest halten und er soll versuchen, ihre Faust zu lösen. Natürlich versucht er erst einmal, so wie er gestrickt ist, die Faust mit Gewalt zu lösen – und scheitert. Am Schluß, als beide eigentlich schon auf dem Heimweg sind, will er – als ob er vom Therapeuten und seiner Frau gelobt werden will – dasselbe noch einmal tun. Seine Frau geht darauf ein, ballt die Faust und er streichelt sich an ihr und dem Arm hoch, bis er im Nacken landet und sie kitzelt und sie – glücklich ob der Berührung – die Faust öffnet. Ein besseres Ende eines Therapiegesprächs kann man sich nicht denken.
Und dieses Ergebnis, das Aussteigen aus festgefügten Abläufen in der Kommunikation war nur durch ein spezielles Vorgehen des Therapeuten möglich. Und da kommen wir ins Schwimmen. Denn natürlich wäre, wenn man das jetzt wirklich erklärt, was paradoxe Intervention ist, der Witz des Films dahin. Fordern wir also auf, daß sich die Interessierten über diese Therapieform, die der Paradoxen Intention des Wiener Analytikers Viktor Frankl folgt, selber informieren. Ihr liegt zugrunde, daß man das Gegenteil des Gewünschten zu tun anweist...Im Film auf jeden Fall passiert etwas, was wir -im Nachhinein - als absichtsvolles Agieren des Therapeuten wahrnehmen. Er verändert die Rollen. Er wird der Hilflose, er wird der verlassene Ehemann, der sich der Unfähigkeit, auch der professionellen bezichtigt, was das doch eigentlich zerstrittene Paar in seiner Hilfestellung für den so verunsicherten Therapeuten eint. Jetzt können beide von sich absehen, können den armen Therapeuten als Aufzubauenden wahrnehmen, ihm helfen, ihn stärken – und schon...schauen Sie selber.
Das ist zudem ein Film, der durch die knallharte Darstellung aller drei Protagonisten, mehrfach angeschaut werden kann. Darum kommt die DVD richtig. Zu Weihnachten, dem Familienfest dann noch mal in besonderer Weise.
Im Making Of im Bonusmaterial sieht und hört man die Rolleninterpretationen der Rollenträger besonders gerne. Wenn Erwin Steinhauer seinen Therapeuten erklärt, das hat was. Und Aglaia Szyszkowitz ist auch beim Erläutern ihrer Rolle so sprachgewandt wie in der Rolle. Und Letztens zeigt der Dritte im Bund, Devid Striesow, wie gut der Regisseur die Rollen besetzt hat.
Foto:
Erwin Steinhauer © Verleih
Info:
Darsteller
Aglaia Szyszkowitz Joana Dorek
Devid Striesow Valentin Dorek
Erwin Steinhauer Therapeut Harald
Technische Daten:
Inhalt: Hauptfilm (Länge 87 Min.)
Bonusmaterial: Making-of, Kinotrailer und Kinoteaser
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Hörfilmfassung für Sehgeschädigte
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Bild: 16:9 (2,35:1)
FSK: Hauptfilm 0 (Übernahme beantragt)
EAN: 4009750201312
Best.Nr.: 201313
Bisherige Berichterstattung:
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