MaryPoppinsSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 20. Dezember 2018, Teil 9

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Michael Banks (Ben Whishaw) ist inzwischen erwachsen geworden. Er lebt jetzt, in den 1930er Jahren, zusammen mit seinen drei Kindern Annabel (Pixie Davies), Georgie (Joel Dawson) und John (Nathanael Saleh) sowie der etwas chaotischen Haushälterin Ellen (Julie Walters) immer noch im Haus in der Cherry Tree Lane Nr. 17.

Michaels Frau ist vor einem Jahr gestorben, deshalb ist seine Schwester Jane (Emily Mortimer) auch wieder ins elterliche Haus gezogen. Allerdings ist sie vor allem damit beschäftigt - ebenso wie schon vor Jahren ihre Mutter - sich auf Demonstrationen für die Rechte der Arbeiter einzusetzen.

Da das Land mit einer Wirtschaftskrise zu kämpfen hat, hat Michael nur eine befristete Stelle bei der Fidelity Fiduciary Bank, bei der schon sein Vater und sein Großvater angestellt waren. Das Geld ist knapp, das Haus kommt immer mehr herunter und bei Familie Banks nimmt das Chaos überhand, denn die Erwachsenen sind nicht in der Lage, den Haushalt vernünftig zu führen.

Um die Sache noch schlimmer zu machen, will der Bankmanager Mr. William Weatherall Wilkins (Colin Firth) plötzlich auch noch das Haus der Familie Banks enteignen, wenn Michael nicht bis zum Wochenende seine Schulden bezahlen kann.

Doch da findet Michael einen alten Papierdrachen, den der kleine John steigen lässt. Als dann noch der Wind aufkommt, bekommt die Familie Banks Besuch und Hilfe von der geheimnisvollen Nanny Mary Poppins (Emily Blunt), die kein bisschen gealtert ist, seit Michael und Jane Kinder waren.

Mary Poppins ist immer noch das perfekt organisierte Kindermädchen, das ihre magischen Tricks auch nach Jahren nicht verlernt hat und die genauso aussieht wie bei ihrem letzten Besuch.

Zusammen mit ihren Freund, dem Laternenanzünder Jack (Lin-Manuel Miranda), nimmt sie die Kinder mit zu abenteuerlichen Erlebnissen, bei denen sie nicht nur seltsamen Personen begegnen, wie Marys exzentrischer Cousine Topsy (Meryl Streep), sondern auch zusammen mit einigen Zeichentrickfiguren magische Abenteuer erleben.

Dadurch bringt Mary Poppins nicht nur wieder Liebe, Lebenslust und Spaß in das Leben von Annabel, Georgie und John, sondern die Kinder können auch mit Hilfe von Mr. Dawes Jr. (Dick Van Dyke), dem ehemaligen Manager der Bank, erreichen, dass Michael nicht entlassen wird und dass die Familie ihr Haus nicht an Mr. Wilkins verliert...


"Mary Poppins' Rückkehr" ist die Fortsetzung des Oscar-prämierten Films "Mary Poppins" (1964). Während der erste Film auf den ersten beiden Mary Poppins Romanen der australisch-englischen Autorin P. L. Travers beruht hat, wurde der neue Film von den Geschichten aus den weiteren Büchern inspiriert, die bis heute noch nicht verfilmt wurden.

2013 brachte Disney außerdem den Film "Saving Mr. Banks" mit Tom Hanks und Emma Thompson in die Kinos. Der Film beschreibt die Verhandlungen um die Filmrechte an der Mary-Poppins-Geschichte, die Walt Disney mit der Autorin P. L. Travers im Jahr 1961 geführt hat.

Das Drehbuch zu "Mary Poppins' Rückkehr" stammt von David Magee, der schon mit "Wenn Träume fliegen lernen" (2004) und "Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger" (2012) zeigen konnte, dass er hervorragend Filmdrehbücher von fantasievollen Geschichten erstellen kann. Als Regisseur konnte Rob Marshall gewonnen werden, der mit "Chicago" (2002) und zuletzt mit "Into the Woods" (2014) erfolgreiche Musicalfilme inszeniert hat. Emily Blunt und auch Meryl Streep haben bei "Into the Woods" schon mitgespielt und mitgesungen.

Zentrum des Films ist Emily Blunt als Mary Poppins. Sie brilliert als nahezu perfektes Kindermädchen mit wunderbaren, magischen Fähigkeiten, das fast jede Alltagssituation zu einem unvergesslichen und fantastischen Abenteuer machen kann.

Der puerto-ricanisch stämmige Schauspieler, Komponist, Songwriter und Rapper Lin-Manuel Miranda spielt Marys guten Freund, den Lampenanzünder Jack. Beide sind nicht nur tolle Schauspieler, sondern sie beeindrucken auch in ihren Tanz- und Gesangsnummern, diese gehören ganz sicher zu den Höhepunkten des Films.

Auch die weiteren Schauspieler, Ben Whishaw als Mr. Banks, Emily Mortimer als Jane Banks, Julie Walters als Haushälterin Ellen und Meryl Streep als Marys exzentrische, entfernt verwandte Cousine Topsy, die das Lied Turning Turtle singt, überzeugen schauspielerisch und musikalisch.

Colin Firth muss als gemeiner William Weatherall Wilkins, Manager der Fidelity Fiduciary Bank im Gegensatz zu "Mamma Mia" (2008) nicht singen, darf aber sehr heimtückisch und gemein sein. In einem Cameo tritt auch 93jährige Dick Van Dyck auf, der mit Mr. Dawes Jr. sozusagen den Sohn seiner eigenen Rolle als Mr. Dawes Sr. (zusätzlich zu Bert, dem Schornsteinfeger) aus "Mary Poppins" spielt.

Ebenso wie im ersten Film von 1964 treten auch dieses Mal neben den realen Personen wieder einige animierte Tiere auf, dabei gibt es eine Sequenz in der Mary, Jack und die Banks Kinder in der Kutsche auf einer zerbrochenen Porzellan-Schale verreisen. Sie landen letztendlich in der Royal Doulton Music Hall, in der Mary und Jack dann mit Pinguinen zusammen tanzen und singen. Diese Szenen sind gut gelungen, aber nicht herausragend.

Die Dreharbeiten fanden in den Shepperton Studios im englischen Surrey statt, dabei wirkt die Cherry Tree Lane, in der das Haus der Familie Banks steht, doch recht ähnlich zur Straße, in der der sprechende Bär Paddington und die Familie Brown wohnen.

Während bei "Mary Poppins" die Lieder und die Musik von den Brüdern Richard M. Sherman und Robert B. Sherman stammten, die dafür auch mit einem Oscar ausgezeichnet wurden, wurde der Score diesmal von Marc Shaiman erstellt. Er schrieb auch die Musik zu den neuen Songs und zusammen mit Scott Wittman auch die Texte. Die Lieder sind zwar gut umgesetzt, aber keines der Songs ist so eingängig wie Wenn ein Löffelchen voll Zucker, Supercalifragilisticexpialigetisch oder der Oscar-Gewinner Chim Chim Cheree aus dem Originalfilm von 1964. Am eingängigsten ist sicher noch Emily Blunts The Place Where Lost Things Go. Eine wunderbare Überraschung ist ganz sicher, dass die 93jährige Angela Lansbury ein Cameo als Ballon-Lady auf dem Rummelplatz mit dem Song Nowhere To Go But Up hat.

Insgesamt ist "Mary Poppins' Rückkehr" mit 124 Minuten leider etwas zu lang geraten, da die Story doch etwas dünn ausgefallen ist und auch keine Weiterentwicklung zum Originalfilm enthält. Auch sind neben den nicht sehr eingängigen Liedern auch die Tänze gut, zeigen aber eigentlich nichts Neues oder Besonderes. Die tollen Darstellungen vor allem von Emily Blunt und Lin-Manuel Miranda machen aber vieles wett. Dies hat auch die Hollywood Foreign Press Association (HFPA) so empfunden. Beide haben eine Nominierung für die Golden Globes als Beste Darsteller in einem Musical oder Komödie bekommen. Zwei weitere Nominierungen gab es als Bester Film - Musical/Komödie und für Marc Shaiman in der Kategorie Beste Filmmusik.

Der Film wird ganz sicher denjenigen gefallen, die auch "Mary Poppins" von 1964 geliebt haben. "Mary Poppins' Rückkehr" ist - trotz aller Kritik - auf jeden Fall als Weihnachtsfilm für die ganze Familie hervorragend geeignet.

Zusatz: Die englischen Lieder des Films sind:
- (Underneath the) Lovely London Sky – Lin-Manuel Miranda
- Overture - Marc Shaiman
- A Conversation – Ben Whishaw
- Can You Imagine That? – Emily Blunt mit Pixie Davies, Joel Dawson und Nathanael Saleh
- The Royal Doulton Music Hall – Emily Blunt, Lin-Manuel Miranda, Pixie Davies, Joel Dawson und Nathanael Saleh
- Introducing Mary Poppins – Lin-Manuel Miranda und Emily Blunt
- A Cover Is Not the Book – Emily Blunt, Lin-Manuel Miranda und Company
- The Place Where Lost Things Go – Emily Blunt
- Turning Turtle – Meryl Streep mit Emily Blunt, Lin-Manuel Miranda, Pixie Davies, Joel Dawson und Nathanael Saleh
- Trip a Little Light Fantastic – Lin-Manuel Miranda mit Emily Blunt, Tarik Frimpong, Pixie Davies, Joel Dawson, Nathanael Saleh und Leeries
- The Place Where Lost Things Go (Reprise) – Joel Dawson, Nathanael Saleh und Pixie Davies
- Trip a Little Light Fantastic (Reprise) – Dick Van Dyke mit Emily Blunt, Lin-Manuel Miranda, Ben Whishaw, Pixie Davies, Joel Dawson and Nathanael Saleh
- Nowhere to Go But Up – Angela Lansbury, Ben Whishaw, Pixie Davies, Joel Dawson, Nathanael Saleh, Lin-Manuel Miranda, Emily Mortimer, Julie Walters und Company
- (Underneath the) Lovely London Sky (Reprise)" - Lin-Manuel Miranda

In der deutschen Synchronfassung wird Annett Louisan den Endcredit-Song namens Alles was ihr vermisst singen.

Foto: Jack (Lin-Manuel Miranda), Mary Poppins (Emily Blunt) und die Banks Kinder (Joel Dawson, Pixie Davies, Nathanael Saleh) zusammen mit einer Gruppe von Lampenanzündern vor dem Haus Cherry Tree Lane Nr.17 © Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Info:
Mary Poppins' Rückkehr (USA 2018)
Originaltitel: Mary Poppins Returns
Genre: Musical, Fantasy, Animation, Familienfilm
Filmlänge: 124 Minuten
Regie: Rob Marshall
Drehbuch: David Magee, basierend auf Mary Poppins Geschichten von P.L. Travers
Darsteller: Emily Blunt, Lin-Manuel Miranda, Ben Whishaw, Emily Mortimer, Julie Walters, Colin Firth, Meryl Streep, Joel Dawson, Pixie Davies, Nathanael Saleh, Dick Van Dyke, Angela Lansbury u.a.
Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 20.12.2018