Bildschirmfoto 2019 01 02 um 00.47.46Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 25./26./27. Dezember 2018, Teil 11

N.N.

München (Weltexpresso) - Hape Kerkelings „Ich bin dann mal weg“ war mit mehr als fünf Millionen Lesern das erfolgreichste deutsche Sachbuch der Nachkriegszeit. Nachdem die Produzenten Nico Hofmann (UFA FICTION), Sebastian Werninger (UFA FICTION) und Hermann Florin (Feine Filme) es verfilmt hatten, nahmen sie sich auch Kerkelings zweiten Bestseller „Der Junge muss an die frische Luft“ (verkaufte Auflage: über eine Million Exemplare) vor, um ihn auf die Leinwand zu bringen.

Werninger sagt: „Wir hatten den Erfolg des Films ‚Ich bin dann mal weg‘ in dieser Größenordnung weder erhofft noch erwartet. Zwar wenden wir uns mit unseren Filmen grundsätzlich an ein Millionenpublikum, aber fast zwei Millionen Zuschauer war einfach sensationell. Natürlich waren wir begeistert und stolz – genau wie Hape Kerkeling, dem der Film sehr naheging. Er mochte ihn wirklich gern und war auch sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit mit unserem Team. Das ebnete natürlich den Weg für unser nächstes gemeinsames Projekt, die Verfilmung seines zweiten Buchs. Also hat er auch diese vertrauensvoll in unsere Hände gelegt.“...

Über das beispiellose Phänomen Hape Kerkeling sagt Florin: „Hape ist ein perfekter Sympathieträger. Er will die Menschen unterhalten, er will nicht polarisieren. In unserem Fall porträtiert er die Menschen aus seiner Fami- liengeschichte derart liebevoll, dass man sich über sie totlacht, ohne sie je zu verachten. Viele andere Comedians gehen sehr anders vor. Hapes Beliebtheit hat vor allem damit zu tun, dass er die ‚Opfer‘ seiner Paodie sehr, sehr ernst nimmt und auch sehr mag. Hinzu kommt, dass der Mann handwerklich über ein sensationelles Timing verfügt. Also er versteht seinen Job – und er liebt die Menschen.“

Joachim Król, der im Film den Großvater Willi verkörpert, bestätigt: „Das Spannende ist ja, dass wir in diesem Land kaum Leute haben, die eine solche kollektive Wertschätzung erfahren wie Hape Kerkeling. Obwohl er gar nicht mehr so aktiv ist in dem Medium Fernsehen, ist er im kollektiven Bewusstsein als der Sympathieträger schlechthin verankert – und mit Recht, meine ich. Wir haben uns jetzt gerade hier am Drehort wiedergesehen: Er ist jemand, der eine ursympathische Ausstrahlung hat, auch großes Interesse signalisiert.“

Produzent Florin fährt fort: „Schon früh entwickelten wir ein Konzept, wie wir das Buch aufbereiten wollten. Hape stimmte zu – das war die Grundlage. Prinzipiell sagte er: ‚Ich halte mich aus der Filmarbeit heraus, sage aber immer meine Meinung.‘ Also kommentierte er alle Drehbuchfassungen. Dabei behandelte er Drehbuchautorin Ruth Toma ebenso wie Caroline Link als Regisseurin mit großem Respekt. Seine Einstellung: ‚Es ist zwar meine Geschichte, aber ihr müsst sie umsetzen, denn ich selbst wäre viel zu befangen.‘“

Dazu Sebastian Werninger: „Der Unterschied zu Hapes früherer Fernseharbeit besteht darin, dass es damals nie um seine private Person ging. Doch seine beiden Bücher tauchen tief in seine eigene Lebensgeschichte ein. In Bezug auf die Filme hat er von vornherein gesagt, dass er die Projekte nicht dominieren will und dass er auch als Darsteller nicht zur Verfügung steht. Er hat erkannt, dass man dramaturgisch einen gewissen Abstand braucht, um mit diesen Stoffen umzugehen – daraus hat er die Konsequenz gezogen. Das torpedierte damals auch Bernd Eichingers Option auf den ersten Film: Weil Hape nicht selbst auftreten wollte, verlor Eichinger das Interesse an dem Projekt. Insofern war für uns von vornherein klar, dass Hape von einem Schauspieler dargestellt werden würde.“

Florin ergänzt: „Hape hat mir mal gesagt: Was er in den Büchern formuliert, bedarf der Interpretation in dem Sinne: Je größer das Publikum der ursprünglich sehr subjektiven Geschichte ist, desto deutlicher muss sie von außerhalb formuliert werden. Es ist also wichtig, dass wir als Filmemacher einen eigenen Ansatz finden und daraus eine packende Geschichte machen. Als Darsteller und Regisseur seiner selbst könnte Hape das gar nicht leis- ten. Er lässt uns also machen, wobei er aber immer darauf achtet, dass der Ton stimmt und die Emotionalität seines Originaltextes erhalten bleibt.“ Der nächste Schritt war die Filmadaption des Buchs. Florin berichtet: „Wenn ich die besten deutschen Filmautoren benennen sollte, gehört Ruth Toma auf jeden Fall dazu. Wir arbeiten sehr gern mit ihr. Es ist wunderbar, wie sie die perfekte Mischung aus Emotionalität und Humor herstellt. Sie hat Respekt vor der Figur Hape Kerkeling, aber sie hat keine Angst vor ihr. Tatsächlich waren zum Beispiel viele Schauspieler bei der Planung des ersten Films eher zurückhaltend, gerade weil es um die Figur des legen- dären Unterhaltungskünstlers ging. Damit hat Ruth aber keinerlei Problem. Und ich verbeuUnd ich verbeuge mich vor ihrer großartigen Leistung.“

„Hinzu kommt, dass Ruth Toma mit ihrem Skript auch Regisseurin Caroline Link stark beeindruckt hat“, sagt Sebastian Werninger. „Caroline inszeniert hier also erstmals einen Film, den sie nicht selbst geschrieben hat – auch das ist eine besondere Auszeichnung für Ruth!“

Über die renommierte Regisseurin und Oscar®-Preisträgerin sagt Hermann Florin: „Ich kenne Caroline Link schon sehr lange, und sie hatte bereits mehrere Projekte abgelehnt, die ich ihr vorgeschlagen hatte. In diesem Fall hatten wir einfach das Glück, dass sie diese Geschichte zum richtigen Zeit- punkt auf den Tisch bekam. Nachdem ich ihr das Skript geschickt hatte, sagte sie nur wenige Tage später zu.“ Was schätzt der Produzent an der Regisseurin? „Caroline kämpft sehr um ihre Version der Geschichte. Sie geht hervorragend mit den Schauspielern um – ihr gelingt es mit den Darstellern zusammen, wirklich dreidimensionale Figuren auf der Leinwand zu erschaffen. Einerseits versteht sie ihr Handwerk in dem Sinne, wie eine Szene in Bilder aufgelöst wird, andererseits vermittelt sie den Schauspielern die entscheidenden Gefühle für die szenische Situation. Wie ich beobachten konnte, fühlen sich die Schauspieler sehr wohl in dieser Zusam- menarbeit – Caroline fordert sie auf, ihr Bestes zu geben. Sie inspiriert alle Mitwirkenden und schart ein sensationelles Team um sich. Am liebsten arbeitet sie mit schon bewährten Crewmitgliedern zusammen. Die haben bereits einen eigenen Kommunikations-Code entwickelt, in den man sich zunächst einfinden muss, aber immer geht es sehr zielgerichtet um die Sache, um das bestmögliche Ergebnis.“

Hape Kerkeling sagt über die Regisseurin: „Ich weiß nicht, wie sie das hinbekommt, aber alle Szenen sind voller Seele, ob sie komisch sind oder traurig. Bis Caroline zum Projekt stieß, habe ich mich intensiv in das Pro- jekt eingebracht und die Drehbuchfassungen gelesen. Und als sie dann dazukam, habe ich mich entspannt zurückgelehnt, weil ich mir dachte: Die ist Oscar-Preisträgerin – da halt ich einfach mal die Klappe!“

Wie immer bei der Adaption einer Buchvorlage standen die Filmemacher vor der Aufgabe, den Stoff den Besonderheiten des Mediums anzupassen. Produzent Florin sagt: „Jedes Buch erfordert bei der Verfilmung ein an dem Projekt orientiertes Vorgehen. Allerdings trafen wir gleich zu Anfang die Entscheidung, bestimmte Teile des Buchs nicht zu berücksichtigen: Auf etwa 60 Seiten des Buchs beschreibt Hape Kerkeling Erlebnisse aus seinem erwachsenen Leben, mit denen er sich seiner eigenen Biografie nähert. Wir entschieden jedoch, uns ausschließlich auf seine Kindheitsgeschichte zu konzentrieren: Geschildert werden im Wesentlichen Ereignisse, die Hape als etwa Achtjähriger erlebt hat. In der zweiten Phase gilt es dann, die ausgewählten Episoden in eine dramaturgische Form zu bringen, um eine Aneinanderreihung zufällig erscheinender Anekdoten zu vermeiden. Mit unserer Unterstützung war dies dann die Arbeit, die Ruth Toma in ihrem Drehbuch geleistet hat.“

„Es war schwierig, einen geeigneten Darsteller für den kleinen Hape zu finden“, erinnert sich Produzent Hermann Florin. „Denn viele Eltern, die auf unsere Zeitungsanzeigen etc. reagierten, nahmen unsere Vorgaben ACHTJÄHRIGE GENIES UND WO SIE ZU FINDEN SIND (‚ein eher rundlicher Achtjähriger‘) nicht ernst und erschienen teilweise mit schmächtigen 1,60 Meter großen Jungen zum Casting! Aber wir brauchten natürlich ein etwas pummeliges Kind, weil auch dieser Umstand dazu beigetragen hat, dass aus Hans-Peter eine Entertainment-Kanone geworden ist.“

Bildschirmfoto 2019 01 01 um 20.45.38Die Wahl fiel schließlich auf den kleinen Julius Weckauf. Er erzählt: „Also wir wohnen in einem kleinen Dorf, da haben wir ein Geschäft. Im Geschäft sind meine Eltern von einigen Kunden darauf angesprochen worden, dass sie im Radio von einem Casting gehört hatten, in dem die Rolle des kleinen Hape Kerkeling gesucht wird, und sie hätten dabei sofort an mich gedacht. Ich habe als Kind auch immer bei meinen Eltern auf dem Tresen gesessen und die alten Omas und Opas oder die anderen Kunden nachgemacht. Ich fand das sehr cool und bin dann mit meinem Vater zum Casting nach Wuppertal gefahren. Meiner Mutter habe ich gesagt: Wenn ich die Rolle bekomme, backst du mir aber Schoko-Soufflé. Es hat zwar eine Weile gedauert, bis ich die Rolle hatte, aber dann gab es auch Schoko-Soufflé.“


Fotos:
Caroline Link
© Verleih

Info:
Julius Weckauf      Hans-Peter
Luise Meyer           Margret
Sönke Möhring      Vater Heinz
Hedi Kriegeskotte  Oma Änne
Joachim Król         Opa Willi
Ursula Werner       Oma Bertha
Rudolf Kowalski    Opa Hermann