f Die Frau des Nobelpreistraegers Mehr als eine Muse big teaser articleSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 3. Januar 2019, Teil 5

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Schon wieder ein Film, dessen erträgliches Gelingen allein mit der Darstellung einer Rolle zusammenhängt. Denn ohne die beweglichen Augenbrauen von Glenn Close oder das Vereisen ihres Gesichts als Frau Joan des Nobelpreisträgers Joe Castleman (Jonathan Pryce) wäre der Film trotz seines rasantes Schlusses zu bieder und eben auch zu mechanisch mit den vorhersehbaren Rückblenden.

Es fängt damit an, daß Joe Castleman nur ein Nobelpreiskandidat ist. Allerdings ein Favorit. Und daß es um den Literaturnobelpreis 1992 geht, das ist ungewollt witzig im Jahr 2018, wo es aus Gründen, die nur mit unhaltbaren Zuständen in der zuständigen Kommission und einigen Rücktritten zu tun hat, keinen Literaturnobelpreis gegeben hat. Nun also wenigstens ein Preisträger im Film. Sehr nervös ist Joe Castleman, den wir zusammen mit seiner Frau in der Nacht der Entscheidung kennenlernen. Sie liegen im Ehebett und versuchen zu schlafen, was nur halb gelingt. Und dann tritt ein, was sie erhoffen. Das Telefon klingelt und tatsächlich wird mittels einer Stimme mit schwedischem Akzent wahr, was sie erhoffen: „Wir haben gewonnen“, jubeln sie, während sie auf den Betten und sonst wo herumhüpfen. Und was wir hier noch als eine nette Geste empfinden, wenn von „wir“ gesprochen wird, nimmt zum Schluß hin eine abenteuerliche Wendung an, die hier nicht verraten werden soll.

Von Anfang an spielt Joe seine Rolle als Autor und nun Nobelpreisträger in der Öffentlichkeit genauso gut wie zu Hause, wo die alten Verhältnissen wieder einmal zuschlagen, daß der Mann in der Öffentlichkeit steht, aber dies nur deshalb so gut kann, weil ihm die Ehefrau den Rücken frei hält, bzw. ihn stärkt. Was im Film aber völlig fehlt, das wäre das Schriftstellersein. Man sieht ihn nur mit den fertigen Ergebnissen, aber nicht dabei, wie er sich die Haare rauft, weil auf dem Papier nicht das steht, was er im Sinne hatte. Und auch nicht, wie er beglückt eine Wendung findet oder irgendetwas, was mit der Erfüllung oder der Verzweiflung beim Schreiben zu tun hätte. Doch das hat seine Gründe, über die wir hier schweigen. Wir sehen, wie seine Frau ihn sanft leitet und Orientierung gibt, insbesondere, was sein gespaltenes Verhältnis zu seinem Sohn angeht, der ebenfalls Schriftsteller werden möchte, von der Mutter vergöttert, vom Vater aber eher mißachtet. 

Das Ehepaar Castleman ist ein eingespieltes Team, das nur deshalb so gut funktioniert, weil Joan die Lok führt. Das ist bisher gut gegangen, doch als die beiden nun tatsächlich zur Nobelpreisverleihung, jeweils im Dezember, nach Stockholm fahren, wird er groß gefeiert und sie als überflüssige Anhängsel mit dem Damenprogramm abgespeist. Was lange gut ging, nämlich äußerst überzeugend ihre Rolle zu spielen, ist vorbei und ...

Es sind die leisen Töne, mit denen dieser Film trotz vieler Schematismen überzeugt, von denen die meisten auf das Konto der Ehefrau gehen, weshalb das zugrundeliegende Buch auch im Original THE WIFE heißt und als Bestsellerverfilmung Spaß machen kann, gleichzeitig aber etwas dünn bleibt.

Foto:
Der nächtliche Anruf aus Stockholm mit der Verkündung der guten Nachricht
© Verleih

Info:
BESETZUNG
Joan Castleman             Glenn Close
Joe Castleman               Jonathan Pryce
David Castleman            Max Irons
Susannah Castleman     Alix Wilton Regan
Nathaniel Bone               Christian Slater
Joan Castleman jung      Annie Starke
Joe Castleman jung        Harry Lloyd
Elaine Mozell                   Elizabeth McGovern
Linnea                             Karin Franz Körlof