Chaos im NetzSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 24. Januar 2019, Teil 1

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Seit sechs Jahren sind der Bösewicht Ralph aus dem Arcade-Spiel Fix-It Felix Jr. und Vanellope aus dem Rennspiel Sugar Rush Freunde. Da sich die Renn-Prinzessin in ihrem Computerspiel langweilt, versucht Ralph es ihr etwas komplizierter zu machen. Leider übertreibt er dabei ein wenig und dadurch zerbricht das Lenkrad des Spielautomaten in der Arcade Spielhalle.

Da es für das Retrospiel kein Ersatzlenkrad gibt, will der Spielhallenbesitzer das Game vom Netz nehmen und das Spiel durch ein aktuelleres ersetzen. Die Mitspielerinnen um Vanellope können sich gerade noch aus dem Spiel in den allgemeinen Aufenthaltsraum retten.

Ralph und Vanellope sind deshalb gezwungen, durch den gerade installierten Wi-Fi Router ins Internet zu gehen, um nach einem Ersatz-Lenkrad zu suchen. Dort kommen sie aus dem Staunen nicht heraus: Das Internet ist eine riesige, nie ruhende Megacity, die neben endloser Unterhaltung auch die Erfüllung aller Wünsche verheißt.

Sie werden auch bei ihrer Suche bei eBay fündig, begreifen aber das System nicht so ganz und überbieten sich gegenseitig, bis der Preis für das Lenkrad bei 27.001 Dollar liegt. Sie müssen nun versuchen, innerhalb von 24 Stunden das Geld irgendwo im Internet zu verdienen, um so die Annullierung der Auktion zu verhindern.

Die beiden bekommen den Rat, sich in ein actionhaltiges Online-Rennspiel namens Slaughter Race einzuloggen, um dort den roten Renner zu klauen und den dann zu verkaufen.

Doch so einfach wie gedacht, funktioniert es dann doch nicht, denn auch wenn Vanellope mit dem Flitzer hervorragend umgehen kann, lassen sich die coole Street Racerin Shank und ihre Mitspieler nicht so einfach bestehlen, und schon gar nicht von zwei blutigen Anfängern.

Während Vanellope sich in der neuen Spiele-Umgebung sichtlich wohl fühlt und eigentlich gar nicht mehr weg will, versucht Ralph auf eine andere Art das nötige Geld zu verdienen, z.B. indem er sich auf dem Videoportal BuzzTube.com zum Affen macht, um mit Hilfe des Videoportal-Algorithmus Yesss aktuelle Likes in Geld umzusetzen.

Doch auch die kleine Renn-Prinzessin macht weitere Bekanntschaften im Internet, so trifft sie z.B. auf einer Disney-Fanpage auf die gesammelten Prinzessinnen des Mäuse Universums.

Als Ralph dann aber eifersüchtig wird, begibt er sich auf den Weg ins Darknet, ohne zu wissen, was er damit auslösen kann...


"Chaos im Netz" ist die Fortsetzung des Animationsfilms "Ralph reichts" (2012). Regisseur ist - wie schon beim ersten Film - Rich Moore, diesmal zusammen mit Phil Johnston, der auch mit Pamela Ribon wieder das Drehbuch verfasst hat.

Obwohl es zu Beginn von "Chaos im Netz" ein Wiedersehen mit einigen wichtigen Charakteren von "Ralph reichts" gibt, spielt der Hauptteil des Films nicht in der Welt der Arcade Spielhalle, sondern Ralph und Vanellope begeben sich in die große bunte Welt des Internets. Trotzdem schadet es nicht, sich den ersten Film zum Verständnis noch einmal anzusehen.

Wie "Ralph reichts" findet man im Sequel wieder zahlreiche Anspielungen auf die Popkultur. Da kann man bekannte Videospielklassiker oder eine Hommage an "King Kong" finden, aber wichtig sind diesmal vor allem das Internet und seine unendlich vielen Möglichkeiten. Die Wimmelbilder im Cyberspace erinnern an den Anime "Summer Wars" oder Spielbergs "Ready Player One". Überall sieht man Details und Hinweise, dabei sind auch die Logos von Twitter, Amazon oder Internet Movie Database. Wikipedia ist als Buch auf einer antiken Säule zu erkennen. Natürlich wurde auch das Darknet nicht vergessen, es befindet sich wie erwartet im Keller.

Es gibt "Likes" in Form von Herzchen und ausgesprochen nervige Pop-Up Nachrichten, aber auch Aspekte wie Hasskommentare und sich selbst kopierende Viren. Vermutlich wird man die vielen Details beim ersten Ansehen gar nicht alle finden können. Es macht Spaß, die ideenreiche Darstellung des Internets zusammen mit Ralph und Vanellope zu entdecken.

Eine der ersten Highlights ist dann auch der Besuch von Vanellope und Ralph im Videogame Slaughter Race, denn die spannende Verfolgungsjagd steht nicht hinter einem echten Actionfilm zurück.

Weniger gelungen sind die Szenen, in denen Ralph sich zum Affen macht, um durch die Likes Geld zu verdienen. Als dann aber Vanellope versucht Likes zu generieren und auf die Seite von Disney.com gerät, trifft sie so ziemlich jede Prinzessin aus den animierten Disney Filmen, und zwar Vaiana aus "Vaiana -Das Paradies hat einen Haken" (2016), Anna und Elsa aus "Die Eiskönigin – Völlig unverfroren" (2013), Merida aus "Merida – Legende der Highlands" (2012), Rapunzel aus "Rapunzel – Neu verföhnt" (2010), Tiana aus "Küss den Frosch" (2009), Mulan auch "Mulan" (1998), Pocahontas aus "Pocahontas" (1995), Jasmine aus "Aladdin" (1992), Belle aus "Die Schöne und das Biest" (1991) und Arielle aus "Arielle, die Meerjungfrau" (1989). Für deren Auftritte konnten die Regisseure in der Originalversion einige der Original-Sprecherinnen gewinnen. Herrlich ist auch, wenn die Disney-Prinzessinnen versuchen Vanellope in die Geheimnisse von Gesangseinlagen in Filmen einweihen (was Vanellope erst einmal nicht hinbekommt aber sehr wohl am Ende des Films).

Auch die Anspielungen auf Filme wie "Star Wars" und die Marvel-Filme sind gelungen. Wunderbar ist eine Fragestunde mit dem jungen Groot, der natürlich immer nur mit "I am Groot" antwortet, und derjenige, der Ralph im Darknet den Virus verkauft, hat doch eine ziemliche Ähnlichkeit mit Jabba the Hutt aus den "Star Wars" Filmen. Natürlich treten auch Stormtroopers auf. Die Szenen im Disney-Universum mögen die Handlung nicht voran bringen, sie sind aber witzig und zeigen eine Menge Selbstironie und sind sicher einer der Höhepunkte des Films.

"Ralph Breaks the Internet" - so der Originaltitel - ist einer der fünf nominierten Filme als Bester Animationsfilm für die Golden Globe Awards 2019. Er hat allerdings gegen "Spider-Man: A New Universe" verloren.

Insgesamt ist "Chaos im Netz" ein schwungvoll animiertes Abenteuer. Es hat den Geist seines Vorgängerfilms "Ralph reichts" wunderbar wieder aufgenommen, weiter entwickelt und mit vielen Anspielungen an die Popkultur angereichert, diesmal nicht im Innern von Videospielen, sondern im World Wide Web. Das führt dazu, dass sich Kinder nicht langweilen werden, auch wenn sie nicht alle Anspielungen verstehen. Erwachsene werden sich genau an diesen Fingerzeigen erfreuen. Das macht "Chaos im Netz" zu einem sehenswerten Film für die ganze Familie.

Foto: Ralph (Originalstimme John C. Reilly), Vanellope (Sarah Silverman) und Shank (Gal Gadot) im Online-Rennspiel Slaughter Race © Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Info:
Chaos im Netz (USA 2018)
Originaltitel: Ralph Breaks the Internet
Genre: Animation, Familienfilm, Sequel
Filmlänge: 112 Minuten
Regie: Phil Johnston, Rich Moore
Drehbuch: Phil Johnston, Pamela Ribon
Originalsprecher: John C. Reilly, Sarah Silverman, Gal Gadot, Taraji P. Henson, Jack McBrayer, Jane Lynch, Alfred Molina, Ali Wong u.a.
Deutsche Sprecher: Anna Fischer, Ralph Ruthe, Lina Larissa Stahl u.a.
Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 24. 01.2019