Das LICHTER Filmfest Frankfurt International vom 19. bis 24. März 2013, Teil 8
Romana Reich
Frankfurt (Weltexpresso) – Am besten nimmt man sich das Programm vor, das in Frankfurt weitflächig ausliegt und schaut sich die Reihen der Lang- und Kurzfilme und die der internationalen und deutschen Filme selbst an, denn man muß auswählen, so umfangreich ist das Filmfest 2013 geworden.
Internationales Programm zum Schwerpunkt STADT
Deutschlandpremiere
„Bellas Mariposas“, 2012, Italien, Regie: Salvatore Mereu
Die schönen Schmetterlinge (so die Übersetzung des Titels) aus einem Plattenbau in
Cagliari schlagen in diesem Film mit einer Wucht ein, die den Mief von Berlusconis
Privatfernsehkultur vergessen lässt und die Zuschauer in den Bann schlägt.
21.3., 20 Uhr, Cinestar Metropolis
Deutschlandpremiere
„Gimme the Loot“, USA, 2012, Regie: Adam Leon
Sophia und Malcom sind die nächsten großen Sterne am Graffitihimmel – nur weiß das
leider noch keiner. Sie beschließen, eines der New Yorker Wahrzeichen, den Apfel der
New York Mets, mit ihrem „Tag“ zu versehen. „Gimme the Loot“ ist einer der unbeschwertesten Filme über Jugendkultur seit langem, zugleich Komödie und Sozialanalyse.
20.3., 20 Uhr, Cinestar Metropolis (Eröffnungsfilm)
Deutschlandpremiere
„I.D.“, Indien, 2012, Regie: Kamal K.M.
Charu wohnt in einer WG in einem Hochhaus in Mumbai. Sie ist alleine zuhause, als ein Arbeiter kommt, um die Wohnzimmerwand zu streichen. Sie bittet ihn, sich zu beeilen. Nur wenige Minuten später findet sie den Mann bewusstlos hinter dem Sofa. Die Suche nach der Identität des Fremden führt Charu durch die Metropole. Kamal K.M. zeigt die Zerrissenheit Mumbais dabei in aller Deutlichkeit.
23.3., 22 Uhr, Mal Sehn Kino – in Anwesenheit des Produzenten
„Lʼâge atomique (Atomic Age)“, Frankreich, 2012, Regie: Héléna Klotz
Victor und Rainer fahren nach Paris, sie wollen feiern gehen und ihr Leben und die
Exzessivität der Stadt genießen. Was sie finden, sind künstliche Nachtclubschönheit,
Drogen, Aggressivität, Gewalt und ihre eigene emotionale Labilität. „Lʼâge atomique“
beobachtet Jugend und Beziehung im Resonanzraum der Großstadt.
22.3., 20 Uhr, Hafenkino, Offenbach – in Anwesenheit der Regisseurin
Deutschlandpremiere
„Lʼintervallo“, Italien, 2012, Regie: Leonardo di Costanzo
Der Teenager Salvatore soll für den Mafiaboss des Viertels die etwas jüngere Veronica
einen Tag lang in einem gigantischen verlassenen Schulgebäude bewachen. In der
ungewollten Gefangenschaft finden die beiden einen Weg, der Enge ihrer Leben zu
entfliehen und sich mitten in der Stadt eine Oase zu erfinden.
22.3., 20 Uhr, Cinestar Metropolis – in Anwesenheit des Produzenten
Rhein-Main-Premiere
„Like Someone in Love“, 2012, Frankreich / Japan, Regie: Abbas Kiarostami
In „Like Someone in Love“, dem zweiten Film, den der iranische Regisseur Kiarostami
im Ausland gedreht hat, wird das schöne junge Escort-Girl Akiko eines Abends in die
Wohnung des emeritierten Soziologieprofessors Takashi geschickt. Was genau den
kauzigen, älteren Herrn zu diesem Engagement bewegt hat, bleibt unklar – die Beziehung der beiden ist jedenfalls keine sexuelle. Während langer Autofahrten durch Tokio spielen sie die Hypothesen ihres möglichen Verhältnisses durch.
24.3., 18 Uhr, Cinestar Metropolis
Deutschlandpremiere
„My Brooklyn“, 2012, USA, Regie: Kelly Anderson
Kelly Andersons Film ist eine sehr persönliche Analyse der Gentrifizierung. Getragen wird der Film durch eine Recherche eines konkreten stadtplanerischen Prozesses: den Abriss der Fulton Mall, eines erfolgreichen, von schwarzen, asiatischen und lateinamerikanischen Communities genutzten Einkaufsviertels. Dabei stellt sich die Frage: Wer bestimmt in letzter Konsequenz, wie Städte gestaltet werden und wer wie darin zu leben hat?
23.3., 20.30 Uhr, Kino im Deutschen Filmmuseum – in Anwesenheit der Regisseurin
Rhein-Main-Premiere
„Neighboring Sounds“, Brasilien, 2012, Regie: Kleber Mendonça Filho
Es gibt offensichtlich keinen vernünftigen Grund, weshalb ein privater Sicherheitsdienst
seinen Posten in einer unscheinbaren, wohlhabenden Wohnstraße im brasilianischen
Recife beziehen sollte. Doch während wir den findigen Chef der Firma dabei begleiten,
wie er die Bewohner von seinem Angebot überzeugt, lernen wir die komplexen und
widersprüchlichen Geschichten kennen, die dieses Stadtviertel ausmachen.
21.3., 20.30 Uhr, Kino im Deutschen Filmmuseum
Deutschlandpremiere
„Shanghai“, Indien, 2012, Regie: Dibakar Banerjee
Die ehrgeizige Gouverneurin Madamji will aus der verschlafenen Provinzstadt Bharat
Nagar das indische Shanghai machen, eine glitzernde Bürostadt mit Luxusappartements.
Daß dabei Menschen auf der Strecke bleiben, soll nicht weiter stören. Mit dem Glanz
Bollywoods und einem gehörigen Maß politischen Engagements zeigt „Shanghai“ auf die dunklen Seiten der indischen Politik.
19.3., 22 Uhr, Cinestar Metropolis
Deutschlandpremiere
„Stateless Things“, Südkorea, 2011, Regie: Kim Kyung-Mook
Der nordkoreanische Immigrant Joon und der schwule Hyun sind die Unsichtbaren der
Stadt – marginalisierte Figuren in einem Seoul des Booms. Der eine muss sich die Stadt gegen ihren Willen aneignen, der andere scheint sie zurückzuweisen. Für beide aber ist sie ein Ort der Sehnsucht.
23.3., 16 Uhr, Cinestar Metropolis
Rhein-Main-Premiere
„The Invisible Men (Gvarim Bilti Nirim)“, Israel/Niederlande, 2012, Regie: Yariv Mozer
Weil sie aus ihrer Heimat fliehen müssen, verstecken sie sich in Israel: „The Invisible Men“ erzählt die Lebensgeschichten von drei homosexuellen Palästinensern. Auch in Tel Aviv sind sie nicht sicher, denn sie halten sich illegal auf. In seiner Dokumentation begleitet Yariv Mozer die drei Protagonisten auf ihrer Suche nach Anerkennung.
20.3., 22 Uhr, Cinestar Metropolis
Klassiker
„High and Low“, 1963, Japan, Regie: Akira Kurosawa
Ein unverdientermaßen oft übersehenes Meisterstück des vielleicht bekanntesten
japanischen Regisseurs Akira Kurosawa. Ausgewählt und mit einer Einführung von dem Berliner Regisseur Christoph Hochhäusler („Milchwald“, „Unter dir die Stadt“).
21.3., 18 Uhr, Cinestar Metropolis
Internationale Kurzfilme zum Thema „Stadt“
International / Kurzfilm Rolle I: „Lost In The City“
Aktuelle Kurzfilme zum Themenschwerpunkt:
„Vertige“ von Christophe Gautry und Mathieu Brisebras erzählt von Charakteren, die in
eine alternative Realität in Tokio hineingezogen werden.
„Fille du calvaire“ von Stéphane Demoustier berichtet von Jerome und Patrick, die sich jeden Tag in der U-Bahn treffen. Jerome erzählt Geschichten über sein Liebesleben und Patrick versucht, die Entscheidungen seines jüngeren Gefährten zu beeinflussen.
In „The Black Balloon“ von Josh und Benny Safdie verliert ein Vater nach einer
Geburtstagsfeier ein Luftballonbündel. Ein schwarzer Luftballon löst sich ab, wandert allein durch New York und sucht jemanden zum Lieben – oder jemanden zum Hassen?
„La regle de trois“ von Louis Garrel erzählt uns von drei Menschen, die zusammen durch Paris laufen und dabei versuchen, ihre jeweiligen Bedürfnisse in Einklang zu bringen.
Protagonist von Marc R. Wilkins Film „Hotel Pennsylvania“ ist Gunnar, ein isländischer Migrant in New York City. Sein Weg, sich in die Kultur zu integrieren – einen Sprachkurs machen und Freunde finden –, bringt ihn dazu, seine Ideen über die amerikanische Gesellschaft und seine eigenen Träume zu überdenken.
20.3., 20.30 Uhr, Cinestar Metropolis
„Dancing in the city“: Experimentalfilm meets Frühes Kino
Streifzug durch die Zeiten und Städte. In Europa und anderswo. Bewegungen. Tempo,
Tanz. Die ganz normale Geschäftigkeit, in schnellen und langsamen Rhythmen, dann
wieder Fluchtbewegungen des Überlebens.
Mit den Filmen „Katendrecht“, „Surabaya“, „Jimmy's Ballet“ von Jaap Pieters, „Fliegende Händler in Frankfurt am Main“ von Ella Bergmann-Michel, „Zeilfilm“ von Urs Breitenstein und „Örtliche Betäubung“ von Gunter Deller.
Kuratiert von Karola Gramann (Kinothek Asta Nielsen). Vorgestellt von Gunter Deller und Gary Vanisian.
24.3., 18 Uhr, Mal Sehn Kino
www.lichter-filmfest.de