f cop ARP1235 R 1400Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 31. Januar 2019, Teil 15

N.N.

Paris (Weltexpresso) – WAS HAT SIE ZU DIESEM FILM GEBRACHT?
lso zuerst mal ist Rachid Bouchareb ein Mensch, dessen Begeisterung für ein Projekt sehr ansteckend sein kann. Zweitens bewundere ich ihn als Regisseur. Und drittens finde ich es immer entspannend, eine Action-Komödie zu machen - besonders, wenn ich dabei mit dem Image von amerikanischen Cops spielen kann. Mir tun nur meine US-Kollegen leid, die mein armseliges Englisch ertragen mussten!


ERZÄHLEN SIE UNS ETWAS ÜBER BAABA?

Er ist exakt so, wie jemand sein muss, der in Belleville lebt. Alle Klischees sind da: Er fühlt sich als Pariser, aber er liebt nur sein Viertel. Dort liebt er vor allem die chinesische Gemeinde, wahrscheinlich hält er sich schon für einen halben Chinesen. Außerdem ist Baaba ein bisschen altmodisch: ehrlich, treu, voller Prinzipien und Moral. Er würde weder seine Mutter im Stich lassen, noch seine Nachbarschaft, das macht ihn so liebenswert.


ABER STEHT ER NICHT UNTER DER FUCHTEL SEINER MUTTER?

In dieser Hinsicht ist Baaba einfach nicht ganz erwachsen. Er hat keinen angemessenen Abstand zu seiner Mutter, sondern hält noch eine kindliche Nähe zu ihr aufrecht. Aber das macht sein Leben kompliziert, weil er eben doch kein Kind mehr ist. Außerdem scheint sich zwischen den beiden irgendwo ein Drama zu verbergen: Man sieht, dass Zohra nicht seine biologische Mutter ist. Man weiß nicht, was die beiden einmal zusammengebracht hat, aber es hindert sie daran, wieder auseinanderzugehen. So jedenfalls habe ich mir die Geschichte zusammengereimt, um die Figur Baaba besser zu verstehen. Seine Vergangenheit ist ja undurchsichtig, der Film erzählt nichts weiter darüber.


BAABA LIEBT AUCH NOCH EINE ANDERE...

Ja, er liebt seine Freundin Lin. Aber auch in der Beziehung zu ihr muss er erwachsener werden. Da schadet es nicht, wenn er in die Welt hinauskommt. Der Film zeigt uns einen Reifungsprozess: Baabas Job im Ausland gibt ihm eine neue Perspektive auf sein Leben und seine bisherige Umgebung. Das führt dazu, dass er sich weiterentwickelt. So funktionieren doch die besten Geschichten - am Ende des Films gibt es mehr Hoffnung als am Anfang.


HABEN SIE ETWAS VON SICH SELBST IN BAABA WIEDERGEFUNDEN?

Ich verstehe Baabas Begeisterung für Asien. Seine Liebe zu Kung-Fu und sein Spaß an ameri- kanischen Krimis haben Einfluss darauf, wie er sein Leben führt. Das gefällt mir. Aber sonst haben wir wenig gemeinsam. Ich zum Beispiel bin ziemlich

früh von zuhause weggegangen. Manchmal über- fällt mich deshalb ein bisschen Heimweh, also habe ich es genossen, dass ich als Baaba so tief in Belleville drinstecken konnte. Mit ihm konnte ich zeigen, wie schwer es ist, einen Ort zu verlassen, in dem man verwurzelt ist.


WIE WAR DER DREH IN MIAMI?

Es klingt natürlich super, wenn man seinen Freunden sagen kann „Ich drehe in Miami!“ Dort führten wir dann allerdings eine Art Doppelleben: Wir waren in den USA, aber wir drehten einen französischen Film. Es war ein amerikanisches Set, aber die Crew bestand fast nur aus Franzosen. Immerhin habe ich dabei wieder mal gesehen, dass Dreharbeiten in den USA genauso ablaufen wie in Frankreich.


WIE WAR DIE ZUSAMMENARBEIT MIT LUIS GUZMÁN?

Luis Guzmán ist ein liebevoller, herzlicher, ausgesprochen lustiger Mensch. Vielleicht sieht sein Gesicht so aus, als ob er ein finsterer Typ wäre, und er erlaubt sich manchmal den Scherz, bedrohlich zu schauen, aber das hat nichts mit der Realität zu tun. Er ist offen und freundlich. Wir sind auf Anhieb klargekommen. Sobald wir zusammen Leseproben hatten, war schon zu spüren, wie viel schauspielerisches Potenzial da wartet: Er riskiert etwas, er kann etwas erfinden, und er kann sich extrem gut anpassen. Außerdem improvisiert er gern, also h ben wir während der komödiantischen Szenen viel aus dem Stegreif gespielt. Er hat mich mit seiner Spontanität immer wieder überrascht, es war eine echte Freude, mit ihm zu drehen.


UND WIE WAR ES MIT BIYOUNA?

Sie ist auch unglaublich kreativ und flexibel. Sie hat eine ganz eigene Art, mit anderen Menschen umzugehen, aber wir haben schnell zueinander gefunden. Danach hatten wir viel Spaß, denn wir hatten beide den gleichen Ansatz für unsere Rollen: Wir wollten unser Mutter-Sohn-Verhältnis weder hinterfragen, noch wollten wir es dem Publikum erklären. Also konnten wir uns ganz auf die Exzentrik dieser Beziehung konzentrieren.


WAS WAR DAS SCHWIERIGSTE BEI DEN DREHARBEITEN?

Das waren zum einen die Stunts. Ich musste Kung-Fu lernen. Das war für mich völlig neu, aber körperliche Herausforderungen motivieren mich, und das Training war toll. Zum anderen war die Verständigung am Set manchmal schwierig. So ähnlich muss es im Turm von Babel zugegangen sein, man hörte Englisch, Französisch, Spanisch, Chinesisch...


WIE GEFIEL IHNEN RACHID BOUCHAREB ALS REGISSEUR?

„Belleville Cop“ ist eine Komödie, das fällt nicht in Rachids gewohntes Terrain. Es war ein ganz neues Genre für ihn, also hat er sich in vieler Hinsicht auf Luis und mich verlassen, denn wir beide haben Erfahrung mit Komödien. Rachid ist aufgeschlossen, geduldig, er hört sich an, was man an eigenen Ideen für seine Rolle einbringt. Er hat uns nicht allzu streng geführt, aber wenn er mit einer Sequenz nicht zufrieden war, hat er ein paar Änderungen angeregt. Sein Einfühlungsvermögen ist groß, dadurch kann er seine Schauspieler so inszenieren, wie er sie haben möchte, und sie bemerken es kaum.

Foto:
© Verleih

Info:
Besetzung
Baaba Keita .......................... OMAR SY
Ricardo...................................LUIS GUZMÁN
Zohra......................................BIYOUNA
Lin ...........................................DIEM NGUYEN
Aboulaye ............................... ISSAKA SAWADOGO

Abdruck aus dem Presseheft