3369131.jpg c 210 280 x f jpg q x xxyxx1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 14. Februar 2019, Teil 6

Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ein Film, der Jugendliche im Kinosaal vereinigt und zusammenschmiedet. Wenn eine Jugend im gemeinsamen Schauen ins Kino gebannt wird, ist das ein wesentliches Moment der Entwicklung, immer wieder. Es begründet ein eigenes Genre. 

Das kann in Abständen miterlebt werden, wenn ein junger Mensch einlädt, um das Filmerlebnis zu teilen, Das geschah einst zu Twighlight. Rückerinnerungen an Filme gleicher Machart kehren wieder. Der Ältere modifiziert das Sehen, aber das geschieht beidseitig. Anderthalbstunden wie diese sind doppelt wertvoll. Avatar oder Horst Schlämmer, 'Isch kanditiere', sei’s drum. Avatar war grandios, aber der andere auch. Erwachsene sind nur Statisten, haben ihre Funktion.

Unter ähnlicher Prämisse waren der Anzahl nach über 10 Schulklassen ins große Cinestar Metroplis Frankfurt gekommen, um das, was eine junge Seele tief bewegt, ja aufwühlt, auch wenn es bloß Film ist, in Gemeinsamkeit zu erleben.

Es könnte jeden von uns treffen

Das Filmwerk, dreht sich um den Jungen Leo, einen von sechs Jugendlichen, die alle über dieselbe Klinik verbunden sind und dort in unheilbaren körperlichen wie seelischen Leiden schwere Stunden verbringen. Der Film beruht auf einer Konstellation von Film und Serie. Die Serie war früher da. Dadurch ist die Handlung nicht linear, jedoch ist sie eindrucksvoll und packend konfiguriert. Das, was an Leid der 6 zusammenkommt, trifft jugendliche Anwesende mitten ins Herz. Die ganze Prüfung durch das Leid wird gezeigt, dramatisiert, illustriert, in Szene gesetzt, mit der Folge, dass es doch kein Entrinnen vorzüglich vom Krebs gibt.

Klar, dass alles mit einem Drama von Leben verknüpft ist. Einen trifft es durch sein Anderssein, den anderen durch langwierige Behandlung und Amputation, aber auch durch das Drama, das auftritt, wenn Jungen und junge Frauen um eine leidlich gesicherte Stellung im Leben bangen müssen, wie heutzutage der Fall.

Leo steht im Mittelpunkt, Jonas ist der Anführer, Bruder Alex bedrohen Herzprobleme. Toni, der so ganz andere, wird psychologisch gestützt durch seinen Großvater, erleidet einen Moped-Unfall. Hugo, der gute Geist, rutscht über die Koma-Schwelle. Auch eine herzergreifende Liebesgeschichte schleicht sich ein als Leo auf Emma trifft, die an Magersucht leidet.

Es könnte jeden treffen. Das verbindet sehr am Beginn des Lebens, wenn ohnehin noch weniger gesichert ist und die Erwachsenenwelt noch dauernd dazwischenfunkt. Und selbst Beziehungsdramen aufführt, wenn etwa Jonas´ Vater mit Jonas´ Mathelehrerin auf dem Sofa liegend erwischt wird. Alles scheint einem dann über den Kopf zu wachsen. Es ist einfach nicht zu fassen. Das Bedrohliche löst der Film graduell auf, indem er in eine übernatürliche Szene entführt, die sich zwischen Leo, dem schon Amputierten und Benni, der auch Krebs hatte und das aber irgendwie verhehlte, abspielt in der goldgelben Welt des Lebens danach. Natürlich ist das nur eine Episode.

Die Macht der Geschichte wird verstärkt, indem der Film sich mit der Vorgeschichte einer Serie in Beziehung befindet. Dadurch gewinnt das Ganze eine Breite an Diskussionsstoff. Es ist besser, den ganzen Komplex vom Club der roten Bänder zu kennen und nachzuvollziehen und langfristig zu begleiten, als nur einmal reingerochen zu haben. Es sind 5 einzelne Geschichten. Die Superstruktur macht das Drama erst so richtig zu einer großen Tragödie von heute, folgt damit der verzweigten Form der Tragödie der Alten, die brutal war und keine Rettung brachte. Deswegen auch hier die Erhebung der wesentlichen Beziehungsstruktur in eine Auffahrt zum Leben nachher, die Entlastung bringt.

Der Club der roten Bander 1 berein 2019Das Kino war gerammelt voll. Die Leinwand riesig und fiel nur schräg ins Blickfeld. Die Darsteller von Leo und Jonas waren gekommen und stellten sich nachher den Fans. Es wurde familiär. Aber das ist ganz normal. Viel gab es zu erzählen von den Schwierigkeiten, die daher rührten, dass die Darsteller auch noch ihr alltägliches Leben zwischen Eltern, Schule, Beruf, Sport und sonstiger Bildung bestreiten müssen. Die Stars wurden gefeiert und beehrt durch die Sympathie, die ihnen nur so zuflog. Sie wurden einfach zu Helden in einem Leben, dessen Entstehen, Bestehen und Vergehen keiner großen Logik entspricht. Alle waren zutiefst ergriffen von dem, was sich abspielte und das hat ein Gutes.


Der Club der roten Bander 2 berein 2019

Nach Filmschluss besuchten die Hauptdarsteller Tim Oliver Schultz, Timur Bartels, Nick Julius Schuck und Regisseur Felix Binder die Fans im Kino! Das wurde zum Fest; es war berauschend, als die Jungs wieder und wieder bejubelt wurden. Die Fans wurden gebeten, ihre Phones hochzurecken und zum Leuchten zu bringen, damit auch die Bühne ihre eigene Aufnahme nach Hause tragen konnte.




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Heinz Markert