ManouSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 28. Februar 2019, Teil 1

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Kurz bevor der kleine Mauersegler Manou an einem Felsen oberhalb von Nizza aus seinem Ei schlüpft werden seine Eltern von ein paar Ratten getötet. So sind die ersten Vögel, die er nach dem Schlüpfen sieht, ein Möwenpärchen ganz in der Nähe.

Die liebevolle Silbermöwendame Blanche und ihr Partner Yves nehmen ihn auf, da das Nest der Beiden bis jetzt leer geblieben ist. Yves bringt dem kleinen Manou alles bei, was eine richtige Möwe lernen muss, daran ändert sich auch nichts als die beiden Möwen doch noch ein eigenes Junges - Luc - bekommen.

Manou versucht zusammen mit seinem kleinen Bruder Luc wie seine Möwen-Eltern zu schwimmen, zu fischen und natürlich auch wie sie zu fliegen.

Doch je älter Manou wird, desto deutlicher wird auch, dass auf dem Möwenfelsen eigentlich kein Platz für ihn ist. Er kann nicht schwimmen, Fische schmecken ihm nicht, er fängt viel lieber Insekten, und während seine Mitschüler in der Flugschule nur die Flügel ausbreiten und auf dem Wind dahin gleiten, muss er viel häufiger mit den Flügeln schlagen.

Doch trotz aller Ressentiments der anderen Möwen hält seine Adoptivfamilie weiter zu ihm, vor allem als er die Flugprüfung als Sieger beendet. Als Manou dann aber einen für die Möwen wichtigen Auftrag nicht erfüllen kann und einen Kampf gegen die gefräßigen Ratten verliert, wird er von Yves schweren Herzens aus der Kolonie ausgestoßen.

Er findet bei dem einsamen Perlhahn Parzival Unterschlupf. Parzival konnte aus einem Käfig auf dem Weg zum Markt entkommen und versucht immer wieder Anschluss an die Möwenkolonie zu bekommen, leider kann er trotz aller Versuche überhaupt nicht fliegen.

Als Manou eines Tages wieder einmal allein durch Nizza fliegt, trifft er auf zwei Vögel namens Yusuf und Poncho, die behaupten, dass er keine Möwe sondern ein Mauersegler sei. Dann taucht plötzlich auch noch deren Schwester Kalifa auf, für die sich Manou doch SEHR zu interessieren beginnt.

Auch wenn Manou merkt, dass seine neue Familie vermutlich seine richtige ist, vermisst er doch seine Adoptiveltern und vor allem seinem Bruder Luc.

Als dann die Ratten nicht nur in der Möwen-, sondern auch in der Mauerseglerkolonie Eier stehlen, kann Manou nicht nur seiner neuen, sondern auch seiner alten Familie beweisen, was für ein kluger Stratege und beherzter Kämpfer er ist...


Der Animationsfilm "Manou - flieg' flink!" kann als Geschichte über das Zusammenleben verschiedener Kulturen gelten. Hier sind es Mauersegler und Silbermöwen, die ihre großen und kleinen Unterschiede überwinden müssen, um gemeinsam ein Ziel zu erreichen. Es ist nicht der erste Animationsfilm, in dem verschiedene Vogelarten zusammen Abenteuer erleben. In den letzten beiden Jahren sind bereits drei Filme erschienen. "Überflieger – Kleine Vögel, großes Geklapper" (2017) handelt von einem jungen Sperling, der von Störchen aufgezogen wird und dann nicht mit auf den Zug nach Süden soll. In "Gans im Glück" (2018) kann ein etwas arroganter Gänserich in China durch einen selbst verschuldeten Unfall nicht mehr fliegen und muss sich zu Fuß zusammen mit zwei vorlauten Entenküken an den Schwanzfedern auf den Weg zum Winterquartier machen. "Ploey – Du fliegst niemals allein" (2018) ist die Geschichte eines Goldregenpfeifers in Island, der nicht fliegen kann und mit Hilfe von Schneehühnern den Winter überstehen und sich vor dem Falken und anderen Fressfeinden verstecken muss.

Der hier besprochene Animationsfilm ist das Regiedebüt der deutschen Effekte-Spezialisten Christian Haas und Andrea Block nach einem Drehbuch von Axel Melzener, Andrea Block und Phil Parker. Der Film wurde in englischer Sprache produziert, dabei sprechen u.a. Kate Winslet die Möwenmutter Blanche und Willem Dafoe ihren Partner Yves. In der deutschen Synchronisation werden z.B. Yves von Oliver Kalkofe, Manou von Friedrich Mücke und Kalifa von Cassandra Steen gesprochen, die auch selbst singt. Dominik Kuhn gibt als waschechter Schwabe Parzival einen schwäbischen Akzent. Wenn er dann die Möwen "Gelbfüßler" nennt, ist das schon ein Insider-Witz.

Doch in dem hier besprochenen Film geht es nicht nur darum, dass der von Fremden aufgezogene Vogel Schwierigkeiten mit der Lebensweise seiner Gasteltern hat, sondern es geht auch um Identitätsfindung und um die Akzeptanz der Unterschiede. Damit setzt sich der Film kindgerecht mit dem nicht nur in den Vogelköpfen festsitzenden Rassismus und den Abgrenzungstendenzen auseinander.

Manou versucht sich in der Möwenkolonie anzupassen, bekommt aber immer wieder von den anderen Möwen in der Flugschule vermittelt, dass er durch seine Andersartigkeit eigentlich nicht dazugehört, bis sich sogar sein eigener Adoptiv-Vater von ihm abwendet. Das wiederum versteht sein Bruder Luc überhaupt nicht, der sich dann auf die Suche nach Manou macht.

Doch nicht nur die Möwen sind überheblich den Mauerseglern und dem Perlhuhn Parzival gegenüber, sondern auch die Mauersegler wollen sich von den Möwen abgrenzen und verstehen deren Lebensart nicht. Auch sie belächeln die Lebensweise der Möwen und machen sich über deren Körperbau und Fressverhalten lustig. Für jeden deutlich wird es auch, als ein Möwen-Ei bei den Mauerseglern landet und das Junge dort schlüpft.

Der Film zeigt aber auch auf kindgerechte Art, wie es Manou und seinen Freunden gelingt, die Vorurteile der verschiedenen Schwärme zu beenden, denn nur so haben sie letztendlich Erfolg gegen ihren gemeinsamen Feind - die Eier klauenden Ratten.

Leider hat der Film einige kleinere biologische Fehler, die aber den Gesamteindruck des Filmes nicht schmälern. Denn es sind eigentlich nicht die Mauersegler, die den Touristen das Essen von den Tischen stehlen, sondern das ist etwas, was vor allem Möwen gelernt haben (jeder der schon mal an der Nordsee war, kennt das Phänomen). Außerdem ziehen zwar die Mauersegler - auch in Süd-Frankreich - aber eigentlich nicht die Silbermöwen.

Trotzdem ist "Manou - flieg' flink!" ein detailverliebter und kurzweiliger Film, der die spezifischen Eigenheiten der verschiedenen Vogelarten charmant in Szene setzt und mit lebensechter und detailreicher Animation punktet. Es ist ein Film entstanden, der eine kindgerechte Geschichte erzählt, der aber doch auch deutlich auf den nicht nur bei Vögeln vorhandenen Rassismus hinweist. Die Geschichte des kleinen Mauerseglers Manou ist deshalb nicht nur für Kinder unbedingt sehenswert.

Foto: v.l.n.r.: Manou, Luc, Blanche und Yves über den Dächern von Nizza © Kinostar Filmverleih GmbH

Info:
Manou - flieg' flink! - früher: Manou, der Mauersegler (Deutschland, Frankreich, Kanada 2018)
Originaltitel: Manou the Swift
Genre: Animationsfilm, Familie, Abenteuer
Filmlänge: 88 Minuten
Regie: Christian Haas, Andrea Block
Drehbuch: Axel Melzener, Andrea Block, Phil Parker
Englische Sprecher: Kate Winslet, Willem Dafoe u.a.
Deutsche Sprecher: Friedrich Mücke, Cassandra Steen, Oliver Kalkofe, Ulrike Stürzbecher, Dominik Kuhn u.a.
Verleih: Kinostar Filmverleih GmbH
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 28.02.2019