f the hateSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 28. Februar 2019, Teil 14

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wenn wir jetzt öfter Filme aus den USA erhalten, die erneut thematisieren, daß weiße Polizisten sehr schnell schwarze US-Bürger erschießen, vor allem junge Männer, so heißt das, daß dieser Sachverhalt es nötig macht, daß über Filme das gesellschaftliche Bewußtsein angesprochen wird. Das Neue daran ist, daß es um eine junge Frau und ihre Entscheidung geht, die Wahrheit zu sagen, auch wenn es ihr empfindliche Nachteile bringen kann.

Doch zuerst ist zu berichten, daß dies die Verfilmung eines in den USA besonders erfolgreichen gleichnamigen Buches von Angie Thomas ist, daß auch ins Deutsche übersetzt wurde. Die Autorin war erst 19 Jahre, als sie ihren Roman schrieb, der 2017 herauskam und auf die jüngsten Erschießungen von jungen Afroamerikanern Bezug nimmt, wobei die tödlichen Schüsse immer von weißen Polizisten erfolgten, die anschließend gerichtlich nicht belangt oder freigesprochen wurden. Zudem gibt es einen autobiographischen Hintergrund, der dem der 16jährigen Starr Carter entspricht. Auch Angie Thomas ging auf eine Weißenschule, während sie aber in einer schwarzen Community lebte. In Starrs ( Amandla Stenberg) Familie möchte die Mutter () gerne aus dem Problembezirk wegziehen, aber der Vater Maverick ( Russell Hornsby) will die Wärme und den Zusammenhalt der Seinen nicht verlassen. Er will seine Tochter beschützen und ihr alle Möglichkeiten geben und muß den Spagat schaffen, selbst deprimiert und vom Kampf müde zu sein und gleichzeitig der Tochter die Zukunftsvision der rassischen Gleichberechtigung zu implantieren.

Welch gute Eltern die Geschwister Carter haben und wie stark der Vater mit seinen Kindern ein defensives Verhalten exerziert, falls die Polizei von ihnen etwas will, macht jedem Zuschauer Eindruck. Denn wenn der Vater den Kindern einschärft, dann keine Bewegung zu machen, die von der Polizei mißverständlich ausgelegt werden könnte, wissen wir am Schluß, daß es genau diese Regel war, die ihr Freund Khalil nicht hundertprozentig ausführte, weshalb er bei der absolut willkürlichen Personenkontrolle beim Autofahren erschossen wird.

Hier klingt das jetzt so, als ob er selbst schuld gewesen wäre, daß er erschossen wurde, aber nein, der Film zeigt uns die für den Film entscheidende Szene, den Anlaß des ganzen Geschehens, im Detail, daß deutlich wird, daß Khalil eigentlich alles richtig macht, er ist höflich, fragt allerdings nach, das täten wir auch, wir würden sogar sehr viel früher etwas lauter geworden sein, aber der Junge verhält sich absolut korrekt die ganze Anhalterei hindurch, ruhig und besonnen während man dem jungen weißen Polizisten seine zunehmende Nervosität anmerkt, die immer stärker wird, für die wir aber gar keine Erklärung haben, außer seiner eigenen Angst, hier Polizist zu sein. Also dem Jungen ist ein absolut korrekten Verhalten zu attestieren, während man den jungen weißen Polizisten als übergriffig und zunehmend aggressiver erlebt.

Und dann passiert es. Starr hat die Erfahrungen ihres Vaters an Khalil weitergegeben, seine Hände nicht unterhalb des Augenmerks der Polizisten zu bewegen und dann will er nur seine Bürste auffangen...und schon schießt dieser schreckliche Polizist, weil er den Griff nach der Pistole wähnt.

Doch, man muß die Szene genau beschreiben, die wie in Zeitlupe im Film das ganze Desaster der heutigen amerikanischen Gesellschaft zeigt. Der junge Mann ist tot. Wir hatten ihn zuvor als einen liebevollen und netten Freund kennengelernt, der in Starr Jungmädchengefühle wachwerden läßt.

Wie nun dieser Tod das Leben von Starr völlig verändern wird, das ist dann der eigentliche Film. Denn nun gerät sie zwischen alle Stühle, die bisher so gut geordnet waren: die Gemeinde der Schwarzen und die Schule der Weißen. Die Polizei hat kein Interesse an der Wahrheit. Aber es wird eine gerichtliche Untersuchung geben. Und Starr ist die einzige Zeugin. Als nun auch noch der örtliche Drogenboß, der immer so familiär auftrat, sie und ihre Familie deutlich auffordert, die Sache ruhen zu lassen und das Fehlverhalten der Polizei nicht zum Thema zu machen, ist Starr erst einmal eingeschüchtert.

Aber dann – und das vermittelt der Film völlig unpathetisch – wird ihr nach und nach klar, daß nur sie diejenige ist, die überhaupt die Wahrheit weiß und daß sie dies vor Gericht auch bezeugen muß. Und genau diese Entwicklung von einem arglosen jungen Mädchen zu einem jungen Menschen, der seine Verantwortung wahrnimmt, ohne sich durch die potentiellen Folgen abschrecken zu lassen, ist die mutmachende Botschaft des Films, der – und das ist wichtig – natürlich für eine ganz junge Generation wichtig ist.

Foto:
©

Info:
Besetzung
AMANDLA STENBERG
REGINA HALL
RUSSELL HORNSBY
K.J. APA
mit COMMON
und ANTHONY MACKIE