f wie gut 1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 28. Februar 2019, Teil 18

N.N.

Berlin  (Weltexpresso) – Was hat Euch am Drehbuch fasziniert, das sich ja dem Thema Liebe und ihre Schwierigkeiten auf eine sehr vielschichtige Weise nähert?

Julia Koschitz: Es behandelt ein Thema, das ich für unheimlich wichtig erachte. Beziehungen, ob als Liebespaar, unter Freunden, oder selbst in einem beruflichen Kontext bestimmten maßgeblich unser Wohl- oder Unwohlsein. Und wir können, wir sollten sogar darauf Einfluss nehmen, auf die Qualität und Intensität unserer Beziehungen. Ich finde es wert, sich über den Weg dorthin Gedanken zu machen. Außerdem mochte ich, dass dieses Thema tiefsinnig und trotzdem mit Leichtigkeit erzählt wird, mit Dialogen, die schauspielerisch eine schöne Herausforderung dargestellt haben.


Friedrich Mücke: Geschichten, denen ich zusage, beinhalten immer Figuren oder Charaktere, die bereits einiges von meinem Wesen in sich tragen. Es geht mir um die Tatsache der Synchronität. Inwiefern ich etwas von mir wiedererkenne. Davon möchte ich dann erzählen. Bei Steve gibt es so eben Wesenszüge, die in meinen bisherigen Figuren nicht aufgetaucht sind, die ich aber sehr gut kenne. Beim Lesen des Drehbuches schien mir etwas auf eine unbekannte Art vertraut zu sein. Du liest das und denkst: „Hey, das ist alles eine neue Welt, aber das kennst du doch!“ Zudem bin ich neugierig auf Menschen, und wollte unter diesem Aspekt natürlich wissen, wer Ralf Westhoff ist und wie wohl unsere gemeinsame Arbeit aussehen würde...


Am Anfang scheint in dieser 5-jährigen Paarbeziehung alles in Ordnung. Sie gerät durch äußere Faktoren plötzlich ins Wanken. Wie realistisch ist das in Euren Augen, dass eine scheinbar stabile Beziehung so plötzlich aus der Balance kommt?

Friedrich Mücke: Ich halte das für absolut realistisch. Es kann so passieren. Es ist ja auch vom Entstehungsweg des Problems her sehr klassisch erzählt. Jemand ist durch etwas verunsichert und muss wieder sicher werden. Das ist der grundlegende Abtrieb. Dass du in deiner Beziehung davor jahrelang glücklich und sorgenfrei warst, spielt dabei vielleicht sogar eine wichtige Rolle und eine größere Rolle als man gemeinhin annehmen würde. Es geht wohl darum herauszufinden, ob man vielleicht nur noch vermeintlich glücklich ist, und dann darum, das zu ändern. Ich glaube, dass es vielen Menschen in Beziehungen so geht.

Julia Koschitz: Dramaturgisch ist die Geschichte natürlich verdichtet und überhöht, aber das, was die Figuren antreibt und verunsichert, finde ich total realistisch. Am Anfang eint die beiden ein gewisses Phlegma. Sie geben sich zufrieden mit dem Status quo, überhören den Gedanken, dass ihnen vielleicht doch manchmal was fehlt, weil sie die Konfrontation scheuen. Keiner ist wirklich bereit, seine Komfortzone zu verlassen. Sobald aber einer der beiden aus unerfindlichen Gründen diese Trägheit überwindet, bringt er die Sicherheit des anderen ins Wanken, was wiederum zu Irritationen beim Gegenüber führt. Beide werden dabei auf eine Art verletzlicher und realisieren, wie zerbrechlich das Konstrukt einer Beziehung ist. Das Geschenk, dass sich die beiden damit unbewusst machen, ist aber ein weiterer Schritt in ihrer Beziehung, ein Schritt für die Zukunft. Durch die Einsicht, dass nichts bleibt wie es ist, werden sie, jeder für sich, aber auch für den anderen, aufmerksamer und lebendiger.


Wie vermeidet man in einer Komödie, dass Beziehungsprobleme nicht zum Klamauk verkommen?

Friedrich Mücke: Die tiefsten Beweggründe, eine Komödie wie diese zu machen, sollte man vermutlich sehr ernst nehmen. Zudem gehört für mich ein guter und intelligenter Umgang mit Klischees zum A und O.

Julia Koschitz: Wie in jeder anderen Komödie auch, man muss die Figuren und Situationen ernst nehmen. Humor finde ich dann am schönsten, wenn man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Ich lache am meisten über mich selbst, wenn ich ernsthaft versuche etwas zu meistern, was mir überhaupt nicht gelingt.


Warum ist der Film in Euren Augen eben genau nicht ‚die' typische deutsche Beziehungskomödie?

Julia Koschitz: Ich habe das Gefühl, dass man sich eher an sich selbst erinnert fühlt und nicht an einen anderen Film. War es beschwingend, diesen Film zu drehen?


Wie war das Miteinander am Set? Zu was hat Euch der Regisseur im positiven Sinne angestiftet?

Friedrich Mücke: Für mich war das harte Arbeit. Ich kann nicht genau sagen wieso, aber ich glaube, das hatte mit dem Gefühl der Unsicherheit der Figur zu tun. Ich kam immer recht geschafft aus den Szenen, den Spielmomenten in die eher privaten Situationen am Set. Dieser stetige Wechsel von Steve zu mir und wieder zu Steve hat mich sehr beansprucht.

Julia Koschitz: Ich mochte die Zusammenarbeit mit allen Schauspielern sehr gerne, das hat großen Spaß gemacht. Und Ralfs Genauigkeit in der Inszenierung, dass er sich nicht leicht zufriedengibt, führt immer wieder dazu, dass man sich selber im Spielen überrascht. Zumindest ging es mir so. Was ist in Euren Augen für eine gute Beziehung absolut nötig?


Was ist ein Killer?

Friedrich Mücke: Ein gewisses Interesse am anderen halte ich für nicht ganz so verkehrt. Ein Killer wäre, wenn selbiges versiegt.

Julia Koschitz: Ich glaube auch, dass das Interesse aneinander nicht verloren gehen darf, im aktiven wie im passiven Sinn. Wenn mir das wahre Interesse am anderen verloren geht, ist es der Killer der Beziehung. Und es ist absolut notwendig für eine gute Beziehung, sein Interesse wach zu halten und dem anderen stetig zu zeigen.


Natürlich ist WIE GUT DEINE BEZIEHUNG? ein Spielfilm, aber habt Ihr in der Vergangenheit ähnliche Erfahrungen gemacht?

Julia Koschitz: Ich habe zwar keine vergleichbare Geschichte erlebt, in der sich ein Missverständnis zu einer großen Krise entwickelt, aber die Fragen, die sich beide währenddessen stellen müssen, sind mir mehr als bekannt. Vom Bedürfnis nach Bequemlichkeit und Sicherheit, über Selbstzweifel, ob man dem anderen genügt, oder andersherum, bis zu der Erkenntnis, dass man nichts festhalten und mit dieser Ungewissheit trotzdem kreativ umgehen kann.  Im Film geht es zentral darum, dass in Beziehungen, die kaputt gehen, eventuell „etwas Wichtiges übersehen“ wurde, alle aber immer sagen, das würde mir nicht passieren.


Wie ist Eure Sicht darauf: Sind wir in der Liebe oft überheblich und sagen, also ich mache da keinen Fehler...

Julia Koschitz: Wir stecken alle in unserer Haut und verstehen am besten uns selbst. Wahrscheinlich würde jeder Mensch von sich behaupten, dass er den anderen nicht verletzen, ignorieren oder verärgern will und tut es trotzdem immer wieder, vollkommen unabsichtlich. Man projiziert ständig Dinge auf den anderen, hat eine Erwartungshaltung an ihn oder sie und vergisst, wie das eigene Verhalten auf den anderen wirkt. Was ich sagen will: es ist komplex. Ich bin kein Experte, aber ich glaube, dass der Dialog immer ein guter Weg ist und ganz grundsätzlich Respekt und Achtsamkeit, dem anderen, wie sich selbst gegenüber.

Friedrich Mücke: Alle Leute, die ich kenne, die in längeren Beziehungen leben, haben bereits erkannt, dass das Ding kompliziert ist. Überheblichkeit erlebe ich da nicht. Was ich beobachte, ist eher eine Verteidigung der Beziehung gegen das große Außen, das große immer wieder NEUE, SICH VERÄNDERNDE auf die BEZIEHUNG WIRKENDE Außen. Wie können wir uns wirklich nahe sein, wenn die Kommunikation im Alltag immer kürzer und knapper, und damit der Austausch untereinander nicht wirklich tief ist. Wie sollte man dann noch an so etwas wie z.B. die Ehe glauben? Es ist wie immer: Wer Beziehungen will, egal welcher Art, muss sich auf jemanden beziehen wollen. Von da an wird das Ganze aufgrund der Unterschiedlichkeiten zweier Menschen nicht mehr rein planbar. Liebe und Beziehung folgt kaum einer gewissen Logik. Drum: Fehler wird man immer wieder machen. Liegt in der Natur der Sache. Es geht im Film auf eine gewitzte Weise auch darum, dass wir in längeren Partnerschaften oft Swing und Sinnlichkeit schleifen lassen. In einer Szene nimmt Steve völlig irritiert und erstarrt an einem Tantra-Seminar teil, Carola findet sich auf einmal im Schuhladen wieder...


Habt Ihr Euch während der Dreharbeiten manchmal heimlich gedacht: „Tja, Mist, das mit dem Schwung in der Beziehung ist so eine Sache?“

Friedrich Mücke: Ich könnte jetzt erzählen, was ich für „guten Schwung“ halte in einer Beziehung. Schwung, der die Beziehung wieder erfrischt oder einfach nur neu rechtfertigt. Dazu werde ich aber auch nur Allgemeinplätze benennen können. Ich glaube, wenn man in den tiefsten und unschönsten Momenten von Beziehungen merkt, dass der andere für einen noch eine Rolle spielt, die Beziehung noch nicht verloren ist. Schwung verschwindet sicher immer mal wieder, er kommt aber auch schnell wieder. Eine feste Konstante in Carolas Leben ist nicht nur Steve, sondern auch ihre Freundin Anette, die ihr mit Rat und Tat zur Seite steht, sie aber leider ein bisschen auf die falsche Fährte führt, was die möglichen Gründe für Steves Verhalten anbelangt und damit Carolas Bauchgefühl ins Wanken bringt.


Als wie wichtig erachtest Du Ratschläge enger Freunde?

Julia Koschitz: Wenn sie ungefragt kommen, finde ich Ratschläge immer ein bisschen schwierig. Aber es gibt nichts Beruhigenderes auf dieser Welt für mich, als dass ich ein paar Menschen in meinem Leben habe, die ich immer wieder und oft um klugen Rat beten kann.


Foto:
© Verleih

Info:
Darsteller
CAROLA     Julia KOSCHITZ
STEVE         Friedrich MÜCKE
BOB            Bastian REIBER
ANETTE      Maja BECKMANN
HARALD     Michael WITTENBORN