f wie gutSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 28. Februar 2019, Teil 17

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Selten sagte ein Filmtitel so direkt, um was es geht. Denn man weiß sofort, es geht nicht um Beziehungen zu anderen, sondern um die Beziehung. Und da endlich fällt es einem auf: die in Deutschland produzierten Filme handeln überwiegend von der Beziehung. Also zuvörderst von Mann und Frau, aber auch gleichgeschlechtliche Partner. In Frankreich dagegen handeln solche Filme fast immer von Familien. Es geht um den Trend, denn natürlich gibt es auch hierzulande Filme mit Familie und beim Nachbarn die filmisch Frage, wie die Liebe hält.

Schaut man mal über den Teich, so wird‘s richtig interessant. Denn dort halten sich beide Sujets die Waage. Und so ist es ja auch im richtigen Leben. „Wie gut ist Deine Beziehung?“, sagt noch nichts darüber aus, ob Kinder dabei sind, und auch, wenn in der Beziehung sogar Kinder leben, müssen sie im Film keine große Rolle spielen. Es geht schlicht bei jedem Film darum, was er erzählen will.

Und dieser stellt konsequent die Frage, ob denn nach über fünf Jahren Zusammenleben vielleicht die Luft raus ist, ob man sich sozusagen von seiner Pantoffelgemütlichkeit verabschieden sollte und doch eher als Liebhaber auftreten sollte, ob sich der eine genug bemüht, die Entwicklung des anderen mitzubekommen oder ob es gerade das ewig Gleiche, die ritualisierten Abläufe sind, die beide zusammenhalten? Und die schärfste Frage, geht es denn noch um Liebe und ist der Partner glücklich.

Das Tolle an all diesen Fragen ist, daß sie zeigen, daß irgendwo der Wurm, auch wenn es ein Würmchen ist, drinnen ist. Denn ist man glücklich, mit sich, mit dem anderen, dann fragt man gar nicht danach, nach dem Glück, dann lebt man es einfach. Und dann fragt man auch nicht danach, was eine gute Beziehung ausmacht. Mal ganz abgesehen davon, daß, wäre es so und keiner fragte nach, dieser Film mit dem Anfang schon aus wäre, interessieren Beziehungen und Beziehungsprobleme in filmischen Darstellungen jeden, wenn sie gut gemacht sind, erst recht.

Wie aber kommt jetzt einer der beiden in die Situation, sich die Frage nach der Beziehung zu stellen. Es muß also ein Auftakt her, der einem von beiden die Augen öffnet über die Gefahren, die potentiell da sind, die man sich aber bisher nicht weiter überlegt hat, weil man einfach zu sehr mit dem Leben beschäftigt war, denn neben dem Privatleben gibt es in unseren westlich entwickelten kapitalistischen Staaten auch ein intensives Berufsleben. Und genau hier setzt der Film an. Es handelt sich um zwei Paare um die 40, die sich im kinderlosen Leben zu Zweit ganz schön eingerichtet haben. Steve (Friedrich Mücke) hat eine schwierige berufliche Phase und sein Freund Bob (Bastian Reiber) ist gerade von seiner Freundin verlassen worden. Nicht nur das, sondern zugunsten eines alten Sackes, anders kann Steve diese Wahl für den 60jährigen Tantralehrer Harald nicht bezeichnen. Und gleichzeitig macht ihm das Angst.

Seine ersten Versuche der Selbstvergewisserung: „Bist Du eigentlich glücklich und zufrieden?“, beantwortet Julia (Julia Koschitz) ja noch witzig, doch rufen seine Fragen in ihr etwas anderes auf, was ihre beste Freundin Anette (Maja Beckmann) ihr alleweil anträgt, nämlich mehr Wert auf sich und ihr Aussehen zu legen, nicht im immer dem selben bequemen Pullover herumzulaufen und vielleicht mal zum Friseur zu gehen, statt die Küchenschere zu mißbrauchen. Und wie es so ist, aus der eigentlich zufriedenen Julia wird eine verunsicherte Partnerin. Jetzt könnte der Film in die Vollen gehen, denn das kennen wir alle, wie eine geordnete Welt aus den Fugen gerät und die Frage ist, ob die Weichen neu gestellt werden können.

Stattdessen kommt Kleinmist. Der Tantralehrer wird jetzt wichtig, denn Steve ist – eigentlich durch sich selbst – so verunsichert, daß er diesen aufsucht, von ihm Dinge wissen will, die bei diesem nur Kopfschütteln hervorruft, aha, es ist längst eine Zwangsvorstellung, daß sich Julia mit einem anderen abgibt und es ist eine reine Übertragung, daß dies der Tantralehrer sei. Von allem bekommt Julia lange nichts mit, doch doch, von den hilflosen Versuchen ihres Steve schon, aber nichts von ihrer angeblichen Liebschaft mit Harald, weil sie daran nicht im Traum denkt. Sie möchte schlicht etwas optimierter mit ihrem Steve das Leben verbringen. Aber das Drehbuch und Steve zwingen sie, sich diesen Harald als Alternative....schade, um ein gutes Thema, das so versemmelt wird.

Foto:
© Verleih

Info:
Darsteller
CAROLA     Julia KOSCHITZ
STEVE         Friedrich MÜCKE
BOB            Bastian REIBER
ANETTE      Maja BECKMANN
HARALD     Michael WITTENBORN