Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 7. März 2019, Teil 1
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Skispringen und besonders Skifliegen ist vor allem für die Zuschauer immer wieder eine ausgesprochen spektakuläre Sportart.
Mit der 3D-Dokumentation "The Big Jump" lässt der Regisseur Ernst Kaufmann die Zuschauer nicht nur am Skifliegen teilnehmen, sondern es kommen auch die Aktiven selbst zu Wort. Nach dem Drehbuch von Ernst Kaufmann und Alexander Pointner führt der österreichische Journalist und Moderator Hanno Settele Interviews mit Skispringern, Trainern und Verantwortlichen aus dem Skisprung-Zirkus.
Das Kamerateam begleitete nicht nur die Sportler während zweier Skiflugveranstaltungen, dem Skiflugweltcup vom 12. - 14. Januar 2018 am Kulm in der steirischen Marktgemeinde Bad Mitterndorf, Österreich und den Skiflug-Weltmeisterschaften vom 16. - 21. Januar 2018 in Obersdorf, sondern das Team besuchte einige Springer aus den Ländern Österreich, Deutschland und Norwegen beim Training oder bei der Freizeitgestaltung im Sommer.
Deshalb zeigt die Dokumentation nicht nur wie ein Sportler den Sprung sieht und wahrnimmt, sondern auch Beispiele für das extrem harte Training (im norwegischen Team). Es wurde auch das Problem der Nervosität der Skispringer vor dem Sprung nicht ausgelassen, auch die Probleme, die nach einem Sturz bei den Springern auftreten, wurde behandelt. Daneben wurde auch mit einem Skispringer ein Interview geführt, der nach einem gefährlichen Sturz seine Karriere beendet hat.
Regisseur Ernst Kaufmann und das Kamerateam haben mit großem Aufwand versucht mittels echter 3D-Technik dem Zuschauer das Gefühl zu vermitteln, das die Skispringer auf der Schanze, beim Absprung und im Flug erfahren. Beeindruckend sind auch die Aufnahmen, wenn zwei Stunt-Springer mit Helmkameras direkt hintereinander die Schanze hinunter fahren. Als Zuschauer kann man dadurch die Perspektive des Skifliegers einnehmen. Dies ist teilweise gelungen. Leider gibt es genau von diesen Bildern nicht allzu viele, die das 3D rechtfertigen würden.
Als Berater und Kommentator war der frühere Cheftrainer des Österreichischen Skiverbandes, Alexander Pointner, am Film beteiligt. Er hat auch als Co-Autor am Drehbuch mit geschrieben. Pointners Expertenwissen und auch seine Verbindungen zu Sportlern, Trainern und Funktionären sind dem Film jederzeit anzumerken.
Daneben gibt es viele sehr packende Interviews, die meist der österreichische Moderator Hanno Settele führte. Er sprach mit Weltklasse-Skispringern wie den Deutschen Andreas Wellinger und Richard Freitag und den zurzeit besten österreichischen Springern Stefan Kraft und Michael Hayböck. Außerdem gab es Interviews mit Alexander Stöckl, dem österreichischen Trainer der norwegischen Mannschaft, und den erfolgreichen norwegischen Springern Robert Johansson, Anders Fannemel und Daniel-Andrè Tande, der bei der Skiflug-Weltmeisterschaft in Obersdorf den Titel gewonnen hat. Daniel-Andrè Tande wurde sogar zu Hause vom Kamerateam und dem Moderator besucht.
Dabei wurden nicht nur der faszinierende Reiz des Fliegens auf rund 250 Meter, sondern auch das Risiko eines Sturzes angesprochen und wie man als Springer damit umgehen kann. Die Sportler erzählen auch von der Nervosität, die sie vor jedem Sprung überwinden müssen, damit sie sich voll auf den Start und auf den Absprung konzentrieren können. Denn die Sportler erreichen beim Skifliegen beim Absprung rund 100 km/h und müssen die Landung mit etwa 125 km/h stehen können.
Zusätzlich führte Settele auch interessante Interviews mit dem FIS-Renndirektor Walter Hofer über Probleme an der Schanze (z.B. bei schlechtem Wetter), den Sicherheitsvorkehrungen und über die Ausweitung des Terminplanes in den Sommer und in andere Regionen, sowie mit dem ARD Reporter Tom Bartels über die neusten Trends der Berichterstattung. Daneben konnte der Reporter bei seiner Arbeit während der WM in Oberstdorf beobachtet werden. Beide Berichte waren zwar nicht uninteressant, brachten aber kaum neue Erkenntnisse.
Da war ein Gespräch zwischen Alexander Pointner, der als einer der erfolgreichsten Skisprungtrainer aller Zeiten gilt, und dem ehemaligen Gewinner der Vierschanzen-Tournee Thomas Diethart viel aufschlussreicher. So erzählt Diethart, warum er nach einem schweren Sturz sich nicht mehr in der Lage fühlt, an Wettbewerben teilzunehmen, denn nicht Alles ist beim Skifliegen berechenbar. Thomas Diethart will nie wieder die Situation erleben, in der Luft nur hilflos auf den Moment des schmerzhaften Aufpralls warten zu müssen. Dieses Interview war sicher eines der bewegendsten des gesamten Filmes.
Daneben gibt es auch einige unnötige Kommentare, so z.B. die vom ehemaligen Skispringer und jetzigen Euro-Sport Co-Kommentator Sven Hannawald, die doch leider etwas unbeholfen von der Leinwand zum Zuschauer gesprochen wurden.
Insgesamt ist "The Big Jump" ein Dokumentarfilm, der mit großem kameratechnischen Aufwand das aufregende und gefährliche Skifliegen auf die große Leinwand holen möchte. Der österreichische Film zeigt faszinierende 3D-Aufnahmen und lässt einige der heute besten Skispringer Rede und Antwort stehen. Diese Interviews sind ganz sicher der interessanteste Teil des Filmes. Es ist ein informativer und vor allem für Fans des Skispringens und Skifliegens spannender und aufschlussreicher Film entstanden. Ob man ihn sich allerdings unbedingt in 3D ansehen sollte sei dahingestellt.
Foto: Andreas Wellinger und Richard Freitag im Interview © Kinostar Filmverleih
Info:
The Big Jump - Flieg mit uns in 3D (Österreich 2018)
Genre: Dokumentation
Filmlänge: 76 Minuten
Regie: Ernst Kaufmann
Drehbuch: Ernst Kaufmann und Alexander Pointner
Mitwirkende: Sven Hannawald, Andreas Wellinger, Richard Freitag, Stefan Kraft, Michael Hayböck, Noriaki Kasai, Robert Johansson, Anders Fannemel, Daniel-Andrè Tande, Thomas Diethart u.a.
Verleih: Kinostar Filmverleih
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 07.03.2019