Bildschirmfoto 2019 03 18 um 02.03.04Serie: 15. Deutsches Fernsehkrimifestival Wiesbaden 2019 vom 12. bis 17. März, Teil 8

Jury des Deutschen FernsehKimi-Preises 2019

Wiesbaden (Weltexpresso) –Im Ernst. Wir fanden die Jurybegründung zur Auswahl für den Fernsehfilm RUFMORD, der am 9.11. 2018 auf ARTE ausgestrahlt wurde und am 1. April im ZDF gezeigt wird, so umwerfend, weil sachlich präzise und sprachlich hinreißend, das wir sie insgesamt veröffentlichen wollen und Sie bitten, die Jurybegründung doch dann mit dem Krimi, der im ZDF am 1. April kommt, zu vergleichen. Natürlich kann man erst dann die volle Tragweite der Begründung ermessen, aber man kann sich jetzt schon eine Vorstellung vom Film machen. Reizvoll. Die Redaktion

Die Jury 2019 bestand aus  Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer und Schauspieler Oscar Hoppe, Zoë Beck (Krimistipendiatin der Landeshauptstadt Wiesbaden und Krimiautorin), Heike Borufka (Gerichtsreporterin des HR) und Benjamin Dörr (Strafverteidiger).

„Rufmord“ ist die Geschichte einer ungehorsamen Frau, die sich der Rache und den Machtspielchen eines Mannes ausgeliefert sieht. Und die mit seinen Methoden zurückschlägt, nachdem sie fast daran zerbrochen ist. Rosalie Thomass verkörpert grandios diese selbstbewusste, kompromisslose junge Lehrerin Luisa, die sich auch dann nicht beugen will, als sie sich einer widerlichen Cybermobbingkampagne ausgesetzt sieht. Johann von Bülow gibt den mächtigen Georg, der sich an ihr rächt und zu spät realisiert, was er dadurch losgetreten hat.

In „Rufmord“ hat jede noch so kleine Rolle ihre eigene, ambivalente Geschichte, nahezu jede Person hat einen Ruf zu verlieren und hält deshalb auch gegen besseres Wissen daran fest. Niemand ist in diesem Mikrokosmos Dorf nur gut oder nur böse, und der Film hält dieses Changieren aus, muss es gar nicht auflösen. Wir weinen mit Luisa, und wir haben trotzdem Mitleid mit Georg. Wir ärgern uns über die Kolleginnen im Lehrerzimmer und ertappen uns dabei, manchmal vielleicht ganz ähnliches gedacht zu haben.

Und wir wissen auch deshalb sofort um die Allgemeingültigkeit dieser Erzählung, dass es jede und jeden von uns treffen kann, nicht nur als Opfer, sondern auch als Täterin, als Ermöglicherin. Wir spüren, wie schnell die Mechanismen dieser modernen Hexenverfolgung jederzeit und überall greifen können.

Der Mikrokosmos Dorf in „Rufmord“ ist nichts anderes als ein Abbild unserer Gesellschaft, die ausgeübte digitale Gewalt letztlich nur eine Variation archaischer Rachemotive. Im Mittelpunkt steht die Rolle der Frau, der noch immer die - vor allem sexuelle - Selbstbestimmung abgesprochen wird: Luisa wird für ihre modernen, den Kindern zugewandten Unterrichtsmethoden kritisiert, für ihre Art, sich zu kleiden, für ihre Lebensfreude und für ihre Unbeugsamkeit. Sie schafft es, sich all das zu bewahren, doch dafür zahlt sie den Preis, selbst zur Täterin zu werden.

Jede einzelne Szene ist bis ins letzte Detail durchkomponiert und verdichtet, hier stimmt alles vom Casting über Kostüm, Szenenbild, Dialoge, Inszenierung, Dramaturgie bis hin zur aktuellen, gesellschaftlich relevanten Thematik, so dass wir nicht anders können, als diesen Film in seiner Gesamtheit als herausragend zu küren. 

Foto:
Alle an der Preisvergabe Beteiligten 
© Redaktion

Info:
"Rufmord" ist am Montag, 1. April 2019, 20.15 Uhr, als Fernsehfilm der Woche im ZDF zu sehen. In der ZDFmediathek steht der Film ab Freitag, 29. März 2019, 10.00 Uhr, zur Verfügung.