Redaktion
London (Weltexpresso) - Wie kamen Sie zu nWaves Pictures?
Ursprünglich arbeitete ich als Zeichner an einem kurzen 3D-Film, bevor ich beim Studio festangestellt wurde und zu dem Team stieß, das bereits seit Monaten an dem ersten Spielfilm „Fly Me to the Moon“ arbeitete. Davor hatte ich einige Jahre in der Werbung gearbeitet. Ben nutzte meine Erfahrung und übertrug mir die Regie von Szenen, mit denen noch nicht begonnen worden war. Als wir mit „Sammys Abenteuer – Die Suche nach der geheimen Passage“ begannen, wurde ich gebeten, eine Layout-Abteilung aufzubauen und zu leiten, wie sie auch bei anderen Studios existiert. Bei „Sammys Abenteuer 2“ wurde ich schließlich Co-Regisseur, weil Ben gleichzeitig an dem Dokumentarprojekt „African Safari 3D“ arbeitete.
Wie teilen Sie und Ben Stassen sich die Aufgabenbereiche auf?
Ben ist derjenige, der das Thema eines Films festlegt, dabei kann es sich um eine Originalidee von ihm handeln, die ein Drehbuchautor weiterentwickelt (wie etwa bei „Das magische Haus“), oder um ein fertiges Drehbuch, wie es bei ROYAL CORGI – DER LIEBLING DER QUEEN der Fall war. Ben schickt das Drehbuch anschließend an ein paar Leute im Studio, unter anderem auch an mich, damit wir uns ein Bild davon machen können. Ich sage ihm, was ich davon halte, und das tun auch die Abteilungsleiter, die ihn gleich auf die technischen Herausforderungen hinweisen. Diese Vorgehensweise ist sehr stimulierend. Dass die Story allen gefällt, macht ein Projekt zwar nicht leichter. Aber es sorgt dafür, dass wir gewillt sind, auch komplexe, technisch anspruchsvolle Projekte in Angriff zu nehmen – trotz unserer limitierten Budgets. Die Prämisse von ROYAL CORGI – DER LIEBLING DER QUEEN eignet sich bestens für kreatives Geschichten erzählen. Rex, unser Held, verliert seine königlichen Privilegien, will sie sich aber zurückerobern – und dabei macht er einen Wandlungsprozess durch, ja man könnte sagen, dass er sich neu erfindet. Das ist der Kern jeder Geschichte vom Erwachsenwerden. Der Vorteil bei diesem Projekt war, dass wir die Hindernisse, die sich aus dem beschränkten Budget, der uns zur Verfügung stehenden Zeit und der technischen Erfordernisse ergaben, durch die Inszenierung überwinden konnten – schließlich war das Buch ausgesprochen solide geschrieben.
Worin bestand die technische Herausforderung bei ROYAL CORGI – DER LIEBLING DER QUEEN?
Die erste Herausforderung waren die zahlreichen Charaktere, die das Originaldrehbuch enthielt. Ab dem Moment, wo Rex auf den Straßen von London landet, lernt er viele neue Figuren kennen, die letztlich für die Geschichte nicht zwingend nötig sind. Hätten wir das Buch genau so verfilmt, wäre die Hälfte des Budgets allein für diese Szenen draufgegangen. Das gleiche Problem ergab sich bei den Szenen, die im Buckingham Palast spielen, weil sich da Hunderte von Gästen und ein Heer von Bediensteten über den Weg laufen. Also konzentrierten wir uns auf das Wesentliche, machten einen intimeren Film. Ich musste verschiedene Figuren miteinander verschmelzen und mir clevere Schnitte überlegen, die den Fortgang der Story trotzdem nicht änderten. Letztlich war es viel witziger, sich auf nur drei Diener der Queen zu konzentrieren, die sich mit ihren vier Corgis herumplagen – in der Originalversion gab es beispielsweise sechs Hunde. Aber so konnten wir sie mit mehr Tiefe und Persönlichkeit ausstatten.
Die Grundstimmung des Films ist fröhlich und leichtfüßig, kaum bedrohlich...
Wir möchten Kindern mit unserem Film eine Botschaft mit auf den Weg geben, die über pure Unterhaltung hinausgeht. Deshalb haben wir das Drehbuch in diese Richtung verändert. Wir haben zwar den etwas grummeligen Charakter von Prinz Philip beibehalten, aber balancieren das mit zärtlichen Momenten aus. Tyson, der tyrannische Pitbull, ist zwar körperlich sehr beeindruckend. Doch mit vereinten Kräften triumphieren die anderen Hunde über seine Brutalität. Wie haben aus gemachten Erfahrungen gelernt. In „Fly Me to the Moon“ kämpften zwei Fliegen miteinander, aber die eine tat es ausgesprochen unfair. Die Reaktion der Zuschauer fiel negativ aus. In „Sammys Abenteuer 2“ zeigten wir zwei Barrakudas, die Schildkröten jagen. In manchen Ländern wurde diese Szene komplett rausgeschnitten, weil man sie dort für Kinder unter sechs Jahren als zu brutal erachtete. So ein Schnitt in letzter Minute beeinflusst aber natürlich die gesamte Sequenz. Anderswo wurde ein Kuss zwischen zwei Schildkröten entfernt, was die Aussage des Ganzen ziemlich ruinierte. Aber wir haben gelernt, solche Eventualitäten zeitig antizipieren zu müssen.
Aber wie können Sie eventuelle Reaktionen berücksichtigen, ohne den Film nicht zu schwächen?
Indem wir die unterschiedlichsten Sensibilitäten und Kulturen in Betracht ziehen, auch hier bei uns, bei nWave. Reaktionen können natürlich sehr widersprüchlich ausfallen und unseren Überzeugungen zuwiderlaufen. Dann muss ich eben eingreifen. Meine Arbeit besteht auch darin, die richtigen Kompromisse zu finden, eine Linie vorzugeben, die absolut unstrittig ist. Manche unserer Zeichner plädierten für mehr brutale Action während der Kampfszenen zwischen den Hunden in der Fight-Club-Arena. Ich argumentierte, dass es wenig Sinn ergibt, einen Kampf zwischen einem Haushund und einem Pitbull zu zeigen, der von vornherein verloren ist, und eine beklemmende Atmosphäre zu schaffen, die in bestimmten Ländern vermutlich sofort zensiert wird. Ich wollte lieber zeigen, wie Rex entkommt, was wiederum spannende Wendungen und Überraschungen zur Folge hat. Der Sieg über Tyson kommt letztlich dank seines Muts und seiner Entschlossenheit zustande.
Wieviel Freiraum haben Sie beim Anfertigen der Storyboards?
Storyboards gehören zur Vorbereitungsphase einfach dazu, beinhalten das Drehbuch, das Layout und die Illustrationen. In dieser Phase wird das Drehbuch erstmals in Bilder umgesetzt, sie bietet uns große Freiheiten, um Dinge zu ändern oder zu verbessern. Da werden bestimmte Einstellungen, Charaktere oder Hintergründe modifiziert oder manchmal sogar ganz verworfen. Im weiteren Verlauf wird an allem gefeilt, kommen weitere Abteilungen hinzu, die das Ganze mit ihrer Arbeit bereichern. Zu diesem Zeitpunkt sind wir relativ unflexibel, was mögliche Korrekturen betrifft. Je nachdem, wie man ein Drehbuch illustriert, können ganz unterschiedliche Varianten dabei entstehen. Ein Stück von Molière etwa lässt sich leicht von einer Komödie in eine Tragödie verwandeln. Das Gleiche gilt für die Animation. Wenn ich Ideen vorstelle, macht sich das Team seine Gedanken, und nach und nach wird daraus eine Gemeinschaftsarbeit. Ich mag es, wenn die Mitarbeiter aus den einzelnen Abteilungen das Projekt für sich vereinnahmen. Ich muss dann allerdings darauf achten, dass der Zusammenhang des Ganzen nicht verloren geht. Jeder Zeichner bringt seine Kreativität und seine Nuancen in den künstlerischen Prozess mit ein. Teilweise arbeiten sie fast wie Schauspieler, manche nehmen sich sogar auf, um eine Figur noch individueller zu gestalten. Wie sie etwas interpretieren, beeinflusst automatisch die Wahrnehmung einer Figur, die Länge einer Einstellung, das Schweigen zwischen zwei Dialogzeilen. Kostüme, Frisuren, Hintergründe, das Licht – all das hat Auswirkungen auf die Stimmung eines Films, genau wie die Musik. Ich finde es großartig, dass wir nicht nach Schema F arbeiten. Animation ist eine Gemeinschaftsarbeit. Ich versuche, wirklich jeden Tag bei den einzelnen Abteilungen vorbeizuschauen – auch wenn es bedeutet, dass ich mir ständig Kritik und Zweifel anhören muss. (lacht)
Wie gelingt es Ihnen, während eines so langwierigen Prozesses den Überblick zu bewahren?
Die ursprüngliche Lektüre des Drehbuchs ist für mich ausschlaggebend – in diesem Moment muss uns klar werden, welche kreative Richtung das Ganze nehmen soll. Ich mache mir wahnsinnig viele Notizen, und auf die greife ich bei jeder Etappe des Projekts zurück. Man muss den Film komplett im Kopf haben, das gibt einem die Kraft, anderen Gehör zu schenken und dabei gleichzeitig zu analysieren, welche Idee dem Ganzen guttun könnte.
Welchen Herausforderungen begegnet man als Regisseur?
Budget und Planung sind die größten Herausforderungen. Verglichen mit unseren US-Konkurrenten fallen unsere Budgets ja eher bescheiden aus. Wir gehen so vor, dass wir das Budget nicht auf Grund des Drehbuchs kalkulieren, sondern das Drehbuch entsprechend des vorhandenen Budgets umgestalten. Eine der ersten Entscheidungen, die wir in der Vorbereitungsphase treffen, betrifft die Sequenzen, bei denen wir viel Geld ausgeben, und diejenigen, wo wir sparsamer sein müssen – ohne dabei zu vergessen, dass wir einen schönen Film machen wollen, der rechtzeitig fertig ist und das Budget nicht überschreitet. Das heißt, wir müssen die ganze Produktion effizient gestalten, dürfen aber trotzdem nicht die Kernaussage der Figuren und der Geschichte aus den Augen verlieren. Letztlich besteht darin die größte Herausforderung.
Rex ist kein Held im herkömmlichen Sinne – wie haben Sie die Figur entwickelt?
Beim Animationsfilm besteht die Gefahr darin, dass man einen Helden erschafft, der so niedlich und perfekt ist, dass er keine Ecken und Kanten mehr hat und das Publikum am Ende dermaßen langweilt, dass es seine Aufmerksamkeit womöglich irgendwelchen Nebenfiguren schenkt. Das Besondere an ROYAL CORGI – DER LIEBLING DER QUEEN ist, dass die Hauptfigur zu Beginn der Geschichte so privilegiert und arrogant daherkommt, dass man sich nur schwerlich für sie erwärmen kann. Uns war klar, dass Rex irgendwann in den sauren Apfel beißen muss. (lacht) Ich wollte seine negativen Eigenschaften nicht verwässern, im Gegenteil, bei seinen ersten Schritten im Palast habe ich sie sogar noch forciert. Andererseits mussten wir natürlich auch sofort zeigen, dass Rex nicht durch und durch gemein ist, dass er das Potenzial hat, sich weiter zu entwickeln. Er ist einfach ein naives, verwöhntes, ungezogenes Kerlchen. Und schlicht zu jung, um seine Privilegien zu schätzen. Aber dann widerfahren ihm einige Missgeschicke und er macht eine Wandlung durch. Die Schwierigkeit lag darin, das richtige Timing zu finden, damit Rex die Geduld des Publikums nicht überstrapaziert. Nach den ersten Stimmaufnahmen mit dem Schauspieler, der Rex sprach, entstand der Eindruck, dass er ständig am Meckern ist. Wir ließen ihn dann etliche Szenen neu einsprechen, damit das Ganze nuancierter wird. Das Publikum erinnert sich hinterher natürlich vor allem an mutige Momente und spektakuläre Szenen, doch für uns bestand die wahre Herausforderung darin, zu zeigen, wie Rex sich wandelt.
Der Erfolg eines Films misst sich häufig an der Extravaganz seiner Bösewichter. ROYAL CORGI – DER LIEBLING DER QUEEN bietet gleich drei auf: Charlie, Tyson und die üble Mitzy...
Stimmt, es heißt oft, je besser der Bösewicht, desto besser der Film – was aber nicht immer der Fall ist. (lacht) Aber natürlich hat es mir sehr viel Spaß gemacht, die Bösewichte zu entwickeln. Tyson ist ein Rohling und bringt Rex dazu, über sich hinauszuwachsen, um diejenige zu verteidigen, die er liebt. Der wahre Gegner von Rex ist allerdings Charlie. Ursprünglich sollte er am Ende bei einem Unfall sterben. In der endgültigen Version zeigen wir, dass er erreicht hat, wonach er strebte – Macht –, aber dass ihm gleichzeitig bewusst wird, dass er dafür seine Seele und seine Freunde geopfert hat und nun ganz allein ist – und das ist ziemlich befriedigend. Man könnte auch sagen, dass er sich in schlechter Gesellschaft befindet, der Gesellschaft von Mitzy, nämlich. Mitzy ist eine Hündin außer Rand und Band, grob und gemein. Es fiel uns nicht leicht, uns auf ihr Aussehen zu einigen. Sie ist dermaßen unsympathisch, dass die meisten einen hässlichen Hund vor Augen hatten. Das wäre zwar lustig gewesen, aber nicht sehr glaubwürdig, wenn man den Status der Trumps in Betracht zieht. Den Kontrast zwischen den Rassehunden der Queen und Mitzys BlingBling-Seiten herauszuarbeiten, hat sich gelohnt! Mir gefallen auch die Nebenfiguren, weil der erste Augenschein trügt: Jack ist ein zwiespältiger Mentor. Wanda sieht zwar aus wie die typische Femme fatale an der Seite eines schweren Jungen, doch später zeigt sie, dass sie sehr wohl über einen freien Willen verfügt und noch einfallsreicher ist als Rex. Und dass Wanda sich nicht auf den ersten Blick verliebt, macht ihre Figur noch anziehender: Ihre Zuneigung entwickelt sich parallel zu Rex' Persönlichkeit.
Was unterscheidet Sie von anderen Studios – Ihre Themen, der Tonfall?
Ich finde, der Wettbewerb lässt sich nicht auf einen bestimmten Stil reduzieren. Jedes Studio produziert einzigartige Filme, die uns alle beeinflusst haben, ebenfalls unbedingt in diesen Beruf einsteigen zu wollen. Als ich Ben kennenlernte, erzählte er mir von seiner Liebe zur klassischen Erzählweise aus Hollywoods goldenem Zeitalter – als der Rhythmus noch nicht so hektisch war wie in heutigen Filmen, die einen alle paar Sekunden zum Lachen bringen wollen. Seine Sicht entsprach ganz meiner Überzeugung, dass sich Vergangenheit und Gegenwart mischen sollten. Wenn ich mit unserem Team über ein neues Projekt spreche, beziehe ich mich oft auf Gemälde alter Meister, auf Architektur oder alte Filme. Die Inszenierung muss subtil gestaltet werden und im Dienst der Geschichte stehen. Ein entspannter Rhythmus und Tonfall bedeuten aber noch lange nicht, dass das Ganze lahm oder gar langweilig ausfällt. Oder kraftlos und ohne jede Action daherkommt. Die sanfte Zurückhaltung unserer Filme passt einfach zu unserem jungen Publikum, das auf diese Weise viel intensiver in unsere Geschichten eintauchen kann.
Fotos:
© Verleih
Info:
Regie: Ben Stassen, Vincent Kesteloot
Drehbuch: Rob Sprackling, Johnny Smith
Englische Sprecher: Jack Whitehall, Julie Walters, Tom Courtenay, Matt Lucas, Ray Winstone u.a.
Deutsche Sprecher: Patrick Baehr, Constantin von Jascheroff, Julien Haggege, Paula Schramm, Gedeon Burkhard u.a.
Abdruck aus dem Presseheft
Welchen Herausforderungen begegnet man als Regisseur?
Budget und Planung sind die größten Herausforderungen. Verglichen mit unseren US-Konkurrenten fallen unsere Budgets ja eher bescheiden aus. Wir gehen so vor, dass wir das Budget nicht auf Grund des Drehbuchs kalkulieren, sondern das Drehbuch entsprechend des vorhandenen Budgets umgestalten. Eine der ersten Entscheidungen, die wir in der Vorbereitungsphase treffen, betrifft die Sequenzen, bei denen wir viel Geld ausgeben, und diejenigen, wo wir sparsamer sein müssen – ohne dabei zu vergessen, dass wir einen schönen Film machen wollen, der rechtzeitig fertig ist und das Budget nicht überschreitet. Das heißt, wir müssen die ganze Produktion effizient gestalten, dürfen aber trotzdem nicht die Kernaussage der Figuren und der Geschichte aus den Augen verlieren. Letztlich besteht darin die größte Herausforderung.
Rex ist kein Held im herkömmlichen Sinne – wie haben Sie die Figur entwickelt?
Beim Animationsfilm besteht die Gefahr darin, dass man einen Helden erschafft, der so niedlich und perfekt ist, dass er keine Ecken und Kanten mehr hat und das Publikum am Ende dermaßen langweilt, dass es seine Aufmerksamkeit womöglich irgendwelchen Nebenfiguren schenkt. Das Besondere an ROYAL CORGI – DER LIEBLING DER QUEEN ist, dass die Hauptfigur zu Beginn der Geschichte so privilegiert und arrogant daherkommt, dass man sich nur schwerlich für sie erwärmen kann. Uns war klar, dass Rex irgendwann in den sauren Apfel beißen muss. (lacht) Ich wollte seine negativen Eigenschaften nicht verwässern, im Gegenteil, bei seinen ersten Schritten im Palast habe ich sie sogar noch forciert. Andererseits mussten wir natürlich auch sofort zeigen, dass Rex nicht durch und durch gemein ist, dass er das Potenzial hat, sich weiter zu entwickeln. Er ist einfach ein naives, verwöhntes, ungezogenes Kerlchen. Und schlicht zu jung, um seine Privilegien zu schätzen. Aber dann widerfahren ihm einige Missgeschicke und er macht eine Wandlung durch. Die Schwierigkeit lag darin, das richtige Timing zu finden, damit Rex die Geduld des Publikums nicht überstrapaziert. Nach den ersten Stimmaufnahmen mit dem Schauspieler, der Rex sprach, entstand der Eindruck, dass er ständig am Meckern ist. Wir ließen ihn dann etliche Szenen neu einsprechen, damit das Ganze nuancierter wird. Das Publikum erinnert sich hinterher natürlich vor allem an mutige Momente und spektakuläre Szenen, doch für uns bestand die wahre Herausforderung darin, zu zeigen, wie Rex sich wandelt.
Der Erfolg eines Films misst sich häufig an der Extravaganz seiner Bösewichter. ROYAL CORGI – DER LIEBLING DER QUEEN bietet gleich drei auf: Charlie, Tyson und die üble Mitzy...
Stimmt, es heißt oft, je besser der Bösewicht, desto besser der Film – was aber nicht immer der Fall ist. (lacht) Aber natürlich hat es mir sehr viel Spaß gemacht, die Bösewichte zu entwickeln. Tyson ist ein Rohling und bringt Rex dazu, über sich hinauszuwachsen, um diejenige zu verteidigen, die er liebt. Der wahre Gegner von Rex ist allerdings Charlie. Ursprünglich sollte er am Ende bei einem Unfall sterben. In der endgültigen Version zeigen wir, dass er erreicht hat, wonach er strebte – Macht –, aber dass ihm gleichzeitig bewusst wird, dass er dafür seine Seele und seine Freunde geopfert hat und nun ganz allein ist – und das ist ziemlich befriedigend. Man könnte auch sagen, dass er sich in schlechter Gesellschaft befindet, der Gesellschaft von Mitzy, nämlich. Mitzy ist eine Hündin außer Rand und Band, grob und gemein. Es fiel uns nicht leicht, uns auf ihr Aussehen zu einigen. Sie ist dermaßen unsympathisch, dass die meisten einen hässlichen Hund vor Augen hatten. Das wäre zwar lustig gewesen, aber nicht sehr glaubwürdig, wenn man den Status der Trumps in Betracht zieht. Den Kontrast zwischen den Rassehunden der Queen und Mitzys BlingBling-Seiten herauszuarbeiten, hat sich gelohnt! Mir gefallen auch die Nebenfiguren, weil der erste Augenschein trügt: Jack ist ein zwiespältiger Mentor. Wanda sieht zwar aus wie die typische Femme fatale an der Seite eines schweren Jungen, doch später zeigt sie, dass sie sehr wohl über einen freien Willen verfügt und noch einfallsreicher ist als Rex. Und dass Wanda sich nicht auf den ersten Blick verliebt, macht ihre Figur noch anziehender: Ihre Zuneigung entwickelt sich parallel zu Rex' Persönlichkeit.
Was unterscheidet Sie von anderen Studios – Ihre Themen, der Tonfall?
Ich finde, der Wettbewerb lässt sich nicht auf einen bestimmten Stil reduzieren. Jedes Studio produziert einzigartige Filme, die uns alle beeinflusst haben, ebenfalls unbedingt in diesen Beruf einsteigen zu wollen. Als ich Ben kennenlernte, erzählte er mir von seiner Liebe zur klassischen Erzählweise aus Hollywoods goldenem Zeitalter – als der Rhythmus noch nicht so hektisch war wie in heutigen Filmen, die einen alle paar Sekunden zum Lachen bringen wollen. Seine Sicht entsprach ganz meiner Überzeugung, dass sich Vergangenheit und Gegenwart mischen sollten. Wenn ich mit unserem Team über ein neues Projekt spreche, beziehe ich mich oft auf Gemälde alter Meister, auf Architektur oder alte Filme. Die Inszenierung muss subtil gestaltet werden und im Dienst der Geschichte stehen. Ein entspannter Rhythmus und Tonfall bedeuten aber noch lange nicht, dass das Ganze lahm oder gar langweilig ausfällt. Oder kraftlos und ohne jede Action daherkommt. Die sanfte Zurückhaltung unserer Filme passt einfach zu unserem jungen Publikum, das auf diese Weise viel intensiver in unsere Geschichten eintauchen kann.
Fotos:
© Verleih
Info:
Regie: Ben Stassen, Vincent Kesteloot
Drehbuch: Rob Sprackling, Johnny Smith
Englische Sprecher: Jack Whitehall, Julie Walters, Tom Courtenay, Matt Lucas, Ray Winstone u.a.
Deutsche Sprecher: Patrick Baehr, Constantin von Jascheroff, Julien Haggege, Paula Schramm, Gedeon Burkhard u.a.
Abdruck aus dem Presseheft