Redaktion
Berlin (Weltexpresso) -Sie sind selbst in Kreuzberg aufgewachsen. War Ihnen Hatun Sürücü ein Begriff?
Ich kannte Hatun Sürücüs Geschichte. Natürlich nicht auf die gleiche Weise wie Heute, aber meine Eltern erzählten mir davon, da sie darüber für die türkische Tageszeitung Milliyet berichteten. Sie besuchten damals die Familie und waren sehr erstaunt darüber, wie offen sie für Interviews war. In der Schule und im Freundeskreis wurde der Mord nicht thematisiert.
Wie würden Sie Hatun Sürücü als Mensch beschreiben?
Aynur, auch wenn ich sie nie persönlich kennenlernen konnte, habe ich versucht als liebevollen, mutigen, zielstrebigen und humorvollen Menschen zu beschreiben, der voller Lebensfreude war.
Wie kam es zur Zusammenarbeit? Was hat Sie an der Umsetzung des Themas gereizt?
Ich bekam eine Casting-Anfrage mit Informationen über das Projekt und die Regisseurin. Als ich das Thema las, hatte ich meine Bedenken. Ich wusste nicht, ob ich dazu in der Lage wäre, für ein solches Projekt die Hauptrolle zu tragen und Hatun Sürücü unkommentiert und pur zu verkörpern. Doch die Begegnung mit Sherry Hormann verlieh mir eine neue und vor allem unvoreingenommene Perspektive auf das Thema, und das triggerte mich. Ich war geladen und neugierig während des Castings. Ich ging raus und wünschte dem Film die beste Besetzung, die er bekommen kann. Was mich so sehr daran reizte war, diese Frau nicht nur als Mordopfer darzustellen, sondern die Geschichte einer lebensfrohen starken unaufhaltsamen Frau zu erzählen. Aus dem Grund, dass ich mir auch persönlich wünsche, dass man sie so in Erinnerung behält und sie weiterhin Menschen inspiriert, ihren eigenen Weg zugehen.
Wie haben Sie sich die Rolle erarbeitet?
Ich habe mich gemeinsam mit meinem Schauspielcoach Jens Roth, der mir von Sherry Hormann empfohlen wurde, Stück für Stück in die Gefühlswelt Aynurs gearbeitet. Alles, was wir mit Jens besprachen und erarbeiteten wurde protokolliert und an unsere Regisseurin geschickt, um mögliche Momente, die sich ergeben, festhalten und ggf. im Film einbauen zu können.
Ist es für Sie ein Unterschied, in eine fiktive Rolle zu schlüpfen, oder wie in NUR EINE FRAU eine real existierende Person zu spielen?
Die Herausforderung bei der Verkörperung einer Person, die wirklich existierte, liegt darin, 19 NUR EINE FRAU das uns bekannte Schicksal der Person unkommentiert zu lassen. Die Ahnungslosigkeit zu bewahren und sich ihrer Person anzunehmen. Wohingegen man bei einer fiktiven Rolle mehr Spielraum hat, die Person zu interpretieren, da kein Vorbild vorhanden ist, an dem man sich orientieren muss. Aber wenn das Rollenprofil und die Herangehensweise in der Vorarbeit geklärt sind, ist die wesentliche Arbeit am Set relativ gleich, da ich bei jeder Rolle daran interessiert bin diese authentisch umzusetzen.
Wie nah fühlt man sich bei einem solchen Film bei den Vorbereitungen und Dreharbeiten dem realen Vorbild?
Sehr nah. Teilweise zu nah, so dass ich mir ihre Energie zum Vorteil machen konnte, aber auch ihre Ängste mich sogar in meinen Träumen beschäftigten.
Sherry Hormann hat von der besonders intensiven Arbeit und Atmosphäre am Set gesprochen. Können Sie dazu etwas sagen?
Die Arbeitsatmosphäre hatte eine außergewöhnliche Spannung. Es war absolut notwendig alle Glieder zusammenzuhalten und gemeinsam als Team vorzugehen, um so einem Thema in sehr kurzer Zeit gerecht zu werden.
Wie war die Zusammenarbeit mit den Kollegen?
Sehr intensiv und schön. Ich habe jeden einzelnen in mein Herz geschlossen. Sie haben mir alle viel Kraft gegeben. Es ist im Cast eine sehr angenehme Teamarbeit entstanden, wie ich sich eigentlich aus dem Theater kenne und beim Film und Fernsehen manchmal vermisse. Wir waren eine Familie.
Und wie war die Arbeit mit Sherry Hormann?
Schon an unserem ersten Drehtag fühlte sich unsere Kombination unbesiegbar an. Es ergab sich alles natürlich, ich fühlte mich sehr wohl und geführt auf eine Weise, wie ich es bisher nicht erfahren durfte. Ich bin sehr dankbar für die Zusammenarbeit und habe in dieser Zeit sehr viel gelernt und angefangen, Dinge, die ich glaubte zu wissen, aus einer neuen Perspektive zu betrachten, was ich persönlich sehr erfrischend finde.
Gab es ein besonderes Erlebnis während der Arbeit am Film, das Ihnen im Gedächtnis geblieben ist?
Während der Dreharbeiten sind zwei besondere Fotos von mir entstanden, auf denen ich mich nicht mehr wiedererkannt habe. Es war, als würde ich keine Spur mehr von mir selbst erkennen können, was sehr befremdlich war, aber auch interessant, weil ich mich noch nie so selbstverlassen fühlte, wenn ich mich auf den Bildern einer Rolle betrachtete.
Welchen aktuellen Bezug hat Hatun Sürücüs Schicksal für Sie? Was ist Ihnen persönlich wichtig an ihrem Vermächtnis?
Es werden immer noch Frauen und Männer zwangsverheiratet. Das ist meiner Meinung nach eine Tradition, die nicht mehr zeitgemäß ist. Ich wünsche mir, dass die Menschen, sowohl bei ihrer Partnerwahl als auch darauf bezogen, wie sie ihr Leben führen wollen, frei entscheiden können. Nachdem ich den Rohschnitt sah, kam ich gestärkter als vorher aus dem Kino. Denn wir alle haben doch die Möglichkeit etwas dafür zu tun, um ein Leben zu leben, wie wir es uns wünschen. Und Aynurs Willenskraft hatte mich aufs Neue inspiriert.
Was wünschen Sie sich für diesen Film?
Ich wünsche mir, dass unser Film so viele Menschen wie nur möglich, erreicht. Dass Menschen sich mit dem Thema auseinandersetzen und sich dadurch in Bezug auf ihr eigenes Leben vielleicht sogar inspiriert fühlen, die Dinge zu tun, die Sie schon immer angehen wollten, aber sich nicht getraut haben.
Foto:
© Verleih
Info:
Die Darstellerinnen und Darsteller
Almila Bagriacik – Aynur
Rauand Taleb – Nuri
Meral Perin – Deniya
Mürtüz Yolcu – Rohat
Armin Wahedi – Aram .
Aram Arami – Tarik
Merve Aksoy – Shirin
Mehmet Atesci – Sinan
Jacob Matschenz – Tim
Lara Aylin Winkler – Evin
Idil Üner – Dilber
Abdruck aus dem Presseheft
Wie würden Sie Hatun Sürücü als Mensch beschreiben?
Aynur, auch wenn ich sie nie persönlich kennenlernen konnte, habe ich versucht als liebevollen, mutigen, zielstrebigen und humorvollen Menschen zu beschreiben, der voller Lebensfreude war.
Wie kam es zur Zusammenarbeit? Was hat Sie an der Umsetzung des Themas gereizt?
Ich bekam eine Casting-Anfrage mit Informationen über das Projekt und die Regisseurin. Als ich das Thema las, hatte ich meine Bedenken. Ich wusste nicht, ob ich dazu in der Lage wäre, für ein solches Projekt die Hauptrolle zu tragen und Hatun Sürücü unkommentiert und pur zu verkörpern. Doch die Begegnung mit Sherry Hormann verlieh mir eine neue und vor allem unvoreingenommene Perspektive auf das Thema, und das triggerte mich. Ich war geladen und neugierig während des Castings. Ich ging raus und wünschte dem Film die beste Besetzung, die er bekommen kann. Was mich so sehr daran reizte war, diese Frau nicht nur als Mordopfer darzustellen, sondern die Geschichte einer lebensfrohen starken unaufhaltsamen Frau zu erzählen. Aus dem Grund, dass ich mir auch persönlich wünsche, dass man sie so in Erinnerung behält und sie weiterhin Menschen inspiriert, ihren eigenen Weg zugehen.
Wie haben Sie sich die Rolle erarbeitet?
Ich habe mich gemeinsam mit meinem Schauspielcoach Jens Roth, der mir von Sherry Hormann empfohlen wurde, Stück für Stück in die Gefühlswelt Aynurs gearbeitet. Alles, was wir mit Jens besprachen und erarbeiteten wurde protokolliert und an unsere Regisseurin geschickt, um mögliche Momente, die sich ergeben, festhalten und ggf. im Film einbauen zu können.
Ist es für Sie ein Unterschied, in eine fiktive Rolle zu schlüpfen, oder wie in NUR EINE FRAU eine real existierende Person zu spielen?
Die Herausforderung bei der Verkörperung einer Person, die wirklich existierte, liegt darin, 19 NUR EINE FRAU das uns bekannte Schicksal der Person unkommentiert zu lassen. Die Ahnungslosigkeit zu bewahren und sich ihrer Person anzunehmen. Wohingegen man bei einer fiktiven Rolle mehr Spielraum hat, die Person zu interpretieren, da kein Vorbild vorhanden ist, an dem man sich orientieren muss. Aber wenn das Rollenprofil und die Herangehensweise in der Vorarbeit geklärt sind, ist die wesentliche Arbeit am Set relativ gleich, da ich bei jeder Rolle daran interessiert bin diese authentisch umzusetzen.
Wie nah fühlt man sich bei einem solchen Film bei den Vorbereitungen und Dreharbeiten dem realen Vorbild?
Sehr nah. Teilweise zu nah, so dass ich mir ihre Energie zum Vorteil machen konnte, aber auch ihre Ängste mich sogar in meinen Träumen beschäftigten.
Sherry Hormann hat von der besonders intensiven Arbeit und Atmosphäre am Set gesprochen. Können Sie dazu etwas sagen?
Die Arbeitsatmosphäre hatte eine außergewöhnliche Spannung. Es war absolut notwendig alle Glieder zusammenzuhalten und gemeinsam als Team vorzugehen, um so einem Thema in sehr kurzer Zeit gerecht zu werden.
Wie war die Zusammenarbeit mit den Kollegen?
Sehr intensiv und schön. Ich habe jeden einzelnen in mein Herz geschlossen. Sie haben mir alle viel Kraft gegeben. Es ist im Cast eine sehr angenehme Teamarbeit entstanden, wie ich sich eigentlich aus dem Theater kenne und beim Film und Fernsehen manchmal vermisse. Wir waren eine Familie.
Und wie war die Arbeit mit Sherry Hormann?
Schon an unserem ersten Drehtag fühlte sich unsere Kombination unbesiegbar an. Es ergab sich alles natürlich, ich fühlte mich sehr wohl und geführt auf eine Weise, wie ich es bisher nicht erfahren durfte. Ich bin sehr dankbar für die Zusammenarbeit und habe in dieser Zeit sehr viel gelernt und angefangen, Dinge, die ich glaubte zu wissen, aus einer neuen Perspektive zu betrachten, was ich persönlich sehr erfrischend finde.
Gab es ein besonderes Erlebnis während der Arbeit am Film, das Ihnen im Gedächtnis geblieben ist?
Während der Dreharbeiten sind zwei besondere Fotos von mir entstanden, auf denen ich mich nicht mehr wiedererkannt habe. Es war, als würde ich keine Spur mehr von mir selbst erkennen können, was sehr befremdlich war, aber auch interessant, weil ich mich noch nie so selbstverlassen fühlte, wenn ich mich auf den Bildern einer Rolle betrachtete.
Welchen aktuellen Bezug hat Hatun Sürücüs Schicksal für Sie? Was ist Ihnen persönlich wichtig an ihrem Vermächtnis?
Es werden immer noch Frauen und Männer zwangsverheiratet. Das ist meiner Meinung nach eine Tradition, die nicht mehr zeitgemäß ist. Ich wünsche mir, dass die Menschen, sowohl bei ihrer Partnerwahl als auch darauf bezogen, wie sie ihr Leben führen wollen, frei entscheiden können. Nachdem ich den Rohschnitt sah, kam ich gestärkter als vorher aus dem Kino. Denn wir alle haben doch die Möglichkeit etwas dafür zu tun, um ein Leben zu leben, wie wir es uns wünschen. Und Aynurs Willenskraft hatte mich aufs Neue inspiriert.
Was wünschen Sie sich für diesen Film?
Ich wünsche mir, dass unser Film so viele Menschen wie nur möglich, erreicht. Dass Menschen sich mit dem Thema auseinandersetzen und sich dadurch in Bezug auf ihr eigenes Leben vielleicht sogar inspiriert fühlen, die Dinge zu tun, die Sie schon immer angehen wollten, aber sich nicht getraut haben.
Foto:
© Verleih
Info:
Die Darstellerinnen und Darsteller
Almila Bagriacik – Aynur
Rauand Taleb – Nuri
Meral Perin – Deniya
Mürtüz Yolcu – Rohat
Armin Wahedi – Aram .
Aram Arami – Tarik
Merve Aksoy – Shirin
Mehmet Atesci – Sinan
Jacob Matschenz – Tim
Lara Aylin Winkler – Evin
Idil Üner – Dilber
Abdruck aus dem Presseheft