Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 11. April 2013, Teil 1
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das ist mal gut, mal schlecht, wenn die Originaltitel ausländischer Filme auch in den deutschen Filmfassungen gelten – was sowieso fast nur für die englisch/amerikanischen gilt. Ob allerdings OBLIVION den hiesigen Kinobesuchern sagt, um was es geht, darf man bezweifeln. Meist ist es auch nicht wichtig, denn der Filminhalt hat sich herumgesprochen und vor allem dessen Filmstars.
OBLIVION
Gerade in diesem Film wäre allerdings das gedankliche Erfassen des Titels sehr sinnvoll, damit man edas geschehen nicht nur als Weltraumspektakel erlebt. Denn OBLIVION soll den Seinszustand des Menschen – das Auslöschen seines Gedächtnisses irdischer Vorgänge, das systematisch in die Vergessenheit getriebene irdische Leben, das Vergessen also, aber auch die Verdrängung - beschreiben, in dem er sich befindet, wenn er seit dem Jahr 2077 sich auf einen Planeten im Saturnsystem flüchtete und dort überlebt, nachdem der Mond völlig zerstört wurde und die Erde menschliches Leben nicht mehr zuließ. Es waren Aliens, die diesen Generalangriff durchgeführt hatten, mit dem Ergebnis, daß die Menschen siegten, aber ihre Erde als unbewohnbar verloren.
Wir treffen auf Jack, den Tom Cruise verkörpert, der gerade Jack Reacher war, was partiell eine ähnliche Rolle ist, und seine Planetengefährtin Vica/Victoria, in der man als Superangepaßte und im Etuikleid der Sechziger kaum mehr die Vitalität der Andrea Riseborough erkennt, mit der sie in SHADOW DANCER eine irische Freiheitsheldin mimte. Eine tolle Schauspielerin, die hier die genormte, das Positive bis zum geht nicht mehr verkörpernde Frau darstellt, die ihre Erfüllung darin findet, jeden Tag mehrmals die Effektivität des Teams mit Jack in den Bildschirm hineinzubeteuern, über den sie mit derweiblichen Leitung der Weltraumunternehmung verbunden ist, kontrolliert wird, wäre der bessere Begriff.
Die Handlung kann man zusammenfassen: Jack ist ein Ingenieur, der die funktionsunfähig gewordenen Drohnen – das sind so Riesenspinnen aus Metall, die ferngesteuert aufbauen sowie vernichten können – entweder repariert oder sie vollends vernichtet. Die Anweisungen erhält er von Vica, die sie von der obersten Stabsstelle erhält, an die sie auch alle Besonderheiten weitermeldet.Und an Vica meldet Jack die ungewöhnlichenVorkommnisse. Fast alle. Denn als er eine Drohne auf der Erde sucht, findet er einen kleinen Garten Eden, ein kleines Paradies mit Holzhäuschen und Grün und er findet vor allem an anderer Stelle eine Bibliothek. Das alles erinnert ihn an etwas und wir fühlen nun mit Jack, wenn er aus den Bestandteilen von Dingen sich über die Erinnerung im Kopf sein altes Leben wieder aufbaut, was mit Gefühlen und Sehnsüchten zu tun hat.
Das, was 124 Minuten über die Leinwand flutet, ist ein Geschenk für Kinder und die Erwachsenen, die technikbegeistert oder weltraumaffine Interessen haben. Das hat natürlich nichts mit der Wirklichkeit zu tun, sieht aber schon irre aus, wenn diese Drohnen selbsttätig töten oder sich gegenseitig auslöschen. Aber das Ganze erschöpft sich. Uns hat während dieser Aufnahmen die Sehnsucht nach Kubricks 2001- ODYSEE IM WELTRAUM gepackt, der unser Verhältnis zu Science-Fiction für immer geprägt hat, und in jeder Aufnahme eine tiefere Wahrheit über die Entwicklung der Menschheitsgeschichte, auch ihrer Technikbegeisterung bringt, als es die ganzen 124 Minuten zusammen tun.
Beide Filme sind nach Büchern entstanden. Im Letzteren hat Regisseur Joseph Kosinski seine eigene Grafic-Novel verfilmt. Wie es ausgeht, soll die Hoffnung zeigen, die Menschen in Menschen setzen sollen, auf ihr eigenes Denken und Handeln. Damit dies auch Jack passieren kann, sind noch zwei weitere Darsteller unumgänglich. Da lernt er eine Gruppe von Überlebenden auf der Erde kennen, die sich meist unterirdisch aufhalten und deren Anführer Morgan Freeman ist, der ein in die Jahre gekommener Obama in seinen besten Zeiten ist. Die andere ist Julia, die in einer Kapsel im Tiefschlaf liegt und die er rettet, als das Raumschiff genau in seinem idyllischen Flecken abstürzt. Diese Julia spielt Olga Kurylenko uns etwas zu bieder. Zudem ist sie seine Frau von früher, was die Anziehung füreinander erklären soll, aber eher peinlich konstruiert erscheint.
Man kann den Film ansehen wie eine optische Vision, die allerdings weitgehend sinnfrei abläuft. Als Jack nun gegen die Anweisungen der Oberleitung das kleine Grüppchen von Menschen retten wird und damit auch sich und seine Frau Julia, da schlagen das Imperium und die verlassene Vica zurück und der Film schlägt einen Haken. Wir hatten schon zuvor den Retorten-Jack erlebt, der auf einer identischen Raumstation mit einer identischen Vica diesselben Aufräum- und Reparaturarbeiten verrichtet und uns auf Klonen und serielles Dasein eingestellt. Als Jack nun am Schluß doch überlebt, da kommen erst die Zweifel. Wer ist Jack und wenn ja, der wievielte?