f the dead dont die 700x349Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. Juni 2019, Teil 14

Redaktion

Los Angeles (Weltexpresso) - Jarmusch begann vor einigen Jahren darüber nachzudenken, einen Zombiefilm zu schreiben, bevor er Paterson drehte, seine nachdenkliche Komödie von 2016 über einen Busfahrer und Dichter aus New Jersey, gespielt von Adam Driver. Der Autor/ Regisseur vermischt gern die Genres in Filmen, wie zum Beispiel beim psychedelischen Western (Dead Man), seinem Samurai/ Gangster-Mashup (Ghost Dog – Der Weg des Samurai), einen existenziellen Actionfilm (The Limits of Control), eine Variation der romantischen Komödie (Broken Flowers) und seiner bohemian Vampirkomödie in Detroit und Tangier (Only Lovers Left Alive), mit Swinton in der Hauptrolle.

Jarmusch entschied sich für ein Thema, das in der Populärkultur allgegenwärtig geworden ist, nicht weniger als 55 zombiebezogene Filme oder Fernsehsendungen wurden allein 2014 veröffentlicht. „Während Vampire verführerische Kreaturen sind, sind Zombies, die unmenschlich sind, nicht so interessant", sagt Jarmusch. „Jede Zombie-Geschichte ist jedoch irgendwie metaphorisch, da sie die menschliche Konformität oder eine andere Tendenz darstellt - laufende Wesen ohne Seelen."

Während er 2016 Gimme Danger drehte, seinen Dokumentarfilm über Iggy und die Stooges (Iggy kehrt in THE DEAD DON’T DIE übrigens zur Familie Jarmusch zurück und spielt einen Zombie, der es vor allem auf Kaffee abgesehen hat), bemerkten der Filmemacher und seine Produzenten Handy-Zombies auf den Straßen von Miami, als wären sie filmende, vergessliche Fußgänger, die an ihren Smartphones klebten und über Gehwege und Kreuzungen schlafwandelten. Die Vision schlug Wurzeln, als Jarmusch nach der Fertigstellung von Gimme Danger und Paterson zu schreiben begann und die Frage aufkommen ließ: Was wäre, wenn die Untoten wieder zum Leben erwachten und sich nach genau den Dingen sehnten, die sie gemacht haben, als sie lebendig waren?

„Wir sind alle an Dinge der materiellen Welt gebunden und wir sind alle Zombies in der einen oder anderen Form. Es ist nicht so abwegig, dass wir uns nach genau den gleichen Dingen sehnen würden, wenn wir von Toten auferstehen würden", sagt Carter Logan, Jarmuschs langjähriger Produzent und SQÜRL-Bandgefährte, der mit Jarmusch am atmosphärischen Soundtrack von THE DEAD DON’T DIE arbeitete. „Es ist lange her, dass Jim absichtlich eine ‚Komödie‘ geschrieben hat und obwohl es eine Art körperlichen Humor im Film gibt, benutzt er Horror-Genre-Konventionen, um über die Absurdität unserer Gegenwart zu lachen. Das ist Jims erneute Rückkehr zum Genre-Filmemachen: er stellt den Zombiefilm auf den Kopf und entwickelt seine eigene, einzigartige Vision davon, was eine Zombie-Komödie sein kann."

Swinton fügt hinzu: „Alle Zombiefilme handeln von Menschen und deshalb lieben wir sie, sie handeln von Katastrophen, bei denen sich alle so fühlen, als ob sie am Rande stehen und es nicht schlimmer werden kann, aber das wird es. Dafür sind Horrorfilme da und diejenigen von uns, die Zombiefilme lieben, lieben sie aus diesem Grund. Es ist gut für uns, uns die Untoten vorzustellen und dann morgens aufzuwachen und uns daran zu erinnern, dass es nur ein Film oder ein schlechter Traum war."

Jarmuschs Interesse für Zombies reicht zurück bis zu den frühen Klassikern aus dem Horror-Kanon, darunter der 1932er Film The White Zombie, der vermutlich erste Zombiefilm, mit Bela Lugosi als weißem, haitianischen Voodoo-Meister Murder Legendre, der eine junge Frau in eine lebende Tote verwandelt. Er hat auch eine Vorliebe für Ich folgte einem Zombie, dem 1943er B-Movie von Jacques Tourneur, der von Sklaven-Zombies auf einer abgelegenen karibischen Insel handelt, denen der Wille fehlt, etwas für sich selbst zu tun - eine beunruhigende Reflektion des menschlichen Lebens während eines Weltkriegs, der die fatalistische Botschaft der Sackgasse der Menschheit in THE DEAD DON’T DIE widerspiegelt.

Aber es ist George Romeros 1968er Schocker Die Nacht der lebenden Toten, der Jarmusch beim Schreiben und Filmen seines neuesten Spielfilms am meisten inspirierte. Sorgfältige Zuschauer von THE DEAD DON’T DIE werden zahlreiche Referenzen und Verweise auf den amerikanischen Low-Budget Horrorklassiker entdecken, der sich im Laufe der Jahre von einem Down-and-Dirty-Indiefilm, über eine soziale Allegorie für die Ära Vietnam und die Bürgerrechte, zu einer Metapher für Spätkapitalismus und Konsumismus entwickelt hat. Das Original in schwarz-weiß, das für 114.000 Dollar produziert wurde, markierte auch das erste Mal, dass Zombies gezeigt wurden, die sich mit Fleischfressen beschäftigten sowie mit erschreckenden gesellschaftspolitischen Implikationen. Turbulente Zeiten fressen uns wieder einmal auf.

„Die Nacht der lebenden Toten ist ein brillanter Film, der mit unglaublichen Einschränkungen gemacht wurde und wir zitieren den Film mit vielen kleinen Details und Referenzen, die der aufmerksame Zuschauer erkennen wird", sagt Jarmusch und hebt den 1968er Pontiac Le Mans hervor, der von Selena Gomez im Film gefahren wurde, genau das gleiche Fahrzeug wie in Romeros Debüt, ebenso wie der Verweis auf den Palmetto Green Lackjob. „In unserem Film, wie in Dawn of the Dead, Romeros Fortsetzung von Die Nacht der lebenden Toten, kehren die Zombies an Orte und Dinge zurück, von denen sie als Lebende besessen waren und versuchen, die eine Sache zu finden, an die sie sich bei lebendigem Leib klammerten. Ich war fasziniert von der Idee, reanimierter Menschen, die wie einzellige Organismen funktionieren, sich kannibalistisch von Fleisch oder Gehirn ernähren, aber keinen wirklichen Willen haben."

„THE DEAD DON’T DIE ist an seiner Oberfläche eine Zombie-Komödie, aber darunter liegt ein Subtext, nicht anders als bei Die Nacht der lebenden Toten, der eine gesellschaftspolitische Botschaft hat, die ich für wichtig halte", sagt Carter Logan. „Wir sind übersättigt mit Filmen und Fernsehsendungen, die einer bestimmten Formel folgen. Es gibt in letzter Zeit so viel vom Zombiegenre, das an eine Seifenoper grenzt, mit Menschen, die versuchen, die Zombie-Apokalypse zu überleben. Unser Film berücksichtigt das, aber da ist Jim, der den Zombiefilm auf seine berühmteste Iteration zurückführt. Es geht darum, dass die Menschheit, trotz der großen Katastrophe, in der Welt nie ihren Sinn für Humor verliert."

Fotos:
© Verleih

Info:
Darsteller:
Rolle                                        Schauspieler                                    Synchronstimme
Chief Clifford Robertson         BILL MURRAY                                  Bodo Wolf
Officer Ronald Peterson         ADAM DRIVER                                  Sascha Rotermund
Officer Minerva Morrison        CHLOË SEVIGNY                             Jördis Triebel
Bobby Wiggins                       CALEB LANDRY JONES                  Constantin v. Jascheroff
Hank Thompson                     DANNY GLOVER                             Jürgen Kluckert
Farmer Miller                          STEVE BUSCEMI                              Santiago Ziesmer
Zelda Winston                        TILDA SWINTON                              Traudel Haas
Einsiedler-Bob                        TOM WAITS                                      Oliver Stritzel
Zoe                                         SELENA GOMEZ                              Gabrielle Pietermann
Zombie Kaffee                        IGGY POP
Zombie Kaffee                        SARA DRIVER
Zombie Chardonnay              CAROL KANE

STAB:
Regie JIM JARMUSCH
Drehbuch JIM JARMUSCH