f deadSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. Juni 2019, Teil 15

Redaktion

Los Angeles (Weltexpresso) - THE DEAD DON’T DIE spielt im winzigen Dörfchen Centerville, einer sprichwörtlich Drei-Polizisten-Stadt, die von der Interstate isoliert ist, sich auf einer Hauptstraße mit Diner, Baumarkt und Motel befindet und Bewohnern beherbergt, die mit einem einzigartigen jarmuschianischen Touch zum Leben erweckt wurde. „Es ist eine kleine Stadt, irgendwo im unbekannten, generischen Amerika", sagt Jarmusch, „und jeder kennt sich untereinander. Es ist eine fiktive Stadt und der Film handelt von diesen unterschiedlichen Charakteren, denen unsere Geschichte folgt."

Diese Form weicht von einigen seiner anderen Filmen ab, in denen vorher eine zentrale Figur eine Rolle spielt, wie Johnny Depps Buchhaltungs-Protagonist aus Dead Man oder Bill Murrays seelenverlorener Rentner in Broken Flowers, der eine Solo-Odyssee durch eine surreale Landschaft beginnt und dabei andere Charaktere trifft. „Während sich dieser Film auf die drei Polizisten konzentriert, springen wir immer wieder zu anderen Figuren", sagt Jarmusch. „Aus diesem Grund wurde es im Schneideraum etwas komplizierter."

Jarmusch nahm den Namen Centerville aus Frank Zappas 1971er Filmmusical 200 Motels, einer surrealistischen Odyssee, bei der er mit den Mothers of Invention durch Amerika tourte und in einer kleinen Stadt namens Centerville Halt machte („A Real Nice Place to Raise Your Kids Up" - Zappa besteht im Film darauf), mitten im Wahnsinn vom Leben auf der Straße. Als direkte Hommage an Zappas gesellschaftspolitisches Ausflippen machte Jarmusch „A Real Nice Place" zum Slogan seines eigenen Centerville, sichtbar auf dem Willkommensschild der Stadt in der Eröffnungsszene des Films.

In THE DEAD DON’T DIE verändert sich die Welt einer amerikanischen Kleinstadt auf immer surrealere Weise für ein paar Tage. Unbemerkt für die Bewohner von Centerville, hat ein, vom Menschen verursachtes, kosmisches Ereignis (im Zusammenhang mit hydraulischen Frakturen, dem Bohren von Öl im Polarkreis - im Film von den Behörden als „Polarfracking" bezeichnet) die Pole der Erde von ihrer Achse verdrängt und die Erdrotation gestört. Da sich die Sonne weigert, ihren erwarteten Zeitplan einzuhalten, besuchen der Polizeichef Cliff Robertson (Murray) und sein Stellvertreter Ronnie Peterson (Driver) den Wald vor Centerville, um den streitsüchtigen Einsiedler Bob (Tom Waits) nach einigen vermissten Nutztieren des rassistischen Farmers Miller (Steve Buscemi) zu befragen.

Für den Rest von Centerville geht der Alltag weiter, während die Welt draußen unsichtbar auf ihren Untergang zuläuft. Der Baumarktbesitzer Hank Thompson (Glover) trifft sich im lokalen Diner, das von Fern geleitet wird, gespielt von Eszter Balint, die als schlagfertige Teenagerin Eva in Jarmuschs 1984er FIlm Stranger Than Paradise auftrat. Es ist der erste von vielen Cameo-Auftritten in THE DEAD DON’T DIE, die die bisherigen Werke des Filmemachers widerspiegeln. Sogar Rapper RZA, Leiter des Staten Islands Wu-Tang Clan, der den Soundtrack für Jarmuschs Ghost Dog produziert hat und in Coffee and Cigarettes auftrat, ist vor Ort und spielt (wen sonst?) den lokalen Wu-P.S. Liefermann.

Jarmuschs Markenzeichen, die exzentrische Komödie, wird in THE DEAD DON’T DIE in voller Länge gezeigt: Die schottische Leichenbestatterin Zelda Winston (Swinton) spielt mit ihren Samuraischwertern in ihrem buddhistisch geprägten Versteck, wo sie ungewöhnlich hochmodische Make-ups für Verstorbene im Ever After Funeral Home anbietet. Ein typisch trocken-humoriger Bill Murray hält mit einem Augenzwinkern Recht und Ordnung in einer Bilderbuch-Kleinstadt aufrecht, deren einzigartiger Abtrünniger der schlecht gelaunte Hermit Bob zu sein scheint, Verursacher für einige Verdächtigungen in der Stadt

Jarmusch hat in seinen Filmen häufig Musiker besetzt und neben RZA und Tom Waits, fügt er in THE DEAD DON’T DIE eine Gruppe glänzender, weltbekannter Popstars hinzu, wie die Schauspielerin Selena Gomez, die er als junge Reisende besetzt, die pünktlich zur Zombie-Apokalypse nach Centerville kommt. Jarmusch ist, wer hätte das gedacht, ein Fan von Gomez' Musik, darunter unter anderem von ihrem Hit „Bad Liar", den er als „unbestreitbar meisterhafte, bahnbrechende Popmusik" bezeichnet.

„Ich habe mir junge, schöne Menschen auf einem Roadtrip vorgestellt, die zufällig in Centerville landen", sagt Jarmusch. „Ich wollte verschiedene Generationen in den Film einbeziehen und Selena repräsentiert, zusammen mit ihren Reisegefährten Austin Butler und Luka Sabbat, die Altersgruppe der Zwanzigjährigen."

Während Gomez und ihre Freunde unverblümte Freiheit und Unbekümmertheit symbolisieren, die in Centervilles nüchterne und hartnäckige Einfachheit eindringen, deutet ein weiteres Trio junger Charaktere, gespielt von den Newcomern Maya Delmont, Taliyah Whitaker und Jahi Winston, auf etwas Düstereres hin. Sie sind inhaftierte Minderjährige, die in Centerville festsitzen und sich von ihrem Gefängnis aus im Fernsehen ansehen, wie der gesellschaftliche Zusammenbruch das Land insgesamt und dann Centerville im Besonderen erfasst.

Jarmusch fertigt eine leichte Komödie mit einer starken Botschaft über die Notlage der Jungen und Andersartigen und zeigt dabei eine spürbare Zuneigung zu den jüngsten Charakteren in THE DEAD DON’T DIE. „Ich liebe Teenager und ich fühle mit ihnen. Junge Menschen haben uns kulturell in Musik, Stil und Mode geführt, sei es Mary Shelleys Frankenstein, die Hälfte von Mozarts Geschriebenem oder das Werk von Rimbaud, einem der größten Dichter aller Zeiten", sagt Jarmusch.

Als die Nacht in Centerville hereinbricht, geht plötzlich die Zombie-Apokalypse los und die Anwohner erheben sich aus ihren Gräbern, auf der Suche nach ihrem leiblichen Wohl und menschlichem Fleisch und richten Zeitlupenverwüstung an der belagerten, hoffnungslos unvorbereiteten menschlichen Bevölkerung an. Einer der frühesten gezeigten Zombies ist eine schelmische Stadttrunkene, gespielt von Nationalschatz Carol Kane, die Jarmusch in Alexandre Rockwells 1992er Spielfilm In the Soup, mit Steve Buscemi in der Hauptrolle, besetzte. Kane und Buscemi sind zwei von vielen ehemaligen Jarmusch-Kollaborateuren, die erneut in der Besetzung, dieses Mal in seiner bisher umfangreichsten Produktion, aufgenommen werden.

Fotos:
© Verleih

Info:
Darsteller:
Rolle                                        Schauspieler                                    Synchronstimme
Chief Clifford Robertson         BILL MURRAY                                  Bodo Wolf
Officer Ronald Peterson         ADAM DRIVER                                  Sascha Rotermund
Officer Minerva Morrison        CHLOË SEVIGNY                             Jördis Triebel
Bobby Wiggins                       CALEB LANDRY JONES                  Constantin v. Jascheroff
Hank Thompson                     DANNY GLOVER                             Jürgen Kluckert
Farmer Miller                          STEVE BUSCEMI                              Santiago Ziesmer
Zelda Winston                        TILDA SWINTON                              Traudel Haas
Einsiedler-Bob                        TOM WAITS                                      Oliver Stritzel
Zoe                                         SELENA GOMEZ                              Gabrielle Pietermann
Zombie Kaffee                        IGGY POP
Zombie Kaffee                        SARA DRIVER
Zombie Chardonnay              CAROL KANE

STAB:
Regie JIM JARMUSCH
Drehbuch JIM JARMUSCH