Nachtrag: Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 6. Juni 2019, Teil 4 b
Rolf Lackluster
Berlin (Weltexpresso) - Der Verleger Alain (Guillaume Canet) ist typischer gut aussehender Franzose in seinen 50ern, schlank, charmant, in seinem Job überaus erfolgreich. Der Pariser Verlag, den er leitet, muss sich wie die gesamte Branche dem digitalen und demografischen Wandel stellen, was bedeutet: Die jungen zahlungswilligen Leser brechen weg.
Disruptive Technologie, ein Begriff, den man häufig in der Zeitung liest, wie auch im Film hört, wobei natürlich der Firmenname Amazon fällt, als Speerspitze dieser Veränderung. Eine junge attraktive Mitarbeiterin, Laure (Christa Théret), die eher aussieht wie ein magersüchtiges Chantel Model, oft raucht und um ein weiteres Klischee zu bedienen bi-sexuell ist, soll die Digitalisierung vorantreiben. Ein Film, der sich also um Internet und die Auswirkungen der Digitalisierung in der Buchbranche dreht. Die besprochenen Inhalte sind oftmals Allgemeinplätze und wirken bereits zum Filmstart veraltet. Regisseur und Drehbuchautor Oliver Assayas ist es nicht gelungen, Zeitloses zu produzieren, sondern er tappt in die Wandel-Falle, „es muss sich alles ändern, damit alles so bleibt wie es ist.“ Ein Zitat, das Alain gegenüber Laure sagt und einen Hauch von Generationenkonflikt spiegelt. Auch dieses Klischee darf nicht fehlen, die beiden haben eine Affäre.
Der Titel auf Französisch, eher passend „Doppelleben“ sagt mehr, worum es noch geht. Denn zwischen den Zeilen spielt sich hier wirklich nichts ab. So ist Alain mit dem neuen Manuskript des langjährigen Verlagsautors Léonard (Vincent Macaigne) nicht zufrieden. Weitere Frauengeschichten werden dort mit allzu wenig kaschiertem Bezug zur Realität verarbeitet. Seine Frau Selena (Juliette Binoche), die eine Krisenmanagerin in einer erfolgreichen Serie spielt, die die meisten Zuschauer jedoch nur für eine einfache Polizistin halten, hat ein ganz anderes Urteil über Léonard‘s Werk. Möglicherweise auch, da sie seit sechs Jahren in einer Affäre mit dem Autor verwickelt ist ...
In dem Film wird viel geredet, in romantischer Umgebung gegessen und getrunken, wie in deutschen Filmen in den 70ern und 80ern des vorigen Jahrhunderts und alle Erzählstränge werden verwoben. Wie in einem Theaterstück wird in häufig geschlossenen Räumen philosophiert, gestritten und geliebt ohne je einen Tempowechsel, abgesehen davon spricht niemand über die wesentlichen Dinge. Diskussionen über den Einfluss sozialer Medien, Politikverdrossenheit, und dem digitalen Wandel wirken wie eine Zusammenfassung eines Pressespiegels des letzten Jahres. Wenig Erkenntnis, oder einfach nur viel Dialog um Nichts.
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© Verleih
Info:
Zwischen den Zeilen (Frankreich 2018)
Originaltitel: Double Vies
Genre: Komödie, Romanze
Filmlänge: 106 Minuten
Regie: Olivier Assayas
Drehbuch: Olivier Assayas
Mit: Guillaume Canet, Juliette Binoche, Vincent Macaigne
Verleih: Alamode Film
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 06.06.2019