Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 27. Juni 2019, Teil 2
Redaktion
Berlin (Weltexpresso) - Fast unmittelbar nach dem Erfolg von PETS, der Kassenrekorde brach und weltweit mehr als 875 Millionen US-Dollar einspielte, begannen der Illumination-CEO Chris Meledandri, seine Produktionspartnerin Janet Healy, Drehbuchautor Brian Lynch und Regisseur Chris Renaud mit dem Spinnen eines nächsten Kapitels im Leben der Charaktere, die sie geschaffen hatten. „Der erste PETS-Film hat das Publikum auf der ganzen Welt beeindruckt, weil es sich um Haustiere handelte“, sagt Renaud. „Dabei haben wir versucht, die Tiere so wiederzugeben, wie sie wirklich sind, in Verhalten und Aussehen. So einfach wie überzeugend war dabei die Frage, was tun unsere Haustiere eigentlich, wenn wir nicht zu Hause sind? Und wer kann schon einem Film widerstehen, der versucht, dieses Rätsel zu lösen?“
Aber wie ließ sich die Welt der Haustiere weiterentwickeln und erweitern, so dass sie sich auch in PETS 2 wieder frisch, kreativ, aufregend und authentisch anfühlt? „Wenn man eine Fortsetzung entwickelt, besteht das Ziel darin, eine Geschichte zu erzählen, die das Publikum wieder mit den Charakteren zusammenbringt, die es schon kennt, ihm aber gleichzeitig neue Handlungsstränge, neue Charakterentwicklungen und auch neue Charaktere zu präsentieren“, sagt Meledandri. „Wenn sich die Zuschauer den neuen Film anschauen, treffen sie die Charaktere wieder, die sie lieben und wieder werden sie es kaum erwarten können zu sehen, was diese Charaktere diesmal vorhaben, wenn niemand in der Nähe ist. Das allein ist eine starke Prämisse, aber wir wollten auch eine Geschichte schaffen, die das Leben dieser Charaktere weitererzählt und die alle Zuschauer anspricht, auch diejenigen, die den ersten Film nicht gesehen haben.“
Alte Freunde, neue Bekannte
Unvergessliche, klar unterscheidbare und berückend imperfekte Protagonisten bilden das Fundament für alle Geschichten von Illumination, und PETS 2 bildet da keine Ausnahme. Meledandri und sein Kreativteam setzten sich auf die Spur nach dem geheimen Gefühlsleben unserer Haustiere, unsere bedingungslose Liebe zu ihnen und ihre zu uns. „Eines der wirklich reizvollen Elemente von PETS 2 ist diese Beziehung, die wir zu unseren Haustieren haben, die tatsächlich zwei Richtungen hat“, sagt Meledandri, „wir kümmern uns nicht nur um unsere Haustiere, sondern unsere Haustiere kümmern sich auch um uns.“ Und das manchmal eben auch etwas zu gut. Eines der Hauptthemen des Films ist die Überlegung, welche Auswirkung eine Helikopter-Elternschaft hat, sowohl auf die Eltern als auch auf das Kind. „Brian Lynch, Chris Meledandri und ich haben uns Gedanken über die Dynamik zwischen Haustieren und Kindern gemacht“, sagt Renaud. „Dabei ist uns aufgegangen, war für eine großartige Triebfeder es für die Geschichte ist, wenn sich die Beziehung zwischen einem Kind und seinem Haustier zu einer echten Liebe entwickelt. Oft griffen wir auf unsere eigenen Erfahrungen zurück. Ich hatte als Kind eine Irish Setter Hündin namens Shammy, die mir und anderen Kindern gegenüber ganz sanft und geradezu unterwürfig wurde.“
Die Filmemacher wollten PETS 2 noch lustiger machen als den ersten Film. Drei der altbekannten Charaktere – Terrier Max (Jan Josef Liefers), Zwergspitz Gidget (Jella Haase) und Kaninchen Snowball (Fahri Yardim) – geraten in Situationen weit außerhalb ihrer Komfortzonen, was den Filmemachern reichlich Gelegenheit einräumt, den Humor hinter Max Neurosen, Gidgets Undercover-Katzeneinsatz und Snowballs superheldenhaftem Größenwahn voll auszukosten. Ganz wichtig dabei ist, dass der Zuschauer merkt, dass hinter jedem Lacher ein ganz großes Herz steckt. Ganz besonders bei Max, das als emotionales Zentrum des Films darum kämpft, den Mut zu finden, das unerwarteterweise liebgewonnene Baby Liam, zu einem großen Jungen zu machen.
Familienzuwachs
Nachdem Max in PETS lernen musste, seine Besitzerin Katie mit einem neuen Hund, Duke (Dietmar Bär), zu teilen, sind Max und Duke Brüder geworden. Nun aber hat Katie geheiratet und einen kleinen Sohn bekommen. Liam. „Max reagiert zunächst verwirrt auf den Säugling, dann fühlt er sich von ihm terrorisiert, bis er merkt, dass dieses Kind ihn liebt“, sagt Meledandri. „Es ist diese bedingungslose Liebe, die Max Liam entgegenbringt. Das macht Max regelrecht zum Beschützer, zum Elternteil, zum Herrn über dieses Kind, womit er allerdings auch die Angst jedes neuen Elternteils auf sich nimmt. Hat Max Liam anfänglich Desinteresse entgegengebracht, lässt er ihn nun nicht mehr aus den Augen. PETS 2 entdeckt in Max das überbeschützende Helikopter-Elternteil, dessen Welt zusammenbricht, wenn das Kind stolpert und sich das Knie aufschlägt oder auch einfach nur einen Schritt außer Reichweite ist. Der Film folgt Max auf einer Reise, bei der erkennt, dass er, so sehr er Liam liebt, ihn gehen lassen muss, damit er eigenständig wird und lernt zu überleben. Es ist eine Reise, mit der sich alle Eltern identifizieren können, denn es geht darum, jemanden zu haben, den man liebt und um den man sich sorgt, gleichzeitig aber auch zu erkennen, dass die eigene Rolle nicht darin bestehen kann, den geliebten Menschen vor allem Bösen auf der Welt zu beschützen, sondern ihn darauf vorzubereiten, sein eigenes Leben in seiner eigenen Welt zu leben.“
Diese Idee fand großen Anklang bei Meledandri, Renaud und Lynch, die alle selbst Väter sind. „Das Thema, das wir in diesem Film vermitteln wollten, hieß also ‚Loslassen‘“, sagt Renaud. „Nichts öffnet dir mehr die Augen, als der Moment, in dem du dein Kind zum ersten Mal zur Schule schickst und feststellst, dass du ab sofort keine Kontrolle mehr über sein Wohlergehen hast. Du musst einfach akzeptieren, dass es eine gefährliche Welt ist, und dass es da alleine durch muss. Es muss lernen, auf eigenen Beinen zu stehen.“
Eben diese ganz persönlichen Einflüsse sind es, die PETS 2 und auch allen anderen Illumination-Filmen eine gewisse emotionale Authentizität verleihen. „Das ist auch für mich oft eine Art therapeutischer Akt", sagt Meledandri. „Ich arbeite in vielen kleinen Schritten an meinen persönlichen Problemen, und ich denke, das gilt auch für Chris und Brian. Zusammen bringen wir dann unsere individuellen Erfahrungen in die Geschichte ein. Ich selbst identifizierte mich vor allem mit Max, weil ich ständig an der richtigen Balance zwischen penibler Aufsichtsperson meiner Kinder und dem Umstand, ihnen genug Raum zur unabhängigen Entfaltung zu geben, zu kämpfen habe. Was uns im Allgemeinen davon abhält, unsere Kinder in die Welt hinausziehen zu lassen, sogar wenn diese Welt nur der nächste Spielplatz ist, ist schlicht Angst. Die Reise für Max im Film ist also eine Reise, in der er seine eigene Angst besiegt, was ihm wiederum das Selbstvertrauen gibt, andere loslassen zu können. Der Moment, in dem das passiert, ist ziemlich rührend.“
Ein Spiel aus PETS und Thronen
Kaum war der emotionale Kern der Geschichte festgelegt, standen die Filmemacher dem gewaltigen strukturellen Rätsel gegenüber, drei verschiedene Handlungsstränge – Max, Gidget und Snowball – jeweils auf einen eigenen Weg zu bringen und am Ende wieder zu vereinen. „Die größte Herausforderung bestand darin, die drei grundverschiedenen Handlungen miteinander zu verbinden“, sagt Renaud. „In PETS drehte sich alles um Max, und wie er versucht, zusammen mit Duke zurück nach Hause zu finden. In PETS 2 sollte aber nicht nur die Erzählung die verschiedenen Geschichten verbinden, sondern auch die Musik.“
Die Inspiration zu dieser Herangehensweise fanden die Macher überraschenderweise schon im ersten Film. „Als wir PETS drehten, haben wir eher zufällig entdeckt, dass wir in regelmäßigen szenischen Abständen einen oder mehrere neue Charaktere vorstellen. Das ist eine sehr ungewöhnliche Struktur“, sagt Meledandri, „In den meisten Filmen wird man in den ersten fünf oder sechs Szenen mit den Protagonisten bekannt gemacht, und dann kann man dabei zuschauen, wie sich deren Leben entwickelt. Unsere neue Struktur aber verlieh dem Film dieses ständige Entdeckergefühl. Dieses Gefühl, und die davon ausgehende Energie galt es den ganzen Film hindurch zu spiegeln. Das brachte uns auf die Idee drei Handlungsstränge aufzubauen, die gleichzeitig ablaufen und letztendlich in einem großen Finale kollidieren. Wenn sie dann aufeinanderprallen, hat das natürlich eine sehr große Kraft, die aber vorher mit präzisen Schnitten zwischen den parallelen Strängen aufgebaut werden muss. Das mag jetzt vielleicht ein bisschen merkwürdig klingen, aber mich hat der Aufbau an die Struktur der Serie „Game of Thrones: Das Lied von Eis und Feuer“ erinnert, wo in jeder Episode zwischen parallelen Geschichten hin- und hergependelt wird. Das ist kein typischer struktureller Ansatz für einen Film, aber ich finde ihn wirklich fesselnd.“
Foto:
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Info:
BESETZUNG
Rolle US-Sprecher Synchronstimme
MAX Patton Oswalt JAN JOSEF LIEFERS
SNOWBALL Kevin Hart FAHRI YARDIM
DUKE Eric Stonestreet DIETMAR BÄR
GIDGET Jenny Slate JELLA HAASE
DAISY Tiffany Haddish SENNA GAMMOUR
CHLOE Lake Bell MARTINA HILL
POPS Dana Carvey DIETER HALLERVORDEN
KATIE Ellie Kemper STEFANIE HEINZMANN
BUDDY Hannibal Buress FREDERICK LAU
MEL Bobby Moynihan MARIO BARTH
NORMAN Chris Renaud LEFLOID
ROOSTER Harrison Ford WOLFGANG PAMPEL