Romana Reich
München (Weltexpresso) - Mit insgesamt 23 Produktionen ist das ZDF auf dem 37. Filmfest München vertreten. Drei davon laufen im neuen Wettbewerb "CineCoPro", zwei in der Sektion "Spotlight" und zwei in der Programm-Reihe "Neues Deutsches Kino". Neun TV-Filme sind in der Reihe "Neues Deutsches Fernsehen" vertreten sowie drei neue Produktionen und neue Folgen einer Produktion in der Sektion "Neue Deutsche Serien". Darüber hinaus nehmen drei koproduzierte VR-Experiences am neuen Wettbewerb "Virtual Worlds" teil.
Denjenigen, die sich wundern, daß so viele Filme auf dem Filmfest vom ZDF produziert werden, muß gesagt werden, daß ohne die finanzielle Unterstützung der Fernsehsender die deutsche Filmlandschaft dürre wäre. Mit dem Geld ist dann auch immer das Zeigen im Programm einbeschlossen. Wie gut, daß niemand laut fragt, wo denn überhaupt der Unterschied zwischen Fernsehfilmen und Filmen liegt. Doch, es gibt einen, aber die Trennschärfe ist in der Praxis wenig vorhanden. Wäre aber echt ein Festivalthema.
Doch jetzt zu den ZDF-Filmen
In ihrem Dokumentarfilm "Gaza" bringen Garry Keane und Andrew McConnell den Zuschauern den Alltag einer Region näher, in der das Leben der Menschen unter ständiger Bedrohung durch den Krieg steht. Die ZDF-Koproduktion ist im neuen Wettbewerb "CineCoPro" zu sehen ebenso wie die melancholisch-politische Komödie "It Must Be Heaven" von Regisseur Elia Suleiman, der als sein Alter Ego vor die Kamera tritt. Der dritte koproduzierte Spielfilm "Der Verräter" von Regisseur Marco Bellocchio greift einen spektakulären Fall der jüngeren italienischen Geschichte auf und entwirft ein Biopic über den hochrangigen Mafiaboss Tommaso Buscetta.
Kult-Regisseur Klaus Lemke bleibt seinem Stil weiter treu: "Neue Götter in der Maxvorstadt" ist mit Laiendarstellern und ohne Drehbuch inszeniert und erzählt die Liebesgeschichte eines postmodernen Vamps. Zur Sektion "Spotlight" gehört auch der Kinodokumentarfilm "WER 4 SIND – Die Fantastischen Vier" über die Hip-Hop-Pioniere aus Stuttgart, die deutsche Musikgeschichte geschrieben haben.
"Es gilt das gesprochene Wort" ist ein wohl gelungenes Beispiel für Talententdeckung und Nachwuchsförderung im ZDF: Nach der Auszeichnung mit dem Studenten-Oscar® in Los Angeles für ihren Abschlussfilm, bringen Regisseur Ilker Çatak, Kameramann Florian Mag und Redakteurin Alexandra Staib nun den gemeinsamen, international koproduzierten Kinospielfilm an den Start. In der Programmreihe "Neues Deutsches Kino" ist auch "Sterne über uns" zu sehen, das Regiedebüt von Christina Ebelt: Eine alleinerziehende Mutter kämpft um ihre Existenz und findet keinen anderen Lebensort als den Wald.
In der Rubrik "Neues Deutsches Fernsehen" sind neun TV-Filme vertreten: Regisseurin Gabriela Zerhau inszenierte den Fernsehfilm "Ein Dorf wehrt sich" nach ihrem eigenen Drehbuch mit Fritz Karl, Brigitte Hobmeier und Harald Windisch in den Hauptrollen. Das historische Drama nach wahren Begebenheiten thematisiert die Rettung der von Nazis geraubten Kunstschätze im österreichischen Altaussee. Der Thriller "Ein verhängnisvoller Plan" bewegt sich im Spannungsfeld von bürgerlicher Fassade, Familie, skrupelloser Karriere und alter Schuld. In dem von Ed Herzog inszenierten Fernsehfilm spielen Benjamin Sadler und Jördis Triebel die Hauptrollen. "Ich brauche Euch" heißt das Drama von Regisseur Max Färberböck: Das Leben einer jungen Frau, gespielt von Mavie Hörbiger, wird durch die Ermordung ihrer Schwester auf den Kopf gestellt. Ein Fehler in der chronisch unterbesetzten Notaufnahme lässt Alissa Jung in der Rolle einer Ärztin in Eva Wolfs Drama "Das Menschenmögliche" an der Eignung für ihren Beruf zweifeln. In Eoin Moores Komödie "Der Sommer nach dem Abitur" nach dem Drehbuch von Marc Terjung mimen Bastian Pastewka, Fabian Busch und Hans Löw drei Männer, die immer noch ihrem Jugendtraum nachhängen. Sie begeben sie sich auf Reise – denn ihre Lieblingsband von damals ist auf Tour. Das schockierende Drama "Stumme Schreie" ist der neue Film von Regisseur Johannes Fabrick rund um eine junge Ärztin, die in der Rechtsmedizin mit mehreren Fällen misshandelter Kinder konfrontiert wird. Der Ensemble-Film "Totgeschwiegen" (Regie: Franziska Schlotterer) mit Claudia Michelsen, Laura Tonke, Katharina Marie Schubert, Godehard Giese, Mehdi Nebbou und anderen stellt die Frage "Wie reagiere ich, wenn mein Kind etwas Schlimmes getan hat?" Als Staatsanwältin bringt Melika Foroutan sich und ihre Familie in dem Thriller "Wiener Blut" (Regie: Barbara Eder, Buch: Martin Ambrosch) in große Gefahr: In einem Verfahren wegen Mordverdacht geht sie der Verbindung einer Wiener Privatbank zu einem radikal islamischen Verein nach. Jan Bonny inszenierte das Psychodrama "Wir wären andere Menschen" (Drehbuch: Friedrich Ani und Ina Jung) mit Mathias Brandt und Silke Bodenbender über einen Fahrlehrer, der als Kind eine schwere Familientragödie erlebt und sich als Erwachsener an den Mördern seiner Eltern rächt.
Die Serie "Fett und Fett" beschäftigt sich mit den Leiden des jungen Jaksch und vermittelt ein Panorama der ausklingenden Jugend. Regisseurin Chiara Grabmeyer inszenierte vier Folgen mit Jakob Schreier als Hauptfigur zwischen Getriebensein und Treibenlassen. Die Bauhaus-Serie "Die Neue Zeit" erzählt in sechs Folgen vom Kampf um Anerkennung, Freiheit und Emanzipation in der Weimarer Republik. Regisseur Lars Kraume inszenierte das Historiendrama mit Anna Maria Mühe in der Rolle der Künstlerin Dörte Helm und August Diehl in der Rolle des Bauhaus-Gründers Walter Gropius. Zwei Folgen der ZDF-Event-Serie feierten auf der "Canneseries" im Rahmen der Fernsehmesse MIPTV Premiere, alle sechs Folgen sind jetzt beim Filmfest München in der Reihe "Neue deutsche Serien" zu Gast. In der Sektion laufen auch drei Folgen der dritten und abschließenden Staffel der ZDF-Serie "SCHULD", für die Kurzgeschichten des Bestseller-Autors Ferdinand von Schirach als Vorlage dienen, sowie der Spionage-Zweiteiler "West of Liberty", der auf einem Roman von Thomas Engström basiert: Ein ehemaliger Stasi-Spitzel und ein CIA-Agent begeben sich auf die packende Suche nach einem untergetauchten Whistleblower.
Einmal in die Rolle eines Astronauten schlüpfen oder das Setting zweier berühmter Bilder von Edvard Munch spürbar erleben – drei vom ZDF koproduzierte VR-Experiences sind auf dem Filmfest München zu sehen und nehmen im internationalen Wettbewerb "Virtual Worlds" für narrative VR teil.
Gaza
It Must Be Heaven
Der Verräter
Neue Götter in der Maxvorstadt
WER 4 SIND – Die Fantastischen Vier
Es gilt das gesprochene Wort
Sterne über uns
Ein Dorf wehrt sich
Ein verhängnisvoller Plan
Ich brauche Euch
Das Menschenmögliche
Der Sommer nach dem Abitur
Stumme Schreie
Totgeschwiegen
Wiener Blut
Wir wären andere Menschen
Fett und Fett
Die Neue Zeit
SCHULD
West of Liberty
Foto:
Filmfest München: "Die Neue Zeit" mit Anna Maria Mühe und August Diehl.
©ZDF/Julia Terjung.
Filmfest München: "Die Neue Zeit" mit Anna Maria Mühe und August Diehl.
©ZDF/Julia Terjung.