f conco1Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 22. August 2019, Teil 6 zu CONGO CALLING

Stephan Hilpert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Mit Raul, einem der Protagonisten des Films, bin ich schon seit langer Zeit befreundet. Er hat mir immer wieder von seiner Arbeit im Ostkongo erzählt. Mit über fünf Millionen Todesopfern ist der Konflikt in dieser Region der blutigste seit dem Zweiten Weltkrieg. Viele Helfer aus der westlichen Welt arbeiten hier – und viele von ihnen haben große Zweifel an ihrer eigenen Rolle. Bald war klar, dass wir einen Film über die Beziehung von uns Europäern zu einem so fernen und
fremden Ort und seinen Menschen machen wollen. Was zieht uns dorthin, was haben wir da zu suchen? Was machen wir mit diesem Ort und dieser Ort mit uns?

Entwicklungsbezogene Zusammenarbeit zwischen Europa und Afrika gibt es schon sehr lange und findet immer noch statt. Daran erinnert oft nur der jährliche Spendenaufruf zu Weihnachten. Vielen Menschen im Globalen Süden geht es weiterhin schlecht. Globale Krisen und große Flucht- und Migrationsbewegungen stellen viele Länder vor große Herausforderungen, und Europa schottet sich ab. Es wird darüber diskutiert, was und wie in Afrika finanziert wird, bzw. wer wie und was finanzieren sollte oder auch nicht. Über die EntwicklungshelferInnen vor Ort ist wenig bekannt. Der Blick von „Congo Calling“ auf die Menschen hinter der Entwicklungshilfe ist 
sehr wichtig, um den Gesamtkomplex aus dem Inneren heraus zu verstehen. Durch die im Film gezeigten individuellen Geschichten und Schicksale ergibt sich ein ganz persönlicher Zugang zum Thema Entwicklungshilfe. Die große Diskrepanz des Machtgefälles und die Möglichkeiten, die die EuropäerInnen im Kongo haben, stehen im erheblichen Gegensatz zu den Möglichkeiten der Einheimischen. Wie die EuropäerInnen damit umgehen, Helfende bzw. Arbeitgebende zu sein und mit dem gleichzeitigen Bewusstsein, dass von ihnen alles abhängt und sie die Macht haben, davon erzählt „Congo Calling

Aus redaktionellen Gründen sind dieser und der folgende Artikel nicht im Zusammenhang mit der Filmbesprechung am Donnerstag erschienen. Wir veröffentlichen sie heute, weil die Aussagen wichtig und lesenswert sind, haben aber, um den Zusammenhang klar zu stellen, die ursprüngliche Nummerierung beibehalten, so daß sie die Filmbesprechungen schnell wiederfinden. Außerdem haben wir, weil dies für solche Filme wichtig ist, die Preise aufgelistet, die dieser Film erhalten hat. Für die Nichteingeweihten - und das sind die meisten Zuschauer - soll damit deutlich werden, daß solche Dokumentarfilme, die inhaltlich etwas Besonderes darstellen, ihre Bekanntheit über Festivalsteilnahme erreichen können, erreichen müssen, um bei der Vielzahl von filmischen Angeboten überhaupt wahrgenommen zu werden. 


FESTIVALS 2019

• Max Ophüls Preis – Publikumspreis Dokumentarfilm
• Filmkunstfest MV – Preis für die beste Bildgestaltung
• DOK.fest München – FFF Förderpreis Dokumentarfilm
• SWR Doku Festival – nominiert für den Deutschen Dokumentarfilmpreis
• Fünf Seen Filmfestival – Wettbewerb Horizonte


Biografie des Regisseurs 

Geboren 1980 in Böblingen. Studium Dokumentarfilmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Filmwissenschaftliche Promotion über Ulrich Seidl und Christian Petzold an der Universität Cambridge. Er arbeitet als Dokumentarfilm- und Werbefilmregisseur.


Filmografie
2019 CONGO CALLING (Dokumentarfilm, 90 min)
2012 DIE SCHACHSPIELERINNEN (Dokumentarfilm, 60 min)
2009 8MM BAYERN – STADT UND LAND (TV-Doku, 45 min, gemeinsam mit Ali Zojaji)
2008 UNCLE SAM WANTS YOU (TV-Reportage, 30 min)
2007 WEIL DER MENSCH EIN MENSCH IST (Dokumentarfilm, 60 min, gemeinsam mit Frauke Finsterwalder)

Foto:
© Verleih

Info:
Congo Calling, Dokumentarfilm, 2019, 90 Min.
Buch, Regie, Produktion: Stephan Hilpert
Kamera: Daniel Samer
Montage: Miriam Märk
Musik: Sebastian Fillenberg
Konzeptinspiration und Beratung: Raúl Sánchez de la Sierra, Gauthier Marchais
Verleih: jip film & verleih, Frankfurt am Main

Über den Verleih
jip film & verleih wurde im August 2017 von Julia I. Peters und Jutta Feit in Frankfurt/Main gegründet. Der Schwerpunkt liegt auf dem Verleih von unterhaltenden und anspruchsvollen Dokumentarfilmen und Spielfilmen im Arthouse-Bereich. jip film & verleih ist spezialisiert auf Impact Distribution. Das Ziel von Impact Producing und Distribution ist Film als treibende Kraft für Veränderung in unserer Gesellschaft einzusetzen und nachhaltig und wirtschaftlich auszuwerten.

Wir konnten den Film in einer Vorpremiere im Frankfurter Kino Mal Seh'n mit  Anwesenheit des Regisseurs Stephan Hilpert erleben.  Dort läuft der Film täglich bis Dienstag um 18 Uhr.

Abdruck aus dem Presseheft

Die beiden Filmbesprechungen
https://weltexpresso.de/index.php/kino/16789-der-film-congo-calling
https://weltexpresso.de/index.php/kino/16795-congo-calling-ii