f late2Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 29. August 2019, Teil 3

Redaktion

Los Angeles (Weltexpresso) - Die Filmemacher stellten bald fest: Wenn die Stars Emma Thompson und Mindy Kaling heißen, kann man ohne weiteres Oscar®- und Emmy®-Gewinner für seinen Film gewinnen. „Das Casting lief überraschend problemlos“, so Kaling. „LATE NIGHT ist kein Film, den man für Geld macht. Sondern eine Independent-Produktion mit schmalem Budget, dafür aber mit grandiosen Schauspielern, die zum Glück alle dabei sein wollten. Wie John Lithgow und Amy Ryan!“

Lithgow spielt den ehemaligen Agenten Walter Lovell, der schon mit Katherine verheiratet war, bevor sie mit „Tonight“ berühmt wurde – und an Parkinson leidet. Walter ist der wichtigste Mensch in Katherines Leben, und der einzige, dem sie vertraut. „Ich finde es schön, wie in diesem Film eine lange glückliche Ehe dargestellt wird“, sagt der Schauspieler. „Katherine ist kein einfacher Mensch und sehr dominant, aber mit Walter ist sie ganz anders. Das ist auch mein Part im Film: eine andere Seite von Katherine zum Vorschein zu bringen. Genau das hat mich an der Rolle gereizt. LATE NIGHT ist ohne Frage eine Komödie. Aber eine, die zeigt, dass Comedy ein sehr ernstes Business ist. Und das ist gar nicht so leicht zu schaffen.“

Ihre Karriere geht den Bach runter, aber die frustrierte Katherine hat keine Ahnung, wie sie das Ruder herumreißen soll. Das macht sie noch wütender. „Sie hat ihr enormes Talent vernachlässigt“, erläutert John Lithgow. „Walter rüttelt sie auf, indem er sagt: ‚Dann gib doch auf. Momentan bist du sowieso nicht besonders gut. Du könntest aber auch kämpfen und wieder richtig gut werden.‘ Genau deshalb baut sie auf ihn.“

Und Lithgow verleiht seinen Szenen echtes Gewicht, lobt Regisseurin Nisha Ganatra. „Ihn in diesen intimen Momenten mit Emma zu beobachten, war wunderschön und wirklich ergreifend. Ich habe geweint, die Crew auch. Es war, als würde man ein Zwei-Personen-Stück sehen. Wir waren alle sehr mitgenommen von dem aufrichtigen Gefühl zwischen den beiden.“

Laut John Lithgow herrschte am Set eine lockere, anarchische Atmosphäre, wie es sich für anständige Comedy gehört. „Die Darsteller unserer ‚Tonight‘-Autoren bringen alle Improvisations-Erfahrung mit. Zwischen den Takes hielten sie die entfesselte Stimmung mit einem albernen Spiel aufrecht: Jeder bekommt einen Zettel an die Stirn geklebt und muss raten, was darauf steht, während die anderen Hinweise brüllen. Da geht es zu wie im Irrenhaus und man bekommt eine Ahnung, wie Comedy entsteht.“

Die einzige Frau, die über Katherine steht und ihr gefährlich werden kann, ist die Programmchefin des „Tonight“-Senders: Caroline Morton, gespielt von Amy Ryan, will Katherine absägen. Und die Szenen zwischen Ryan und Emma Thompson zählen zu den intensivsten des Films. „Caroline macht Katherine die Hölle heiß, sie hat es aber auch verdient“, meint Ryan. „Bei ihrem Talent könnte Katherine überragend sein, aber sie hat stark nachgelassen und das ist für alle frustrierend. Sie gibt sich keine Mühe mehr. Caroline mag als herrische, stutenbissige Zicke rüberkommen – übrigens lauter Attribute, mit denen Frauen in Führungspositionen gern bedacht werden. Aber ihr liegt wirklich viel an der Show.“

Amy Ryan arbeitete ab 2008 in „The Office – Das Büro“ mit Mindy Kaling zusammen und hat deren Entwicklung verfolgt. „Wenn ich Mindys Talent als Autorin beschreiben könnte, wäre ich genauso begabt wie sie! LATE NIGHT ist ein wunderbares Drehbuch, aber deshalb hört Mindys Verstand noch lange nicht auf zu arbeiten. Beim Dreh flüstert sie dir plötzlich eine alternative Dialogzeile zu und prompt verändert sich die ganze Szene. Sie ist sehr umgänglich und ruht sich nicht auf ihren Lorbeeren aus. Mit diesem Film hält sie uns allen den Spiegel vor. Unsere Ladys werden ins Nachmittagsprogramm verbannt, aber warum eigentlich?“

Trotz straffer 25 Drehtage nahm sich Regisseurin Nisha Ganatra die Zeit, gemeinsam mit den Schauspielern Nuancen auszuarbeiten, merkt Amy Ryan an. „Als Chefin hat Caroline die Macht, sicher. Trotzdem ist auch sie kein eindimensionaler Charakter, sondern hat eine sehr menschliche, verletzliche Seite.“

Caroline droht, Katherine durch einen jüngeren, erfolgshungrigen Comedian zu ersetzen, der bereits Stadien füllt und auch dank der sozialen Medien eine gigantische Fangemeinde mitbringt. Ike Barinholtz, der vor und hinter der Kamera das Team von „The Mindy Project“ verstärkte, spielt den arroganten, kontroversen Komiker Daniel Tennant. „Sein Stil ist sicher Geschmackssache“, sagt Barinholtz. „Jetzt sägt er an Katherines Stuhl und will aus ,Tonight with...‘ die ‚Daniel Tennant Show‘ machen.“

Barinholtz las das LATE NIGHT-Skript, als er noch „The Mindy Project“ drehte – und war ein bisschen eifersüchtig: „Was für ein gutes Drehbuch! Mindy hat eine faszinierende Welt und zwei tolle Protagonistinnen geschaffen. Mir war sofort klar, dass dieser Film auf jeden Fall gedreht wird.“

Kalings Selbstironie und ihre Bereitschaft, nicht nur auszuteilen, sondern auch selbst einzustecken, macht sie laut Barinholtz zu einem der witzigsten Menschen, die er je getroffen hat. Sie ist sich für keinen Gag zu schade. „Und sie hat genug Zeit mit Comedy-Autoren verbracht, um die verschiedenen Archetypen zu kennen: Da gibt es den schüchternen Kerl, der kaum zu Wort kommt, das überhebliche Alphatier und den verbitterten Miesepeter, der Dienst nach Vorschrift macht. Mindy hat jeden dieser Typen perfekt getroffen.“

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Info:
LATE NIGHT
von Nisha Ganatra, USA 2019, 102 Min.
mit Emma Thompson, Mindy Kaling, John Lithgow, Hugh Dancy, Reid Scott, Denis O'Hare
Komödie / Start: 29.08.2019

Abdruck aus dem Presseheft