Redaktion
Stuttgart (Weltexpresso) - Du drehst Dokumentar- und Spielfilme. Wo siehst du die größten Unterschiede?
Bei einem Dokumentarfilm wie WER 4 SIND muss man darauf vertrauen, dass die Künstler offen sind und sich auf die Präsenz des Filmteams und die Ideen des Regisseurs einlassen. Man begleitet die Stars ja nicht einfach, sondern hat eine Dramaturgie im Kopf. Spielfilme sind eine ganz andere Sache.
Ist WER 4 SIND so geworden, wie du dir den Film vorgestellt hast?
Grundsätzlich ja. Aber es war auch sehr wichtig, dass etwas Unvorhergesehenes passiert. Ich habe nicht gehofft, dass Die Fantastischen Vier sich während der Dreharbeiten gegenseitig zerfleischen wie Metallica in „Some Kind Of Monster“, aber bei einer solchen Doku muss man auf Überraschungen gefasst sein. Zum Glück gab es sehr spannende Entwicklungen – zum Beispiel die Entstehungs- und Erfolgsgeschichte der Single „Zusammen“.
Wie bist du zum Dokumentarfilm gekommen?
Ich hatte nie geplant, Dokumentarfilmer zu werden. Eines Tages bekam ich spontan die Möglichkeit, einen Film über Die Söhne Mannheims zu drehen. Und da merkte ich, dass es gut funktioniert. Bei den Interviews kamen die Antworten, die ich mir erhofft hatte, und die Arbeit machte mir großen Spaß.
Würdest du dich als Fan der Fantastischen Vier bezeichnen?
Ich bin keiner, der sich Poster an die Wand hängt, aber ein Hörer der ersten Stunde. Als 1977erBaujahr war ich damals in der Musikfindungsphase. Deutscher Sprechgesang – das hat mich als Hip-Hop-Fan sofort begeistert. Als das erste Album „Jetzt Geht's Ab“ rauskam, versuchte ich mich mit einem Kumpel sogar auch kurz einmal selbst im Sprechgesang. Wir hatten uns inspirieren lassen.
Du wolltest selbst Musiker werden?
Klar träumt man in dem Alter von der großen Aufmerksamkeit. Ich konnte kein Instrument spielen und nicht singen. Da kam der Sound gerade recht, für den man „nur“ sprechen können musste. Aber mangels musikalischen Talents habe ich später lieber zur Videokamera meines Vaters gegriffen. Meine Bewunderung für die Band ist durch WER 4 SIND allerdings nur noch mehr gestiegen. Weil die vier so normal und bodenständig geblieben sind, auch in zunehmendem Alter kreative Ideen entwickeln und ihre unterschiedlichen Charaktere unter einen Hut bringen. Das ist eine große Leistung.
Wie ist der direkte Kontakt zu den Fantastischen Vier zustande gekommen?
Ich arbeite seit 2013 mit Thomas D bei der ARD-Sendung „Wissen vor 8“ zusammen, und zwischen uns stimmt einfach die Chemie. Nachdem wir uns ein halbes Jahr kannten, fragte er mich schon, ob ich nicht das Video zu seinem Song „Hurensöhne“ drehen wolle. 2016 traf ich die ganze Band nach einem Konzert in München – und erzählte von meiner Idee einer Doku zum Bandjubiläum. Die Jungs haben dann irgendwann gemerkt, dass ich nicht vorhatte, etwas zu machen, dass man schon hundert Mal gesehen hat.
WER 4 SIND hat einen außergewöhnlich entspannten Vibe. Worauf hast du geachtet, um eine gute Atmosphäre zu schaffen?
Wir haben die Band mit einem kleinen Team in ihrem Bandalltag begleitet, sind ihnen also nicht zur Last gefallen. Und obwohl ich selber 1,94 m groß und eher kräftig gebaut bin, habe ich mich im Hintergrund gehalten, um sie genau zu beobachten. Im Werk der Fantastischen Vier kommt immer wieder eine ernsthafte Seite zum Vorschein. Sie sind eben nicht nur Spaßvögel. Diese künstlerische Ernsthaftigkeit, die Widersprüche in der Wahrnehmung der Band und die Unterschiedlichkeit der einzelnen Typen – das alles wollte ich in WER 4 SIND zeigen.
Die Kamera läuft sogar in einem historischen Moment: Die Fantastischen Vier rufen Clueso an, um ihn zu fragen, ob er auf dem Song „Zusammen“ singen möchte. Oder wurde die Szene nachgestellt?
Nein, das Telefonat lief genau so ab. Noch spektakulärer wäre es gewesen, wenn wir gleichzeitig auch Clueso hätten filmen können. Aber das ging nicht, weil es eine spontane Aktion war.
Du gehst in den sehr persönlichen Einzelinterviews auch dem Geheimnis der Freundschaft zwischen Thomas D, And. Ypsilon, Michi Beck und Smudo auf den Grund. Hast du es gelüftet?
Es war mir klar, dass es keine so einfache Antwort geben wird wie in „Per Anhalter durch die Galaxis“ auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Deshalb fand ich es spannend, auch Leute zu Wort kommen zu lassen, die sie schon seit Jahren begleiten. Die meisten können das Phänomen Die Fantastischen Vier immer noch nicht richtig fassen. Eine objektive Sichtweise gibt es eh nicht. Aber Thomas D hat sich bei mir bedankt, weil ich ihm die Band wieder neu gezeigt habe und er sich frisch in sie verlieben konnte. Sowas freut einen natürlich sehr.
Foto:
F4, Clueso / Videodreh: Zusammen
© Kick Film GmbH
Info:
DIE BAND
Michi Beck Rap, DJ Thomas D Rap And.Ypsilon
Produzent, Keyboard Smudo Rap
DER STAB
Regie Thomas Schwendemann
Abdruck aus dem Presseheft
F4, Clueso / Videodreh: Zusammen
© Kick Film GmbH
Info:
DIE BAND
Michi Beck Rap, DJ Thomas D Rap And.Ypsilon
Produzent, Keyboard Smudo Rap
DER STAB
Regie Thomas Schwendemann
Abdruck aus dem Presseheft