Redaktion
Paris London/ (Weltexpresso) - Wie finden Sie den fertigen Film?
Großartig. Er ist wie ein Geschenk für die jüngere Generation, die diesen unglaublichen Tänzer durch den Film entdecken wird. Ich wusste nicht so viel über Ballett und über Nurejews Leben. Als ich den Film gesehen habe, wurde mir klar, wie viele seiner Themen heute relevant sind – denn es geht um Grenzen und Opfer. Ich denke, deshalb hat mich auch das Drehbuch berührt. Und es geht um Schicksal. Als ich den Film sah, dachte ich darüber nach, dass man im Leben bei seinen Überzeugungen bleiben muss, dass man sich für einen Weg entscheiden und dann sein Bestes geben muss.
Sie spielen Clara Saint, die Nurejew bei seinem Gesuch um politisches Asyl unterstützte. Hat sie bei der entscheidenden Situation am Flughafen intuitiv gehandelt?
Ich glaube nicht, dass Clara allzu viel über die Folgen nachgedacht hat. Sie wollte ihm einfach helfen, denn er hat ihr so sehr geholfen in den wenigen Wochen, in denen sie sich kannten. Als sie sich zum ersten Mal trafen, trauerte sie um ihren Freund, der bei einem Unfall ums Leben gekommen war (Anm.: der Sohn des damaligen französischen Kulturministers André Malraux). Sie war am Boden zerstört und er half ihr. Ich denke, in ihren Augen verkörperte er eine Art von Freiheit. Als sie ihn auf der Bühne sah, war sie wie versteinert, wie alle anderen Zuschauer. Er tanzte wie ein Engel, etwas an ihm überschritt alles Menschliche, wenn er tanzte. Sie war also zunächst fasziniert von ihm und lernte ihn dann als Mann kennen, der keine Autoritäten akzeptierte. Ich glaube, sie hat ihn aufrichtig geliebt.
Sie haben Clara Saint vor den Dreharbeiten getroffen. Haben Sie darüber gesprochen, welche Art von Beziehung sie und Nurejew verband?
Ich habe mir so viele Gedanken darüber gemacht, aber ich habe nicht gewagt, Clara zu fragen. Und sie war zu zurückhaltend, um darüber zu sprechen. Aber ich denke, es war reine Liebe – sie waren Seelenverwandte. Und wenn man jemanden wirklich liebt, liebt man ihn auch wegen seiner Fehler. Manchmal – wie im Film zu sehen ist – war er schrecklich zu ihr, doch sie kam zurück und sagte „Ich verzeihe dir“, weil sie ihn kannte. Und als er sagte „Ich bin froh, dass du hier bist“, meinte er in Wahrheit: „Es tut mir leid, ich war ein Idiot“. Ich glaube nicht, dass sie eine sexuelle Beziehung hatten, aber sie haben sich geliebt.
Wie war es, Clara Saint zu treffen?
Als ich sie traf, war ich zuerst schüchtern und nervös. Ich spürte, welche Verantwortung auf meinen Schultern lastete, denn ich spielte sie in einem sehr bedeutenden Moment ihres Lebens. Ich dachte mir deshalb: „Ich nehme alles, was sie mir gibt, aber ich werde nicht neugierig sein.“ Sie war freundlich und offen, obwohl sie mich gar nicht kannte, war lieb und wünschte mir alles Gute. Und ich nahm das wie einen Segen, es befreite mich von allen Ängsten, sie im Film zu spielen.
Was hielt Clara Saint davon, dass Sie sie in einem Film spielen?
Ihr war ein wenig unwohl dabei – wem ginge das anders? Aber sie war auch stolz darauf, Teil des Ganzen zu sein und verriet mir viele Geheimnisse. Sie hat auch Ralph Fiennes, David Hare und die Kostümbildnerin getroffen, sie war also Teil des Filmprojekts.
Foto:
© Verleih
Info:
UK / Frankreich / Serbien 2018, Länge: 122 Min., im Verleih von Alamode Film
Darsteller
Rudolf Nurejew OLEG IVENKO
Clara Saint ADÈLE EXARCHOPOULOS
Ksenija Puschkin CHULPAN KHAMATOVA
Alexander Puschkin RALPH FIENNES
Strischewsky ALEXEY MOROZOV
Pierre Lacotte RAPHAËL PERSONNAZ
Alexinsky (Flughafenpolizist) OLIVIER RABOURDIN
Teja Kremke (Geliebter) LOUIS HOFMANN:
Stab
Regie . RALPH FIENNES
Drehbuch DAVID HARE
Abdruck aus dem Presseheft