Gemini ManSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 3. Oktober 2019, Teil 10

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Henry Brogan (Will Smith) ist ein meisterhafter Schütze und Attentäter des amerikanischen Geheimdienstes DIA. Nach einem letzten Auftrag will er sich zur Ruhe setzen, denn nach 72 Tötungen erkennt er, dass mit seinen 51 Jahren doch der Zahn der Zeit an ihm nagt.

Dann aber merkt er zu spät, dass ihm seine Vorgesetzten über seinen letzten Auftrag in Belgien nicht die Wahrheit gesagt haben, denn er hat nicht einen angeblichen Terroristen, sondern einen bekannten Genetiker in einem fahrenden Zug erschossen.

Als der Scharfschütze das entdeckt, ist er für seine Vorgesetzten nicht mehr tragbar. Denn Henry erkennt ziemlich schnell, dass er in eine Verschwörung geraten ist, in die höchste Geheimdienstkreise verwickelt sind. Aus diesem Grund wollen ihn seine ehemaligen Vorgesetzten Lassiter (Linda Emond) und Clay Verris (Clive Owen), mit Hilfe von dessen Geheimprojekt namens Gemini, dessen Leiter Verris auch ist, von einem anderen Assassinen aus dem Verkehr ziehen lassen.

Dem ersten Tötungsversuch in seinem Haus kann Henry entkommen, allerdings sterben seine Helfer von seinem letzten Auftrag. Dabei lernt er die DIA-Agentin Danny Zakarweski (Mary Elizabeth Winstead) kennen, die ihn beobachten soll und bei dem Anschlag beinahe selbst ermordet worden wäre. Henry wendet sich an seinem alten Kumpel und Flieger-Ass Baron (Benedict Wong). Zusammen wollen die drei herausfinden, was denn eigentlich gespielt wird.

Da der erste Anschlag auf Henry nicht erfolgreich war, schickt ihm Verris seine beste Waffe aus der Gemini-Schmiede auf den Hals. Die beiden treffen zum ersten Mal in Kolumbien aufeinander. Der Assassine scheint Henry nicht nur stets mehrere Schritte voraus zu sein, sondern kämpft auch mit ähnlichen Mitteln wie dieser. Henry kann sich gerade noch durchsetzen und nach Budapest weiterreisen.

In Budapest treffen sich die Beiden wieder und es zeigt sich, dass der Junior (Will Smith) genannte Verfolger genauso aussieht wie Henry, und er sich als eine jüngere Version von Henry selbst herausstellt.

Werden Henry und seine Helfer sich gegen Verris Geheimwaffe durchsetzten können? Welche Gründe haben Clay Verris, in dem der junge Agent seinen Vater sieht, und das Gemini-Projekt, Henry zu eliminieren?


"Gemini Man" ist ein Film der nicht zu allererst inhaltlich interessant ist, sondern er wurde in einer weiterentwickelten Technik gedreht und zwar in 3D und mit 120 Bildern pro Sekunde (sog. High Frame Rate). Es ist inzwischen möglich, solche Filme in den Kinos mit einer Bildrate von 60 Bildern pro Sekunde abzuspielen. Regisseur Ang Lee hat bereits in seinem vorherigen Film "Die irre Heldentour des Billy Lynn" (2016) mit dieser Technik experimentiert.

Die hohe Bildrate soll dazu führen, dass der Kinobesucher ein ganz neues Filmerlebnis erhält, denn dadurch sind die Bilder nicht nur gestochen scharf, sondern man fühlt sich auch näher dran an den Schießereien, Verfolgungsjagden, Explosionen und Prügelszenen. In diesem Film gilt das vor allem für Action-Szenen während der Verfolgungsjagd in Kolumbien, der Schlägerei zwischen Henry und Junior in den Katakomben in Budapest und auch während des finalen Showdowns in Georgia. Der Vorteil zum üblichen 3D ist, dass selbst während der hektischsten Momente - wie zum Beispiel bei rasanten Kamerafahrten und Kameraschwenks - es niemals zu Unschärfen kommt.

Besonders gelungen ist sicher auch das "Klonen" von Will Smith als Henry Brogans jüngerem Gegenspieler. Junior. Der ist vollständig im Computer entstanden, sieht aber dem Will Smith aus seiner Zeit als "Prince von Bel Air" (1990 - 1996) sehr ähnlich.

Neben den spektakulären Action-Szenen versucht der Regisseur immer wieder ruhigere Passagen einzubauen, um den Charakteren etwas Leben einzuhauchen. Dieser Rhythmuswechsel wirkt sich sehr positiv auf das Tempo des Films aus.

Zugegeben die technischen Maßstäbe in "Gemini Man" sind hervorragend geraten, doch leider kann die Story da nicht ganz mithalten. Das Drehbuch von Billy Ray, Jonathan Hensleigh, Darren Lemke, Andrew Niccol, Stephen J. Rivele, Christopher Wilkinson und David Benioff erzählt leider keine herausragende Story, sondern präsentiert nur eine durchschnittliche Science-Fiction und Thriller Geschichte, in der sich in zugegeben gelungenen Actionszenen, der Hauptdarsteller kämpfend und schießend gegen seinen Widerpart zur Wehr setzen muss, der zufällig sein eigener Klon ist. Nebenbei versucht er herauszufinden, aus welchen Gründen man ihn überhaupt ungefragt geklont hat und ob es noch weitere Klone von ihm gibt. Dabei wird das wissenschaftliche Thema eigentlich nur am Rande angesprochen.

Auch wenn der Film inhaltlich nicht Neues bietet, ist mit "Gemini Man" durch die sehr gute schauspielerische Leistung von Will Smith, der als Henry Brogan und als Junior (auch wenn er letztendlich im Computer entstanden ist) eine beeindruckende Performance zwischen gebrochen und rebellierend abliefert. Durch das hohe Tempo und besonders auch durch die spektakulären Drehorte ist ein kurzweiliger Actionfilm entstanden, den man sich durchaus ansehen kann. Zugegeben die neue Technik ist interessant, aber ob sie notwendig ist, um einen solchen Film genießen zu können, steht auf einem anderen Blatt.

Foto: Will Smith und Mary Elizabeth Winstead © Paramount Pictures

Info:
Gemini Man (USA 2019)
Originaltitel: Gemini Man
Genre: Action, Science Fiction, Drama
Filmlänge: 117 Min.
Regie: Ang Lee
Drehbuch: Billy Ray, Jonathan Hensleigh, Darren Lemke, Andrew Niccol, Stephen J. Rivele, Christopher Wilkinson und David Benioff
Darsteller: Will Smith, Mary Elizabeth Winstead, Clive Owen, Benedict Wong, Douglas Hodge u.a.
Verleih: Paramount Pictures Germany
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 03.10.2019