f wasser1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 10. Oktober 2019, Teil 28

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main  (Weltexpresso) – Wenn der Film beginnt und die dauernd plappernden Mädchen zeigt, die aussehen wie Werbungen für ein besseres Leben, nämlich dazugehören zu dürfen zu den Schönen und Reichen, denkt man falsch, denn da weiß man noch nicht, daß man in einem richtig guten Film sitzt, der einem eine faszinierende Wasserwelt zeigt und junge Heldinnen, die man bewundern lernt.

Wenn der Höhepunkt eintritt und Nicole (Sistine Rose Stallone), Sasha (Corinne Foxx), Alexa (Brianne Tju) und Mia (Sophie Nélisse) beim Tauchen eine versunkene Maya-Stadt entdecken, sind all die Vorgeplapper vorbei und man ist gepackt, nicht nur von den herrlich dargebotenen Maya-Ruinen, sondern auch vom teils törichten, teils umsichtigen Handeln der taucherfahrenen Mädchen, die – und das ist die Entdeckung für den Zuschauer – die Vorgeschichte vom jugendlichen Zickenkrieg einfach braucht, um die dramaturgische Wendung zu verstehen, die spätestens eintritt, als wirklich ein Hai erscheint. Erst einer, dann...

Dieser Film hat eine Vorgeschichte, einen Film, der ebenfalls 47 METERS DOWN heißt und den wir nicht kennen, was ja für eine Besprechung gut ist, denn dann zeigt sich, ob man den Film auch ohne das Wissen, daß es eine Fortsetzung ist, versteht, neudeutsch: ob der Folgefilm funktioniert. Für uns ja.

Ausgangspunkt sind die vier Mädchen, die gemeinsam etwas unternehmen wollen, was dann ein Badeausflug wird. Die vier Mädchen haben durchaus zwischenmenschliche Probleme. Denn eine von ihnen ist Nicole, die Tochter eines Archäologen, der hier im Süden Mexikos nach der sagenumwobenen Maya-Stadt forscht und neu geheiratet hatte, so daß die gleichaltrige Stiefschwester Mia und eine ungeliebte Stiefmutter in ihr Leben tritt. Um diesen Zweig der Geschichte gleich zu Ende zu bringen: der Horror-Unterwassertrip, den beide überleben, nicht alle!, wird sie zu echten Schwestern machen! Das wird nicht kitschig erzählt, sondern ist eher selbstverständliches Ergebnis der Handlung. Es geht also auch darum, wie gefährliche Ergebnisse Menschen zu Brüdern, hier Schwestern machen, so ein wenig, wie es die erzählen, die im Krieg waren, wo angesichts der Gefahr und des Elends ein anderes zwischenmenschliches Verhältnis entsteht.

Als die Vier aufbrechen und in Taucherkleidung – nicht klar ist, warum aus den Modepüppchen so schnell versierte Taucherinnen wurden, was nicht ganz richtig ist, nicht alle können tatsächlich gut tauchen, aber alle ihren Anzug problemlos anziehen und alle mit der Sauerstofflasche auf dem Rücken und den Flossen richtig umgehen, schon etwas oberflächlich angelegt – als die Vier also aufbrechen, sieht alles nach einem attraktiven, aber ungefährlichem Unter-Wasser-Spiel aus.

Ehrlich gesagt, kann man die Aufnahmen, die wir nun sehen, kaum in Worte fassen. Die Entdeckung der Maya-Stadt, die engen Schluchten, die sie gehen, um dahin zu gelangen, das alles sind schon einmal für sich unglaublich interessante und spektakuläre Aufnahmen, die übrigens, dies für die Ignoranten, die Filme auf ihren Handys sehen, auf die großen Leinwand angewiesen sind, denn das macht es aus, die Weite in diesem durchsichtigen Unterwasserlicht zu sehen und gleichzeitig dann die Enge zu spüren, wenn eine gefundene Höhle keinen anderen Ausgang hat, will man weiterkommen.

Deutlich gesagt: Wer unter Platzangst leidet, für den ist der Film genauso wenig geeignet wir für die, die klaustrophobisch, also das Gegenteil, veranlagt sind. Man muß schon eigene Ängste abarbeiten in diesem Film, was einem aber leichtgemacht wird, weiß man doch, daß die Hauptmädchen überleben werden, sonst wäre dieser Film nicht gemacht worden.

Wir finden, daß zu wenig über die Maya-Stadt geredet wird, ansonsten nämlich zu viel. Wie es geht, daß die unter Wasser so viel quasseln und alle vier vernetzt sind, ist eh unheimlich, ihre Reden heimlich zu lassen, hätte dem Zuschauer viel erspart. Denn das ist ein Film, in dem Worte eher stören, spätestens, als der erste Hai auftaucht. Dem zu entkommen, bringt die Vier bei immer geringer werdendem Sauerstoff in ein Unterwasserlabyrinth, das aus Höhlen und Tunneln besteht und dem im Überlebenskampf nicht alle entkommen.

Kein Wort mehr. Schauen Sie selber! Wie gesagt, der Film ist viel besser, als man geglaubt hat.


Foto:
© Verleih

Info:
Regie: Johannes Roberts
Drehbuch: Ernest Riera und Johannes Roberts
mit Sophie Nélisse, Corinne Foxx, Brianne Tju, Sistine Stallone, Davi Santos, John Corbett und Nia Long