Invisible SueSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 31. Oktober 2019, Teil 3

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Die 12jährige Susanne "Sue" Hartmann (Ruby M. Lichtenberg) hat eigentlich keine Freunde. Sie wird in der Schule oft übersehen oder von der angesagten Mädchenclique rund um deren Anführerin Eileen (Lotte Tscharntke) gehänselt. In ihrer Freizeit liest sie mit Begeisterung Superheldencomics. Besonders die Comics über die Heldin SuperMoon haben es ihr angetan.

Leider hat auch ihre Mutter Maria (Victoria Mayer) als Wissenschaftlerin keine Zeit für sie. Nur ihr Vater Christoph (Luc Schiltz) kümmert sich um sie, er ist allerdings als Musiker immer wieder auf Tournee.

Als Sue zusammen mit ihrem Vater eine Geburtstagsüberraschung für ihre Mutter in deren Labor vorbereiten, kommt es zu einer Explosion. Dabei wird zwar niemand verletzt, doch das Mädchen kommt mit einer geheimnisvollen Flüssigkeit in Kontakt, an der ihre Mutter gerade forscht.

Am nächsten Morgen merkt Sue, dass sie oder Teile ihres Körpers bei Wärme unsichtbar werden. Jetzt hat sie die Aufmerksamkeit ihrer Mutter und deren Assistentin Lenia Romanowa (Jeanne Werner), denn diese versuchen nun mit Hilfe von Sues Blut ein Gegenmittel zu entwickeln.

Doch Sue findet ihre neue Fähigkeit nach einigen Anlaufschwierigkeiten eigentlich richtig cool, denn damit kann sie unliebsame Schulkameraden ärgern. Bald erkennt sie allerdings, dass sie aufgrund ihrer neuen Fähigkeiten in Gefahr gerät. Kurz darauf wird ihre Mutter vor ihren Augen entführt. Dummerweise ist ihr Vater auf Tour und telefonisch leider nicht zu erreichen.

Dann aber zeigt sich, dass Sue tatsächlich doch Freunde hat, denn da ist zum Einen Tobi Grimm (Lui Eckardt), der neue Junge an der Schule, der hervorragend BMX-Tricks beherrscht und sich ebenso wie Sue für Comics interessiert, und zum Anderen Kaya Wells, genannt App (Anna Shirin Habedank), die sich als geniale Technikerin herausstellt.

Zusammen machen sich die Drei auf die Suche nach der Entführten. Daneben erhalten sie auch noch Hilfe von Alfred (Jürgen Thormann), einem Hologramm und dem geheimem Assistenten von Maria Hartmann, der nur auf die Stimmen der Familie Hartmann reagiert. Werden die drei Freunde Sue, App und Tobi mit der Unterstützung von Alfred Sues Mutter befreien können und wer steckt eigentlich wirklich hinter der Entführung?


"Invisible Sue - Plötzlich unsichtbar" ist ein in Thüringen und Luxemburg gedrehter Abenteuer-Film für ältere Kinder im Rahmen der Initiative "Der besondere Kinderfilm". Dabei werden Filmprojekte gefördert, die nicht auf schon bekannten Buchvorlagen zurückgehen, sondern auf originären und originellen Drehbüchern beruhen. Weitere Filme, die auf diese Weise entstanden sind, sind zum Beispiel "Winnetous Sohn" (2015), "Auf Augenhöhe" (2016) oder "Unheimlich perfekte Freunde" (2018).

"Invisible Sue" ist nicht der erste Superhelden-Film für Kinder und Jugendliche. Bereits von 2013 - 2016 sind drei dänische Kinderfilme über "Antboy" nach der Kinderbuchreihe von Kenneth Bøgh Andersen entstanden, von denen leider nur der erste wirklich gelungen war.

Regisseur und Drehbuchautor von "Invisible Sue" ist Markus Dietrich, der bereits für seinen ersten Kinderfilm "Sputnik" (2013) eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis in der Kategorie "Bester Kinderfilm" erhalten hat.

Es ist der erste Superheldinnenfilm "Made in Germany" entstanden, der sich von der Optik, dem Produktdesign und besonders von Drehbuch mit tollen Dialogen und rasanten Actionszenen an den gängigen Superhelden-Filmen für die Erwachsenen orientiert. Schon die Anfangssequenzen des Films zeigen, wohin die Reise geht, denn er beginnt mit einer witzigen Hommage an den Einstieg der Marvel-Filme und mit einem dem Marvel-Logo ähnlichen Intro.

"Invisible Sue" ist eine Art Superwoman-Film für Kinder, der ganz nebenbei auch Themen wie Mobbing, Freund- und Feindschaften sowie erste Liebe anspricht. Klar gibt es dabei auch Klischees, denn Eileens Mädchenclique ist doch wieder recht stereotyp geraten. Dagegen sind Sue und App wunderbare Vorbilder für Mädchen, die auch von Ruby M. Lichtenberg und Anna Shirin Habedank toll gespielt werden. Aber auch Tobi ist eine interessante Persönlichkeit, auch wenn er manchmal doch etwas zu ängstlich dargestellt wird. Lui Eckardt wird von den beiden dominanten Mädchen ganz sicher nicht an die Wand gespielt.

Angenehm ist, dass die erwachsenen Darsteller nicht übertrieben spielen, wie es in Kinderfilmen leider immer wieder vorkommt.

Natürlich ist der Anfang etwas konstruiert, aber das hat er mit den klassischen Superhelden-Filmen gemeinsam, denn ein normaler Mensch muss ja schließlich erst einmal zum Superhelden mutieren. Die weitere Handlung zeigt dann, dass der Film auch visuell die Anforderungen meistert, besonders wenn Sue oder auch nur Teile von ihr unsichtbar werden. Der Film macht auch klar, dass diese Fähigkeiten das Mädchen logischerweise zu Beginn erschrecken, im Laufe des Films wird Sue aber immer selbstsicherer und lernt (auch mit Hilfe von App) ihre neue Eigenschaft gezielt zu steuern und einzusetzen.

Eine besondere Hilfe ist das Hologramm Alfred, der von Jürgen Thormann gesprochen wird. Thormann ist nebenbei auch die Synchronstimme von Michael Caine, der wiederum in "Batman Begins" (2005), "The Dark Knight" (2008) und "The Dark Knight Rises" (2012) Bruce Waynes alias Batmans Butler Alfred gespielt hat.

Solche Easter Eggs und Anspielungen gibt es in dem Kinderfilm einige, die von Regisseur Markus Dietrich ganz bewusst im Film versteckt wurden, so z.B. wenn die drei Kinder mit einem Moped fliehen und vor einer hellen Wand über ihre Verfolger hinweg fliegen. Das wiederum erinnert doch stark an E.T.

Es ist ein turbulentes Abenteuer entstanden, bei dem eigentlich bis zum Schluss nicht klar ist, wer denn nun der wirkliche Bösewicht ist, wer nur ein Mitläufer ist und wer denn außer Sue noch Superkräfte bekommen hat.

Der Film wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat "wertvoll" ausgezeichnet, denn Regisseur Markus Dietrich gelingt es, das Genre der Superheldenfilme auf eine liebevolle Art in die Erlebniswelt von Kindern und Jugendlichen zu übertragen. Die FBW-Jugend Filmjury hat den Film mit 4 von 5 Sternen bewertet. Dabei sind die jugendlichen Juroren der Meinung, dass hier eine neue Art von Kinderfilm entstanden ist, der Action-, Superhelden- und Kinderfilme sehr gut miteinander verbindet. Sie empfehlen ihn wegen der komplexen Handlung ab etwa 10 Jahren.

Insgesamt ist "Invisible Sue - Plötzlich unsichtbar" ein Kinder- und Jugendfilm, der mit einer Fülle origineller Ideen, einer spannenden Handlung, glaubwürdigen Helden und gelungen visuellen Effekten überzeugt. Es ist zu hoffen, dass er erfolgreich wird, denn der Film macht auf jeden Fall Lust auf eine Fortsetzung, die auch an dem Filmende und im Abspann (mit einer kurzen Szene) angelegt ist. Er ist deshalb nicht nur für Kinder, sondern auch für Jugendliche und Erwachsene sehenswert.

Foto: v.l.n.r.: Anna Shirin Habedank (App), Ruby M. Lichtenberg (Sue) und Lui Eckardt (Tobi) © Farbfilm Verleih

Info:
Invisible Sue - Plötzlich unsichtbar (Deutschland, Luxemburg 2018)
Genre: Kinder- und Jugendfilm, Fantasy, Abenteuer, Superhelden
Filmlänge: 95 Min.
Drehbuch und Regie: Markus Dietrich
Darsteller: Ruby M. Lichtenberg, Anna Shirin Habedank, Lui Eckardt, Victoria Mayer, Luc Schiltz, Jeanne Werner, Patrick Hastert, Tatja Seibt, Jürgen Thormann u.a.
Verleih: Farbfilm Verleih
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 31.10.2019