f 2040 pflanzenSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 7. November 2019, Teil 5

Hanno Lustig

Köln (Weltexpresso) – Er verströmt einen ungebrochenen Optimismus, daß wir, buchstäblich wir Zuschauer in den Kinosesseln noch etwas, noch etwas Entscheidendes verändern können, am Zugrundegehen und Zugrunderichten unserer Erde, die mit den Klimarettern und Greta Thunberg ja nur den notwendigsten Zipfel erhascht haben und an ihm ziehen: der Filmemacher Damon Gameau.

Er ist Ihnen bekannt? Damon kommt von Dämon und Gameau ? Ach, Quatsch, auf so eine Idee käme nur er selber, denn er ist ein lockerer, aber ernstzunehmender Spaßmacher im Filmgeschäft, der nach seinem originellen VOLL VERZUCKERT, wo er sein eigenes Versuchskaninchen war, nun die Verantwortung für den Klimawandel übernimmt und an uns weitergibt, weil er seiner vierjährigen Tochter im Jahr 2040 eine noch lebbare Welt übergeben will, also Zukunftsvorsorge für seine Tochter, denn wir überleben wahrscheinlich die nächsten Jahre/Jahrzehnt noch, aber die nächste Generation?

So läßt er uns teilhaben an der Aufklärung über den Zustand der Welt und was wir dringend tun müßten, wenn er für seine vierjährige Tochter die Welt mit unserer Hilfe retten möchte und dabei erst einmal die Güte der Erdscholle, den CO2-Ausstoß und den Klimawandel in den filmischen Blick nimmt. Er beschwört nicht die Gefahren, sondern greift umgekehrt das auf, was nötig zu tun ist, damit die Welt seiner Tochter um 2040 eine lebenswerte ist. Wie er das filmisch macht, hat System; er verwendet eine Konstruktion, die dazu führt, daß wir immer dabei bleiben, das Thema Klima also zwar fachlich abgearbeitet wird, die Form jedoch ständig wechselt und uns dabei hält.

Drei Ansätze werden dabei gemischt. Erst einmal begreift Damon Gameau seinen Film als filmischen Brief an seine Tochter, in dem er ihr die heutige Welt erklärt und wie sie für ihn im Jahr 2040 aussehen könnte, wenn man nur das berücksichtigt, was schon heute absehbar ist. In einem zweiten Schritt will er über seine eigene Vorstellung hinaus die Wunschvorstellungen anderer seiner Tochter nahebringen. Dazu hat er rund 100 Kinder befragt und einige von ihnen im Film zu Wort kommen lassen. Seine Tochter auch. Und wie wir Erwachsenen funktionieren, wenn mit großen Kulleraugen kleine Kinder uns die Welt erklären und sich ihre erträumen, das soll jeder mit sich selbst abmachen, auf jeden Fall ist es ein Trick, der auch hier wieder aufgeht, weil die Kinderstimmchen, die von Grün und einer schönen Welt sprechen, einfach auf das Gemüt einwirken. Und deshalb geht Gameau ja auch so vor, wogegen wir nichts haben, wenn es so offen ausgesprochen wird.

Sein dritter Strang ist der, der den Film fachlich absichert, die Interviews und Stellungnahmen mit Fachleuten und Wissenschaftler, die er alle persönlich befragt und dazu optisch Orte auswählt, die was hermachen, wie überhaupt Damon Gameau auch im Film ständig zu sehen ist, was aber nicht dominierend, sondern integrierend wirkt. Und eben zusammen mit dem Thema personell den Zusammenhang herstellt. Die Fachleute haben wir in einem dem Presseheft entnommenen Artikel extra veröffentlicht, weil deren Meinung von Gewicht ist, im Film aber durch die nette Art des Filmautors und das Aneinanderreihen von Ernstem und Lustigem durchaus auch nivelliert wird.

Einen Film locker zu gestalten und einen versöhnlichen, ja positiven Ton zu Grunde zu legen, was erst einmal mehr Zuschauer ins Kino lockt, als ewige Klagen und Anklagen, hat eben auch seinen Preis. Andererseits kommen genügend Vorschläge für ein besseres, weil die Erde schonenderes Verhalten der Menschen zustande, die alle etwas sensationelles eint: es sind keine großen Sachen, sondern Unternehmungen im Kleinen, weil sie bei dem einzelnen anfangen, der sich für seine Umwelt verantwortlich fühlt. Wenn Sie in den Film gehen, wissen Sie, wovon wir sprechen.

Foto:
© Verleih

Info:
2040 - WIR RETTEN DIE WELT!
Buch und Regie: Damon Gameau
Kinostart: 7. November 2019
Länge: 92 Min.
Bildformat: Cinemascope – 2.39