Premiere des Films über den als bundesdeutschen Basketball-Nationaltrainer legendären Israeli in Frankfurt am Main, Teil 2



Claudia Schulmerich



Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Eine Parallelhandlung bringt die eigentliche Handlung und auch eine Erklärung der Person Max Stollers, denn die einzige Person, zu der er in Frankfurt eine Beziehung aufbauen kann, ist die türkische Immigrantin Deniz (Amira Casar) und ihre gewitzte Tochter Sema (Selen Savas).

 



Als er nämlich endlich in Frankfurt, wo er in den 30er Jahren aufgewachsen ist, in seiner Straße und seiner ehemaligen Wohnung anfängt, sich seiner Kindheit zu erinnern, erlebt er in den jetzigen Bewohnern, in der jungen Türkin Sema eine aufbegehrende Jugendliche, die sich als Außenseiterin diese harte Schale geben muß. Das erkennt er als eigenes Muster wieder. Mutter und Tochter sind vor eineinhalb Jahren aus der Türkei gekommen, weil der Vater und Ehemann auf einmal in Frankfurt spurlos verschwunden ist, wofür Tochter Selma die eindeutige Erklärung hat: der Vater liebt sie nicht. Sie suchen ihn nun, was Max Stoller durch das Engagement eines Detektivs unterstützt, und mit beiden im Auto all die Adressen – bis zum Bodensee – abklappert, wo der Detektiv potentielle Spuren sah, wofür Max Stoller weder Geld noch Liebesgaben annimmt.



Es hat – wie sich später herausstellt – gute biographische Gründe, daß das Vaterthema sein eigenes ist. Denn nachdem er lange auch vor Ort die eigentliche Problemzone: sein Verhalten als Jugendlicher im Nazideutschland, der den Vater enttäuschte, so daß dieser wegging, also auch verschwand, gemieden hatte, wird er durch Besuch in dem Kaffee, in dem er einst ein Stück Torte stahl, mit seiner Kindheit derart konfrontiert, daß seine bisher geglaubte wirkliche Welt Stück für Stück ins Wanken gerät. Denn wie ihm die damalige und heutige Konditoreibesitzerin – wie schön, Irm Hermann wiederzusehen – erzählt, hatte sie den Tortenstück- Mundraub niemals dem Vater verraten, die Mutter hatte aber einen neuen Mann – den bisherigen Beschützer der Familie – und deshalb ging der Vater weg. Max Stoller muß und darf mit einer neuen Erkenntnis leben: er ist nicht schuld am Weggehen und Tod des Vaters.



Überhaupt nicht rührselig, sondern lebensbewältigend und souverän dagegen das Verhalten der verlassenen türkischen Ehefrau. Als sie Max so verzweifelt sieht und ihn als Frau nicht trösten darf, gesteht sie ihm schließlich, sie habe ihren Mann auf der Suche mit dem Auto doch wiedergefunden. Bei der letzten Adresse am Bodensee. Er sei dort mit einer Deutschen verheiratet und habe ein Kind. Also läßt sie ihn dort und beginnt in Frankfurt mit Sema nun ein neues, ein eigenes Leben.



Währenddessen aber geht das Basketballtraining weiter und Max setzt sich als Trainer selbst beim widerspenstigen Thomas durch. Zwar wird der erste Anlauf zu den Olympischen Spielen verfehlt, aber bei der nächsten Weltmeisterschaft sind sie dabei.

 

Es war Regisseur Eran Riklis, der nach seiner Trilogie über den Nahen Osten – DIE

SYRISCHE BRAUT, LEMON TREE und BUP FINAL – nun in die Vergangenheit abtauchte, um eine noch tiefere Vergangenheit ans Licht zu holen. Riklis hatte von der Geschichte des Ralph Klein gehört und konnte sie einordnen in die Geschichten fast aller aus Deutschland gekommenen Israelis, die Geheimnisse in sich tragen, die sie auch vor sich selbst verbergen. Riklis schrieb auch das Drehbuch und sagt über den Trainer: „Ich denke er ist ein Held der altmodischen Art, der etwas zu verbergen hat – vor allen Dingen vor sich selbst. Er muss eine lange Reise unternehmen, wenn er sich mit seiner Vergangenheit, seiner Familie und sich selbst aussöhnen will. Er hat vor nichts Angst, außer vor sich selbst. Ich glaube, manchmal sind wir selbst unsere schlimmsten Feinde. Es ist natürlich immer leichter, sich hinter seiner Karriere zu verstecken, als sich der Wahrheit zu stellen und die Konsequenzen zu akzeptieren.“ Fortsetzung folgt.

 

INFO:

 

BESETZUNG

Max Stoller DANNY HUSTON

Axel MARK WASCHKE

Deniz AMIRA CASAR

Thomas MAX RIEMELT

Franz HANNS ZISCHLER

Sema SELEN SAVAS

Bertha IRM HERMANN

Ronit SMADI WOLFMAN

Ulrich ANDREAS EUFINGER

Dieter MATHIAS VON HEYDEBRAND

Shimi YEHUDA ALMAGOR

 

STAB

Regie ERAN RIKLIS

Drehbuch GIDI MARON, DAVID AKERMAN, ERAN RIKLIS

Produzent JENS MEURER, MARC MISSIONNIER, OLIVER DELBOSC, MICHAEL SHARFSHTEIN

Kamera RAINER KLAUSMANN

Tonmeister MICHAEL BUSCH

Szenenbild ERWIN PRIB

 

Der Film von 107 Minuten läuft am 30. Mai 2013 in deutschen Kinos an