Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 30. Mai 2013; Teil 1
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) – Zugegeben, Komödien sind nicht einfach zu drehen und sie sind im Kino oft schwer als Komödie wahrnehmbar, denn sie sollen etwas Leichtes haben, etwas Überraschendes, das dann doch nicht so abwegig ist, daß man es nicht vielleicht doch erahnt hätte. Aber das hier? Eine große Hochzeit?
THE BIG WEDDING
Das ist ein Fall ins Wasser. Das auf jeden Fall. Dabei darf dieser Film von Justin Zackham doch alle Register großer Schauspielkunst, auf jeden Fall weltberühmter Namen vereinen. Haben die denn sonst nichts anderes zu tun, ist eine der Überlegungen beim Zuschauen, die gar nicht so fehl geht, denn wie Susan Sarandon in einem Interview gerade betonte, sind gute Rollen für ältere Schauspieler – sie meint ausdrücklich nicht nur die Frauen – doch sehr rar, so diese überhaupt fürs Mitspielen gefragt werden.
Weichen wir erst einmal auf die Geschichte aus, denn die klingt doch nachgerade lustig. Da gibt es nämlich drei Mütter, wie man erst nach und nach mitbekommt. Aha, das hat doch wohl etwas mit Patchworkfamilie zu tun. I wo, es kommt noch schlimmer. Aber erst mal die zwei Mütter. Die gibt es, weil Ellie (Diane Keaton) und Don Griffin (Robert de Niro) zusammen ein Kind, einen Jungen, adoptiert hatten. Das ist Alejandro (Ben Barnes), der nun aber bei Don und Bebe (Susan Saradon) lebt. Die nun wiederum war eigentlich die beste Freundin von Ellie, aber, wo die Liebe hinfällt. Auf jeden Fall geht es um Liebe, zumindest Begehren auch nach vielen Jahren, denn als Ellie zur Hochzeit in ihr altes Zuhause kommt, findet sie die beiden beim Kopulieren auf dem Küchentisch vor.
Das ist nur gelinde witzig, eher: gar nicht. Aber es gibt Diane Keaton im Film die Gelegenheit, als die überlegene, sich gut gehaltene Ex aufzutreten, die die Peinlichkeiten der anderen übersieht. Das ist alles nur so sehr vorhersehbar, so daß die Keaton eher wie ein Abziehbild ihrer selbst wirkt. Susan Saradon darf als noch immer nicht verheiratete Zweitfrau deshalb in die Vollen greifen und ein schräges Komödiantentum absolvieren, weil die dritte Mutter zu einer gewaltigen und gewagten Familienstrategie führt. Die echte Mutter, die ihr ungewolltes und außerhalb einer Ehe zur Welt gekommene Kind in fremde Hände gab, hat nun eine eigene Familie und kommt mit der Tochter zur Hochzeit. Problem, sie ist Kolumbianerin, also katholisch, also streng religiös. Was tun?
Ordentliche Verhältnisse herstellen, ist die Konsequenz, die dem schweizerischen-französischen Film WIE EINE RICHTIGE FAMILIE abgeschaut ist. Das heißt, die Familie wird in ihre ordentliche Form zurückverwandelt und Ellie wieder als vorzeigbare Ehefrau eingesetzt, während die patente Bebe als Versorgerin für das Essen und Trinken und das Wohlfühlen zuständig wird, vor allem, mit dieser Rolle bei allem auch dabei ist. Naja. Eigentlich macht wirklich Susan Saradon ihre Zwickmühle am glaubwürdigsten, auch am temperamentvollsten, was in der Abwägung nicht schwer fällt, denn der gute Robert de Niro wankt angeschlagen durch den Film und man kann schwer entscheiden, ob es daher kommt, daß er den ehelichen Beischlaf mit der Ex-Frau dann doch noch einmal vollzieht, oder es die stumpfen Dialoge sind, die ihn so lähmen.
Dieser Alejandro ist zusammen mit seiner Braut aus guten bürgerlichen Verhältnissen, deren Eltern die potentiellen Schwiegereltern schon immer etwas anrüchig fanden, so was von fad und als als Nebensache im Film hingestellt, daß das junge Paar, dessentwegen doch all der Unsinn passiert, dauert. Dabei passiert das alles nur, damit dies angeblich eine Komödie wird. Und jetzt kommt die leibliche Mutter (Patricia Rae) ins Spiel. Das ist weder eine vertrocknete Anti-Erotikerin, noch eine lebensfremde Person. Die Tochter ist sogar ein ausgekochtes Früchtchen.
Denn als alles auffliegt – das ist ja Sinn einer Komödie – kann zwar keiner lachen, aber die Kolumbianerin kann dann doch noch herzhaft den Kopf schütteln über diese lebensfernen Amerikaner, die ihretwegen so einen Mummenschanz aufführen. Daß als Nebenprodukt dann auch noch endlich Don seine Bebe auch ordentlich heiratet, ist dann der Sargnagel für eine pseudoliberale Filmgeschichte, die so altbacken daherkommt, daß es einen graut. Schade, schade um die Schauspieler. Das hat keiner von ihnen verdient. Auch Rob Williams nicht, der den abgedrifteten Pfarrer spielen muß und darf.
Übrigens: Auch der Titel ist fies, denn er assoziiert MY BIG FAT GREEK WEDDING, was von anderem Kaliber war.