f wache2Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 12. Dezember 2019, Teil 6

Redaktion

Brüssel (Weltexpresso) - Kannten Sie das Werk von Quentin Dupieux, bevor er sie für DIE Wache anfragte?

Nein, ich hatte nur RUBBER gesehen, ohne zu wissen, dass er von ihm war. Wir hatten uns mal bei einem gemeinsamen Freund getroffen, als er jünger war, sahen uns aber danach nie wieder. Ich mochte das Drehbuch auf Anhieb und musste ständig lachen. Es ist eines der lustigsten und bestgeschriebenen Drehbücher, die ich je gelesen habe. Wir gingen einen trinken und ich verstand sofort, dass ich es mit jemand ganz Besonderem zu tun hatte. Unser Treffen war für eine Stunde angesetzt, ein erstes Kennenlernen um sich zu beschnuppern, aber am Ende haben wir den ganzen Abend zusammen verbracht. Ich kam mit einem Plastik-Pferdekopf zurück, den wir in einem Scherzartikelladen fanden. Wir hatten viel Spaß miteinander! 


Ist es wichtig für Sie, sich mit einem Regisseur gut zu verstehen?

Nicht unbedingt, sich gut zu verstehen, aber wenigstens zu wissen, warum man da ist. Je älter ich wurde, desto genauer wollte ich wissen, was im Kopf des Regisseurs vorgeht. Quentin weiß genau, was er will. Er ist beeindruckend genau. Er arbeitet ohne Monitor (dem heute bei fast allen Dreharbeiten verwendeten Kontrollbildschirm), ohne Zeit zu verlieren und ohne dass jemand unnötig am Set ist. Er macht das Licht und den Bildausschnitt selbst, also habe ich im Gegensatz zu allen anderen Dreharbeiten fast nie zwischen den Takes gewartet. Wir haben nichts als gearbeitet, aber die Arbeit hat mir einen riesigen Spaß gemacht.


Wie haben Sie sich die Rolle vorgestellt?

Ich bereite die Rollen nie vor. Wenn mir ein Projekt gefällt, komme ich komplett unvoreingenommen und bin dadurch sehr formbar. Quentin und ich haben nie über die Figur gesprochen. Das ist nicht sein Fach. Nichts, was er tut, ist vergleichbar mit der traditionellen Art, Filme zu machen. Wir haben einfach einen Nachmittag vor den Dreharbeiten mit Grégoire Ludig und Marc Fraize eine Lesung gemacht, um den Grundstein zu legen. Auf der anderen Seite verlangt er, dass man seinen Text, wie auch den des Partners, auswendig kennt! Das ist wichtig, weil die Dialoge unmittelbar funktionieren müssen und ständig angepasst werden. Außerdem bestand durch das Filmen vieler Szenen in einem einzigen Take immer das Risiko der Unmöglichkeit, im Schnitt noch etwas zu retten, sollte es nicht Presseheft DIE WACHE funktioniert haben. Wir mussten also alles, was passieren würde, schon vorher wissen. Manchmal waren mehr als zehn Seiten Dialog zu lernen. Das war im Grunde ein bisschen wie am Theater, nur dass man normalerweise im Film absetzen und schneiden kann etc. Quentin hasst aber das traditionelle Kino, wo wir schneiden, wo wir eine Verbindung in der Achse herstellen usw.


Ihr Spiel befindet sich in einer Art seltsamem Zwischenraum, weder bunt wie in einigen Filmen, noch schweigsam oder depressiv wie in anderen, sondern genau auf der Grenze.

Das freut mich zu hören! Er verlangte von mir, mich nicht auf meinen Leistungen auszuruhen. Er tut das manchmal auf eine sehr trockene Art, ist sehr direkt und frontal. ich bin stolz, wie alle Schauspieler und war am ersten Tag etwas verunsichert. Aber schließlich fanden wir uns zurecht. In jeden Fall achtete Quentin sehr auf die Melodie der Stimmen. Es gab einen bestimmten Ton, den er hören wollte, drängte mich, diesen zu finden und präzisierte so mein Spiel. Er gibt oft ausgezeichnete Regieanweisungen. Die erste Sequenz am Telefon wurde zwei Tage hintereinander gemacht, gleich zu Beginn der Dreharbeiten, weil wir nicht gleich den richtigen Ton gefunden haben.


Gibt es etwas, das sich an diesem Film in der Art und Weise, wie Sie sich dem Spiel nähern, geändert hat?

Ich weiß es nicht, aber auf jeden Fall hatte ich hier sehr viel Freude. Ich glaube aber, dass man seine Karriere nicht unbedingt mit einem von Quentins Filmen beginnen sollte, denn dann erscheinen einem andere Dreharbeiten vielleicht langsam und ineffizient. Bei ihm ist alle Energie auf die Arbeit fokussiert, was sehr bereichernd ist. Es ist zum Beispiel vorgekommen, dass wir eine bestimmte Aufnahme 30 Mal wiederholten. Man musste sehr widerstandsfähig sein. Von morgens bis abends beschäftigten wir uns mit Dupieux! Aber mit dieser Methode wirst du am Ende eins mit deinem Charakter. Als Schauspieler musst du all deine Sicherheiten loslassen. Er erwartete von uns, uns nicht hinter alten Schaupsieltricks zu verschanzen.


Inwiefern?

Wenn wir zum Beispiel unseren Text schlecht kennen, verlieren wir Zeit, oder benutzen Phrasen von denen wir wissen, dass sie sich gut anhören. Er nimmt diese Dinge sofort wahr. Das lässt ihn aber nicht unruhig werden. Das ist auch immer noch der einzige Regisseur, den ich kenne, der mit seinem Hund ans Set kommt! Ich komme auch mit meinem Hund, aber ein Regisseur hat normalerweise keine Zeit, sich um seinen Hund zu kümmern!


War es schwierig, diesen komischen Ton zu spielen, der nicht per se komisch ist, aber trotzdem Leute zum Lachen bringen soll?

Das war tatsächlich nicht einfach! Und da wir keinen Monitor hatten, wussten wir nicht immer, ob es überhaupt funktionieren würde, sobald der Film einmal geschnitten war. Es gab auch keine Aufzeichnung darüber, was wir bereits abgedreht hatten und was nicht. Da war nur ein junges Mädchen, das uns soufflierte und mit uns die Texte einübte. Manchmal wusste ich nicht, ob wir diesen Teil gesehen hatten oder nicht, zumal wir zu bestimmten Zeiten im Film dasselbe drei- oder viermal wiederholen, aber anders. Und schließlich haben wir auch nie chronologisch gedreht. Das war aber sehr spannend und zwang uns, stets im Spiel zu bleiben.


Kannten Sie Ihren Spielpartner, Grégoire Ludig?

Nein, ich hatte ihn noch nie getroffen. Er ist ein außergewöhnlicher Schauspieler. Die große Stärke Quentins ist es, dass er sehr genau weiß, mit wem er sich umgibt. Ich glaube, dass man wirklich ein sehr guter Schauspieler sein muss, um mit Dupieux zu spielen. Wenn man keine dicke Haut hat, kann man hier sehr schnell den Halt verlieren. Ich erinnere mich an eine Szene, in der mehrere Personen auftraten. Je weiter wir kamen, desto weniger sahen wir. Er feuerte sie eine nach dem anderen, obwohl sie nicht einmal sprechen mussten. Aber offensichtlich waren sie nicht gut genug. Er konnte uns vier Minuten am Stück auf Trab halten, ohne auf einen anderen Darsteller zu schneiden. Da braucht man schon ein bisschen Erfahrung, um die Distanz zu wahren, besonders wenn man, wie in meinem Fall, noch nie Theater gemacht hat.


Kamen Sie gut mit Grégoire Ludig zurecht? 

Ja, wir haben uns sofort verstanden. Er ist sehr lustig und ich bin es auch. Wir haben einfach die ganze Zeit gelacht. Wir wollten herzlich miteinander umgehen. Außerdem hilft es, mit einem Kerl mit so einem Schnurrbart zu spielen! Wir haben jeden Tag über diesen Schnurrbart gelacht, den er mit Bravour interpretiert hat!


Foto:
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Info:
Darsteller
Hauptkommissar Buron        Benoît Poelvoorde
Louis Fugain                          Grégoire Ludig
Philippe                                  Marc Fraize
Fiona                                      Anaïs Demoustier
Sylvain Buron                        Orelsan
Champonin                            Philippe Duquesne
Franchet/Carine Lustain        Jacky Lambert
Narta                                      Jeanne Rosa
Daniel                                     Vincent Grass
Louise                                    July Messéan