f wilderosSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 12. Dezember 2019, Teil 17

Redaktion

London (Weltexpresso) - Eines der Schlüsselelemente, die das Team perfektionieren musste, war der Song, den Rose-Lynn in der letzten Szene des Films singt. Produzentin Faye Ward erklärt: „Am Ende des Films steht unser wichtigster Original-Track, gesungen von Jessie Buckley als Rose-Lynn, und es musste das Tüpfelchen auf dem i sein. Es musste die Handlung des Films aus der Perspektive unserer Figur noch einmal erzählen, damit sich das Publikum emotional verbinden und über unsere Geschichte nachdenken kann. Eigentlich ist unser Ziel, dass die Zuschauer das Lied beim Verlassen des Kinos summen werden! Als Universal Music eine Anfrage an die Nashville-Community nach Original Track-Pitches schickte, bekamen wir Hunderte von Vorschlägen. Besonders einer fiel auf, auch durch seine Autorin: die wunderbare Schauspielerin Mary Steenburgen. Es ist so ein schönes Lied, rau und tief empfunden - einfach perfekt. Ich denke, dass sie gut verstand, was wir brauchen, weil sie selbst Schauspielerin ist.“

Regisseur Tom Harper sagt: „Die Zusammenarbeit mit Mary setzte quasi den letzten Akkord unter einen sehr natürlichen Prozess, in dem wir uns an die ehrliche Natur des Films und echter Country Music herantasteten.“

Jessie Buckleys Reaktion auf den Song war hoch emotional: „Er hat die Essenz des Films vollständig eingefangen. Gutes Songwriting ist wie ein dreiminütiger Film, und Mary Steenburgen hat die Essenz von WILD ROSE in einem dreiminütigen Film festgehalten.“


„Country Girl“ -Der Soundtrack

Zu diesem Zeitpunkt packte auch Jessie Buckley die Abenteuerlust, und sie begann, ihre eigene Musik zu schreiben. „Es fing an, alles zusammenzukommen und wir merkten, dass wir, anstatt Lieder von außen zu bestellen, unsere eigenen Musiker beauftragen konnten“, erinnert sich Harper.

So schrieben plötzlich Jessie und Nicole einen Soundtrack, als sei es Rose-Lynns Debütalbum. Ein wahr gewordener Traum für Country-Fanatikerin Taylor: „Eben habe ich noch Anweisungen an andere Musiker verfasst, und plötzlich sitze ich mit Jessie und zwei anderen Musikern in einem Raum und wir schreiben das Album selbst! Eine ganz natürliche, herrliche Sache... Nach sechs Monaten hatten wir einige gute Songs, alle von Rose-Lynns Charakter inspiriert, den wir ja beide allzu gut kannten. Ich habe nie gedacht, dass meine Country-Besessenheit dahin führen würde! Mein 12-jähriges Selbst ist sehr glücklich.“

„Wie so oft bei einem Film ist das, was man bekommt, nicht das, womit man angefangen hat“, ergänzt Faye Ward. „Diese Entwicklung und unser Soundtrack sind wirklich typisch dafür. Wir haben jetzt Jessie, die den Film eröffnet und den Primal Scream-Song „Country Girl“ singt. Primal Scream kommen aus Glasgow, also wirft sie uns damit direkt in Rose-Lynns Welt. Dann haben wir eine Mischung aus zeitgenössischen und Country-Klassikern, die alle ihre eigene Note haben. So war es bei einem Großteil der Musik im Film: Alles hatte eine Spur von Rose-Lynn und ihrer Welt darin, so dass es zu 100 Prozent Teil des Films ist.“


Schottische Americana – Das Design von WILD ROSE

Sowohl Nashville als auch Glasgow sind Städte mit unverwechselbaren Looks, und Tom Harper wollte sie, ähnlich wie die Country-Szenen, so authentisch wie möglich abbilden: „Bei all unseren ästhetischen Entscheidungen wollten wir am realen Vorbild bleiben, aber auch Americana- und Country-Referenzen einbeziehen. Vom ewigen Grau und der Tristesse des britischen Sozialfilms wollten wir uns jedoch etwas abgrenzen und vor diesem Hintergrund eher die Magie in Rose-Lynns Charakter zum Leuchten bringen.”

Um Rose-Lynns Welt zu realisieren, stellten Harper und die Produktion ein erstklassiges Team zusammen, darunter Kameramann George Steel, Produktionsdesignerin Lucy Spink, Make Up-Designerin Jody Williams und Kostümbildnerin Anna Robbins.

„Auf stilistischer Ebene sollten Rose-Lynns Gefühle widerhallen“, führt Harper aus. „Ihre Entwicklung ist streckenweise hart, aber soll immer inspirieren. Ist sie beispielsweise aufgeregt, nutzte George die Handkamera und dunklere Beleuchtung. Wenn aber beim Singen ihre Magie aufscheint, wird es lichter.“

Produktionsdesignerin Lucy Spinks beschreibt ihren Ansatz folgendermaßen: „Zu Beginn der Ausstattung habe ich über eine mögliche Farbpalette nachgedacht, besonders die, die charakteristisch für Glasgow ist. Als ich das Drehbuch zum ersten Mal las, kamen mir Wärme, Sonnenlicht, Bernstein und hoffnungsfrohe Farben in den Sinn. Diese ersten Gefühle habe ich aufgegriffen und beibehalten. Ich bin in der Stadt spazieren gegangen und habe viele Fotos betrachtet. Die Sandsteingebäude, die industrielle Vergangenheit, die Boote und Kanäle... Glasgow und Nashville sind traditionsreiche Städte, dazu die keltische Vergangenheit – all das wollte ich aufgreifen. Es gibt eine Menge Parallelen bei Look, Mentalität und Lebensart, bei Herz und Seele. Mein Ziel war es, alles zu integrieren und ebenso einen Hauch – niemals zu viel! - von Country in Marions Haus zu installieren, während Rose-Lynns Wohnung vor allem eine Entwicklung von Hoffnungslosigkeit zu echter Heimat zeigen sollte.“

Im Kostümbild von Anna Robbins werden vor allem Rose-Lynns weiße Westernstiefel im Gedächtnis bleiben, mit denen sie schon zu Filmbeginn aus dem Gefängnis schreitet.  Tom Harper sagt über Anna Robbins: „Zeitgenössische Kostüme sind immer komplex, da man etwas Unverwechselbares will, aber gleichzeitig in der realen Welt verwurzelt ist.  Jedes Kleidungsstück, das Rose-Lynn trägt, verstärkt subtil den Charakter – von den Stiefeln über die weiße Jacke bis hin zu den Sternen und Streifen. Das Publikum erhält somit eine sehr klare Vorstellung von Rose-Lynn.“


„The Grand Tour“ – Die Nashville-Glasgow-Connection

Bei einer Sache waren sich Cast und Crew einig: Sie alle verloren ihr Herz an das offene, warmherzige und musikbegeisterte Glasgow. „Als ich dort Zeit verbrachte, habe ich Rose-Lynn sofort besser verstanden. Ich würde sofort dort hinziehen!“, gibt Jessie Buckley zu. „Glasgow spielt im Film definitiv seine eigene Rolle“, ergänzt Harper.

Neben Glasgow ist natürlich der zweite Hauptschauplatz in WILD ROSE das Country-Mekka Nashville. Für Faye Ward war es essentiell, auch dort on location filmen zu können. „Schließlich geht es hier um Rose-Lynns Lebenstraum: im Ryman Auditorium aufzutreten, das von 1943 bis 1974 die Grand Ole Opry beherbergte, den Inbegriff von Country-Tradition. Es war eine große Ehre, dort drehen zu können, erforderte jedoch, an viele Türen zu klopfen und Gefallen zu erbitten. Letztlich hat es unseren Film aber noch authentischer gemacht.“

Nicole Taylor hat ihre eigenen Erinnerungen an Nashville: „Sofort nach Ankunft war ich erstaunt, wie vertraut sich alles anfühlte. Postindustriell, von Grün umgeben, an einem Fluss gelegen, superfreundlich. Die Mentalität wirkt so ähnlich auf mich! Glasgow ist ja eine UNESCO „World Heritage Site for Music“, und Nashville natürlich „Music City“.

„Da unsere Anreise etwas turbulent war, fühlte es sich ähnlich aufregend wie bei Rose-Lynn an“, berichtet Jessie Buckley. „Den Broadway auf- und abzugehen und überall Country-Souvenirs zu sehen, war Wahnsinn. Das Tollste war natürlich, im Ryman zu drehen. Auf dieser Bühne zu stehen, wo Emmylou Harris und all die anderen Ikonen performten, war wie ein Gottesdienst in einer Kirche – umgeben von den berühmten Geistern der Country Music. Einer der lokalen Musiker erzählte mir, dass es darüber einen Dachboden gebe, wo sich Elvis Presley, Johnny Cash und all die anderen im Holz verewigt hatten. Du stehst da und kannst ihre Anwesenheit regelrecht spüren...“

Magische Momente wie diese gab es viele bei der Produktion von WILD ROSE, was sich eins zu eins auf die Leinwand überträgt. Was möchte Produzentin Faye Ward ihrem Film abschließend mit auf den Weg geben? „Ich hoffe, dass dieser Film die Zuschauer regelrecht von innen wärmt. Indem er das Leben einer weniger privilegierten Frau feiert, finde ich, dass er glücklich macht und Mut spendet. Ich stehe voll hinter dem, was er über Frauen und die Mutterrolle erzählt. Das ist nicht nur für Mütter, sondern auch für Väter und alle anderen Menschen relevant: dass es auf der Lebensreise keine verbindlichen Antworten gibt, sondern viele Wege, für die wir uns immer wieder neu entscheiden können.“