Bildschirmfoto 2019 12 26 um 13.40.35Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. Dezember 2019, Teil 11

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) - Regisseur  SABU, mit bürgerlichem Namen Hiroyuki Tanaka, ist ein gern gesehener Gast auf internationalen Festivals. Seine Filme zeichnen sich durch tiefe Sympathie für seine Protagonisten aus, denen er gleichzeitig mit sozialer Experimentierfreude begegnet. Oft sind es ganz einfache und normale Menschen, die durch den Zufall geführt in persönliche Extremsituationen geraten.

Hiroyuki Tanaka wurde 1964 in Wakayama (Japan) geboren. Nach anfänglichem Interesse für Mode und Musik, begann er mit der Schauspielerei. 1986 war er erstmals in einer kleinen Rolle in dem Film SOROBANZUKU von Yoshimitsu Morita zu sehen, seine erste Hauptrolle spielte er 1991 in WORLD APARTMENT OF HORROR von Katsuhiro Otomo. In Takashi Miikes ICHI THE KILLER war er 2001 als brutaler Yakuza zu sehen. In den 90er Jahren stieg Hiroyuki Tanakas Interesse für das Drehbuchscheiben und Filmemachen, wobei er der Schauspielerei – vor allem in Nebenrollen seiner eigenen Filme – treu blieb. Sein Regiedebüt gab er 1996 mit D.A.N.G.A.N. RUNNER, eine wilde Hetzjagd eines Ladenbesitzers, eines Bankräubers und Yakuzas durch Tokio, mit dem er gleich international für Aufsehen sorgte.

Er wurde in die Panorama-Sektion der Berlinale eingeladen. Bereits hier ist sein wiederkehrendes Motiv zu erkennen: Der kleine Mann, der sich in aberwitzige Geschehnisse verstrickt und dabei in ständiger Bewegung bleibt. Ein Jahr später greift er dies mit POSTMAN BLUES erneut auf: Ein Postbote wird in Yakuza-Aktivitäten verstrickt und radelt auf seinem Fahrrad immer weiter durch eine Geschichte voller unvorhersehbarer Wendungen. Für SABU ein internationaler Erfolg, der auf zahlreichen Festivals zu sehen war. Er blieb seinem Stil mit UNLUCKY MONKEY (1997) und MONDAY (1999) treu, wobei letzterer 2000 in das Forum der Berlinale aufgenommen wurde, daraufhin auch in deutschen Kinos zu sehen war und mit dem FIPRESCI-Award ausgezeichnet wurde. Die Geschichte eines einfachen Angestellten, dessen heftiger Filmriss sich langsam wieder kittet, war lange vor HANGOVER ein bitterböser Genremix in Highspeed.

Es folgten 2002 DRIVE und BLESSING BELL, von denen BLESSING BELL durch seinen fast poetischen Ton herausstach. HARD LUCK HERO (2003) und HOLD UP DOWN (2005) entstanden aus der Zusammenarbeit mit der japanischen Boyband V6, deren sechs Sänger alle in Hauptrollen zu sehen waren. Mit SHISSO aka DEAD RUN wechselte Hiroyuki Tanaka 2005 den Kurs: Er bediente sich erstmals einer Romanvorlage und nahm von seinem unverkennbaren Stil Abstand. KANIKOSEN (2009) und BUNNY DROP (2011) waren ebenso literarische Adaptionen. Mit MISS ZOMBIE legte er 2013 einen Zombie-Film vor, in dem die Untoten in einer nahen Zukunft als Hausangestellte gehalten werden. Die Eigenverfilmung seines ersten Romans CHASUKE’S JOURNEY wurde schließlich 2015 für den Berlinale- Wettbewerb ausgewählt. Hiermit begibt er sich in die Schaltzentrale des Schicksals, den Himmel, und erklärt anhand einer himmlisch-irdischen Liebe, wie all die aberwitzigen Wendungen im Leben der Menschen passieren. Geradezu düster kommt sein 2016 fertiggestelltes Werk HAPPINESS daher: Der Film folgt einem Mann, der mit eine Erfindung experimentiert, die durch das Wiedererleben schöner Erinnerungen glücklich macht – aber eben auch zweckentfremdet werden kann, und damit SABU-getreu in ein kontrastierendes Genre abrutscht. MR. LONG fügt sich harmonisch in sein Werk und dreht dabei zwei seiner Grundmotive um: Diesmal stellt sich die Normalität als erlebter Wahnsinn dar, und anstatt in Bewegung zu bleiben, ist Mr. Long dazu verdammt stillzustehen. Darin liegt seine persönliche Extremerfahrung. JAM ist eine schwarzhumorige Komödie im klassischen SABU-Stil: Drei Geschichten, die zu einem fulminanten und aberwitzigen Finale verwoben werden. SABU greift dabei auf vertraute und doch überraschende Stilmittel zurück und lässt die drei Leben seiner unwissenden Protagonisten wie Schnellzüge aufeinander zu rasen. Nicht ohne dabei jeden von ihnen mit viel Sympathie, Respekt und einem Lächeln zu beschenken.


SABU Filmografie (Regie)
2019 MY BLOOD AND BONES IN A FLOATING GALAXY 2018 DANCING MARY
2018 JAM
2017 MR. LONG

2016 HAPPINESS
2015 CHASUKE’S JOURNEY 2013 MISS ZOMBIE
2011 BUNNY DROP

2009 KANIKOSEN
2005 SHISSO / DEAD RUN 2005 HOLD UP DOWN
 2003 HARD LUCK HERO 2002 BLESSING BELL
2002 DRIVE
1999 MONDAY
1997 UNLUCKY MONKEY 1997 POSTMAN BLUES 1996 D.A.N.G.A.N. RUNNER

Foto:
Sein Hauptdarsteller und der Regisseur
© Verleih

Info:
Abdruck aus dem Presseheft