Redaktion
Los Angeles (Weltexpresso) - Das Rezept ist ein Klassiker. Man nehme eine Gruppe privilegierter Exzentriker, vermische sie mit einigen ihrer getreuen Angestellten, füge eine Leiche hinzu und lasse das Ganze in einem gelackten und doch verblüffenden Anwesen (unter den Augen eines Meisterdetektivs) aufkochen, bis der Mörder ausgemacht wird, bereit, den Rest seines Lebens im Gefängnis zu verbringen.
In Rian Johnsons lässigem Whodunit KNIVES OUT – MORD IST FAMILIENSACHE wird ein solches unwiderstehliches Szenario mit Gusto auf den heutigen Stand der Dinge gebracht, angereichert mit schneidendem Witz und einem rasiermesserscharfen Blick auf die sozialen Mores und Familienbande im 21. Jahrhundert. Es ist außerdem ein Mordgeheimnis, bei dem man bis zum letzten Moment rätselt, wer der (oder die) Täter sein könnte(n).
Die Hauptrolle in KNIVES OUT – MORD IST FAMILIENSACHE spielt Daniel Craig, der als Benoit Blanc den Geist von Hercule Poirot (mit einer liebevollen Verbeugung vor dem ikonischen Maskottchen von Kentucky Fried Chicken, Colonel Sanders) heraufbeschwört, ein Privatdetektiv, der sich inmitten eines Mordgeheimnis wiederfindet, wie es Agatha Christie sich verzwickter nicht hätte ausdenken können. Nach dem mysteriösen Tod des weltberühmten Schriftstellers und Familienpatriarchs Harlan Thrombey (Christopher Plummer), schließt sich Blanc dem Polizeibeamten Elliott (LaKaith Stansfield) und Trooper Wagner (Noah Segan) an und verhört den Thrombey-Clan – ein stargespicktes Ensemble schräger Vögel, gespielt von Chris Evans, Jamie Lee Curtis, Michael Shannon, Don Johnson und Toni Collette, die nur Eines vereint: die Gier nach dem vermeintlich zum Greifen nahen Vermögen des alten Mannes.
Harlan hat eine klaffende Halswunde und hält das Messer selbst noch in Händen, als man ihn findet. Für Lieutenant Elliott und Trooper Wagner zumindest ist es eine klare Sache: Selbstmord. Aber natürlich sieht die Wahrheit ganz anders aus. Der weltberühmte Benoit Blanc, „die letzte der Gentleman-Spürnasen“, wittert völlig zu Recht, dass die ganze Sache faul ist. Als Blanc und die beiden Gesetzeshüter mit ihrer Befragung der Thrombey-Familie und ihrer Angestellten beginnen, wird schnell deutlich, dass nicht einer der Verdächtigen ein Alibi vorweisen kann, das wasserdicht ist.
Glücklicherweise hat Blanc eine Geheimwaffe an seiner Seite, Marta (Ana de Armas), die hispanische Pflegerin des verstorbenen Patriarchen – und allem Anschein nach der letzte Mensch, der ihn lebend sah, eine durch und durch unschuldige junge Frau, die von allen gemocht wird. Weil es ihr unmöglich ist zu lügen, ohne sich danach übergeben zu müssen, erweist sie sich als nützliche, wenngleich hin- und hergerissene Mitstreiterin für Blanc, als er unerschrocken den Thrombeys auf den Zahn fühlt und ihre möglichen Motive, zweifelhaften Alibis und Selbstgefälligkeiten entlarvt. Er kitzelt ihre Gier hervor, ihre persönlichen Streitigkeiten und Beweggründe und sieht dabei zu, wie die Familie beginnt, sich nach und nach zu zerfleischen, bis schließlich der überraschende Mörder offenbart wird – und damit alles auf den Kopf gestellt wird, was die Familie über sich gedacht hat.
„Ich wollte einen modernen und unterhaltsamen Film machen voller Hinweise und Fährten und Komplikationen und undurchschaubarer Familiendynamiken“, erklärt Autor und Regisseur Rian Johnson seine Herangehensweise.
Gleichzeitig war es dem Regisseur auch ein Anliegen, dem Muster einer klassischen Tradition zu folgen: inmitten eines labyrinthisch verschlungenen Mordgeheimnisses die sich wandelnden sozialen Beziehungen zu erforschen. Er merkt an, dass es die Meisterin des Whodunits schon immer so gemacht hatte. „Agatha Christies Geschichten haben keine Botschaften. Aber wenn man sich ihre Figuren ansieht, dann erzählt sie auch immer etwas über die gesellschaftlichen Sitten des Großbritanniens ihrer Zeit“, erklärt Johnson. „Ich denke, das übersieht man heute ganz gern, wenn man die Parade all der Butler und Offiziere sieht. Man vergisst, dass das damals eine ganz aktuelle Betrachtung einer anderen Sphäre der Gesellschaft war. Ich habe also die Gelegenheit wahrgenommen, das Genre für mich zu nutzen, um etwas über das Amerika von heute und die Menschen in diesem Land zu erzählen. Das war sehr aufregend.“
Ram Bergman, der jeden Johnson-Film seit Beginn seiner Karriere produziert hat, wusste, dass KNIVES OUT – MORD IST FAMILIENSACHE eine ganz andere Beschaffenheit haben würde als die klassischen Christie-Geschichten. „Das ist genau das, was Rian macht: Er unterwandert vertraute Genres und erfindet sie auf seine Weise ganz neu wieder“, meint Bergman. „Am Anfang denkt man noch: ,Okay, diesen Film habe ich schon einmal gesehen, ich weiß genau, was jetzt passieren wird.‘ Aber dann ist man erstaunt, wie sehr man sich von den Figuren angesprochen fühlt – und der Film entwickelt sich auf einmal zu einem viel tiefergehenden, wilderen Ritt, als man es zunächst gedacht hätte.“
Für Toni Collette war es eine Erfahrung wie keine zuvor. „Ich liebe, dass man spürt, wie Rian seinen Hut zieht vor der gesamten Geschichte des Whodunit-Krimis, während er die Form gleichzeitig mit einer ganz eigenen und neuen Energie füllt. KNIVES OUT – MORD IST FAMILIENSACHE fühlt sich ungemein modern an, weil alles so Schlag auf Schlag geht und komplex ist und eng verwoben wurde“, sagt sie. „Rian erdet seine Figuren. Dann zieht er ihnen den Boden unter den Füßen weg, sodass man nie so richtig weiß, wohin sich seine Geschichte bewegt.“
Foto:
© Verleih
Info:
mit
Daniel Craig, Chris Evans,
Jamie Lee Curtis, Toni Collette, Don Johnson, Michael Shannon,
Ana de Armas, Katherine Langford, LaKeith Stanfield, Jaeden Martell
und Christopher Plummer u.a.
Regie & Drehbuch: Rian Johnson
Abdruck aus dem Presseheft