f romy1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 30. Januar 2020, Teil 6

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) – Man kann diesen Film der niederländischen Regisseurin Mischa Kamp von ganz vielen Seiten betrachten, die alle eine große Aktualität haben, wie Demenzerkrankungen und der Umgang damit. Aber für mich ist ROMYS SALON in erster Linie ein Beispiel dafür, in welchem Ausmaß Kinder an ihren Aufgaben wachsen können.

Deshalb heißt ja auch der Film – das zugrundeliegende Buch kennen wir leider nicht – nach dem Mädchen Romy. Und Romy ist eigentlich gar nichts besonderes, sondern ein ganz normales Mädchen, das wach ist und einfach mit der Kraft und dem Schwung junger Menschen auf das, was sie mitbekommt, reagiert. Hier ist es die Oma, zu der Romy jeden Tag nach der Schule gehen muß, weil die eigene Mama berufstätig ist.

Das war auch kein Problem, denn Romy ist pflegeleicht und paßt sich an, was wichtig ist, denn auch Romys Oma Stine ist ja berufstätig und hat seit jeher einen Frisiersalon. Aber da ist ein Kind viel eher unterzubringen, vor allem, wenn einem der Salon gehört und man niemanden fragen muß. Und Romy hat das, was im Salon passiert schon immer interessiert.

Doch dann erkennt sie als erste, daß sich mit Oma Stine etwas verändert. Am dollsten ist es mit den Abrechnungen, den Quittungen für die Kunden. Denn das geht ja seinen ordentlichen Gang. Da muß alles zusammengerechnet werden, damit auch die Steuer ans Finanzamt auf richtiger Grundlage bezahlt wird. Und die Zahlen, die Stine der Enkelin zeigt, die stimmen vorne und hinten nicht. Und sie findet so viele Dinge nicht. Dafür aber ist anderes auf einmal neu.

Die Oma kann nicht nur auf einmal Dänisch, sondern sie spricht es dauernd. Aber niemand in Holland versteht sie. Das interessiert jedoch Stine gar nicht, denn sie ist in ihrer eigenen Welt und der Zuschauer merkt schnell, daß es Stinnes Erinnerungen an ihr Aufwachsen in Dänemark sind, die sie auf einmal überfallen und die Vergangenheit heraufbeschwört.

Romy gelingt es ganz lange, das seltsame Fehlverhalten ihrer Oma mit den Terminen oder die Aussagen in Gesprächen mit den Kunden zu überspielen und auch die Oma zu beruhigen, die ja merkt, daß mit ihr etwas nicht stimmt. Aber Romy weiß, obwohl sie noch so klein ist, ganz genau, daß es besser ist, das ganze merkwürdige Verhalten der Oma anderen gegenüber zu verschweigen und Fehler von Stine auszubügeln. Aber dann wird es zu viel. Denn eines Tages steht Stine im Nachthemd im Salon!

Daß die Oma dement geworden ist und zwar, wie es oft geschieht, progressiv, ist inzwischen auch ihrer Tochter, der Mutter von Romy klar und leider muß der Salon geschlossen werden, Stine kann nicht mehr alleine leben und kommt in ein Pflegeheim. Zwar wird sie besucht, auch von Romy, aber sie fühlt sich nicht wohl, weil in ihr die Sehnsucht nach ihrer Kindheit übermächtig wird. Das beredet sie mit Romy, die sie versteht und so machen sich die beiden auf den Weg nach Dänemark.

Das Ziel ist der Strand, der dem Familienhaus, das es noch gibt, vorgelagert ist. Romys Mutter ist erst mal außer sich, aber dann....

Das ist kein hochdramatischer Film, der ungewöhnliche Szenen brächte, sondern einfach ein schlichter, aber sehr warmherziger Film, der das Schicksal von Stine für den Betrachter zu einem wird, daß in der eigenen Familie genauso passieren könnte.

Foto:
© Verleih

Info:
Darsteller
Romy      Vita Heijmen
Stine Rasmussen    Beppie Melissen
Margot      Noortje Herlaar
Willem      Guido Pollemans
LKW-Fahrer Sascha        Alexander Geršak