Bildschirmfoto 2020 01 30 um 10.42.41Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 30. Januar 2020, Teil 7

Richard Lowenstein

London  (Weltexpresso) - Michael Hutchence war eine Rock’n’Roll-Ikone – weltweit, nicht nur in seiner Heimat Australien. Bis heute ist sehr viel von dem, was über ihn als Person wie auch als Musiker an Geschichten im Umlauf ist, nicht viel mehr als Fiktion. Im Lauf unserer gemeinsamen Arbeit über viele Jahre wurden Michael und ich zu engen Freunden. Wir verstanden uns, nicht nur persönlich, sondern auch als Künstler, und verbrachten über die Jahre sehr viel Freizeit und Arbeitszeit miteinander.

Unsere Produktionsgesellschaft Ghost Pictures mit ihren drei kreativen Partnern Andrew de Groot, Lynn-Maree Milburn und mir selbst hat die meisten der Musikvideos von INXS und von Michael Hutchence’ Soloprojekt „Max Q“ produziert; außerdem Kompilationen in Spielfilmlänge und Konzertfilme über Michaels gesamte Karriere hinweg. Michael spielte auch die Hauptrolle in dem von uns produzierten Spielfilm „Dogs in Space“ von 1986, bei dem ich Regie führte.

Die Erzählung von MYSTIFY: MICHAEL HUTCHENCE und damit von Michaels Lebensgeschichte vollzieht sich wie eine klassische griechische Tragödie, inklusive einem Deus ex machina und einem einzigartigen Chor, der singt und tanzt. Dafür, dass er ein so schüchterner und auf seine Privatheit bedachter Mann war, vollzog sich Michaels Sturz ebenso grausam wie öffentlich. Wie aus heiterem Himmel wurde sein Privatleben zum Futter für die Klatschspalten der Boulevardpresse, und Halbwahrheiten und Gerüchte bestimmten seine letzten Tage.

Thematisch erzählt MYSTIFY: MICHAEL HUTCHENCE von der Kraft der Familie; von der einzigartigen Verbindung, die man zu seinen Nächsten spürt, aber auch von den Schwierigkeiten und Krisen, die Familien bewältigen müssen. Was nicht bloß für die biologische Familie gilt; die, in die man hineingeboren wurde, sondern auch für all die Familien, denen man sich auf seinem Lebensweg anschließt und die alle eine Form von Geborgenheit bieten: eine Rockband, eine Gemeinschaft von Hausbewohnern, die Patchworkfamilie des neuen Partners, oder auch eine Filmcrew.

Als junger Mann muss Michael erleben, dass seine Familie auseinanderbricht, während er versucht, sich an der scheinbaren Stabilität festzuhalten, die andere Familien, auf die er trifft, ihm bieten. Sein ganz persönliches Drama entsteht daraus, dass er nach bedeutsamen Beziehungen zu anderen sucht und gleichzeitig als gefeierter Künstler nach künstlerischer Verwirklichung strebt – und das in der für ihre Schnelllebigkeit, Grausamkeit und Ausbeutung bekannte Welt der zeitgenössischen Popmusik.

Je länger sein Tod zurücklag, desto stärker traten die Gerüchte und Legenden des Boulevards in den Vordergrund, bis schließlich kaum noch etwas Wahrhaftiges zu erkennen war. Presseartikel voller Erfindungen, reißerische Dokus, vermeintliche Enthüllungsartikel, Reality-Shows, Spielfilmprojekte und Fernsehfilme: Nichts von all dem wies auch nur die geringste Ähnlichkeit mit dem Mann und Künstler auf, den ich über ein Jahrzehnt begleiten konnte. Schließlich gewann ich den Eindruck, dass sich die größte Aufregung gelegt hatte und dass genug Zeit vergangen war, dass jemand, der ihn gut gekannt hatte und diese Beziehung respektierte, eine echte, respektvolle Chronik seines Lebens darlegen konnte, mit allen seinen Emotionen. Das war der Ausgangspunkt für die Interviews.

Foto:
© Verleih

Info:
Regie

Richard Lowenstein

Interviews
Freunde und Familie:
Michele Bennett Helena Christensen
Tina Hutchence Rhett Hutchence Susie Hutchence

Musiker und Bandkollegen:
Kylie Minogue Bono
Tim Ferriss Andrew Ferriss Jon Ferriss
Garry Gary Beers Kirk Pengilly

Abdruck aus dem Presseheft