f sorry4Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 30. Januar 2020, Teil 18

Redaktion

London (Weltexpresso) - Wie ist aus ICH, DANIEL BLAKE als nächstes Sixteen Films-Projekt SORRY WE MISSED YOU entstanden?

Wir hatten wirklich nicht damit gerechnet, dass ICH, DANIEL BLAKE so einen Erfolg haben und so viel bewegen würde. Wir hatten mehr als 700 Vorführungen in Gemeinden mit Diskussionsrunden im Anschluss. Das Interesse war bemerkenswert, und der Film wurde zu einer Möglichkeit, das Gespräch in die richtigen Richtungen zu lenken und die Problematik, um die es politisch und gesellschaftlich geht, spürbar zu machen. Der Film wurde sogar im Parlament diskutiert und als Referenz genutzt. Und auf der anderen Seite haben viele Menschen, die in solchen Zwickmühlen des Systems stecken, durch den Film gemerkt, dass sie nicht allein sind. Aus diesen vielen Gesprächen und Diskussionsrunden entwickelte Paul die Idee zu SORRY WE MISSED YOU als eine Art Arbeitswelt-Gegenstück zu ICH, DANIEL BLAKE, der sich mit den Tücken des vermeintlichen „Wohlfahrtsystems“ beschäftigt.


Dieser Gegenstück-Charakter wird auch dadurch deutlich, dass SORRY WE MISSED YOU ebenfalls im nordwestenglischen Newcastle spielt?

Newcastle ist ein praktischer Drehort, weil es nicht so lange dauert, von einem Ort zum anderen zu kommen. Hinzu kommt, dass die Stadt einerseits eine sehr ausgeprägte und wiedererkennbare Identität hat – Lokalkolorit, wenn man will – und andererseits hervorragend als britischer Mikrokosmos funktioniert. Es gibt Gutes, es gibt Schlechtes – wie in jeder anderen englischen Stadt. Durch die Erfahrungen, die wir bei ICH, DANIEL BLAKE gemacht haben, war es naheliegend, uns wieder für Newcastle zu entscheiden.


SORRY WE MISSED YOU ist ein sehr britischer Film, aber trotzdem universell gültig.

Großbritannien ist nicht das einzige Land, in dem sich solche Strukturen und Praktiken ausbreiten. Prekäre Arbeitsmodelle gibt es in ganz Europa und weltweit. Wir alle kaufen Dinge online und bekommen sie geliefert. Und wir alle kennen Menschen, die auf die eine oder andere Art und Weise auf staatliche Pflege- oder Fürsorge angewiesen sind.


Sie arbeiten oft mit der gleichen Crew. Wie wirkt sich das auf die Produktion und auf die Filme aus?

Es macht Vieles einfacher, und es gibt uns und den Filmen eine Kontinuität. Es gibt eine Gemeinschaft, eine gemeinsame Vision. Das zeigt sich auch in Ken Loachs Filmen. Ich halte es für hilfreich, dass seine Filme wiedererkennbar sind, dass es Ähnlichkeiten gibt. Wenn man sich seine Filme hintereinander anschaut, dann ergeben sie gewissermaßen eine lange Geschichte unserer Leben und aller unserer Geschichten. Ich male mir manchmal aus, dass sich in 200 Jahren vielleicht jemand all diese Filme anschauen kann, um ein Gefühl für unsere heutige Gesellschaft zu bekommen. 

Foto:
© Verleih

Info:
SORRY WE MISSED YOU
Regie KEN LOACH
Drehbuch PAUL LAVERTY
mit KRIS HITCHEN, DEBBIE HONEYWOOD, RHYS STONE, KATIE PROCTOR, ROSS BREWSTER, CHARLIE RICHMOND u.v.m.

Abdruck aus dem Presseheft