f gom4Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. Februar 2020, Teil 15

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Ein guter, ein besonderer Film und ein ausgezeichnetes Presseheft, in dem die Beweg- und Hintergründe, wie es zu diesem Film kam, erläutert und regelrecht einsichtig werden. Und die Pfeifsprache erklärt wird. Aber: uns hatte der Film auch ohne alle diese Voraussetzungen einfach gefallen. Nur mit dem hier aufbereiteten Wissen, sieht man ihn noch einmal viel tiefer.

f gom5Leider sind wir Deutschen wohl auf solche exquisiten Filme nicht vorbereitet. Oder haben Sie in den letzten Tagen begeisterte Reden von Mitmenschen gehört? Nicht nur, daß sich dieser Film mit einer Reihe attraktiver Filme, die am gleichen Tag, dem 13. angelaufen sind, messen muß, was er ja erst könnte, wenn für den Zuschauer wirklich eine Wahl wäre. Doch wo wird er gezeigt? Meistens sind diese guten Kinofilme auf die Filmtheater angewiesen, die auch sonst für das Besondere stehen und nicht für Massenkunst.

Dabei wäre dieser Film einer, der jeden erreicht, der im Kino was Neues, Unterhaltung und Spannungskitzel, ja einen echten Thriller erwartet. Und erotische Spannung auch. Alles vorhanden. Und dazu so viel Stoff, daß man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Vielleicht doch bei der doppelten Ausgangssituation. Rumänien wird als ein Land geschildert, in dem alles überwacht ist. Das, was wir inzwischen von den amerikanischen Geheimdiensten voraussetzen, daß sie überall ihre Finger, sprich: Abhörgeräte drinnen haben, ist exakt die Situation in diesem postkommunistischen Land. Das Besondere, jeder weiß davon und so gibt es das Abhören vom Abhören auch. Der zweite Strang sind die 30 Millionen Euro. Die hat ein Bösewicht, natürlich ein angesehener Fabrikbesitzer Zsolt (Sabin Tambrea) durch Drogenhandel eher geklaut, aber gut versteckt. Nur sind ihm die Behörden auf die Schliche (siehe oben:Überwachung!) gekommen und haben ihn eingebuchtet. Nur das viele Geld fehlt.

Sowohl der Staat, in Person der höheren Polizeibeamtin Magda (Rodica Lazar) , die der polizeilichen Aufklärung vorsteht, die ihr Untergebener Christi (Vlad Ivanov) leisten soll, wie auch das Gangstersyndikat, in dem Paco (Augusí Villaronga) führt, aber Kiko (Antonio Buil) aufführt. Die suchen beide das Geld – und da ist dann noch Gilda (Catrine Marlon). Bei den vielen filmischen Anspielungen, die sich Regisseur Corneliu Porumboiu) gekonnt leistet und die man gar nicht alle aufführen kann, weil dann noch ein sechster und siebter Artikel herauskäme, wollen wir es bei GILDA belassen. Ja, eine Rita Hayworth steckt auch in ihr, der Femme fatal, die zu echten Gefühlen fähig ist. Nur wann treten die auf, wann spielt sie sie? Auf jeden Fall ist sie offiziell mit dem eingesperrten Zsolt liiert. Aber nur, wenn er frei ist, kann er den Verfolgern überhaupt weitersagen, wo das Geld ist. Also wird eine Befreiungsaktion geplant.

Alles kann man nicht verraten von einem Film, der in jeder neuen Sequenz das zuvor Gedachte korrigiert und neue Spuren legt, denen man gerne folgt, bis sich diese übereinanderlegen...

Aber man getrost noch einmal bei der Totalüberwachung beginnen, die deutlich macht, daß man ein neues Verständigungssystem braucht, schließlich wurde ja auch der deutsche Geheimcode, die Superwaffe Enigma im 2. Weltkrieg entschlüsselt. Hätte doch die Wehrmacht die Idee des Regisseurs gehabt und SILBO benutzt. Im vorherigen Artikel wird genau beschrieben, was diese Pfeifensprache von Gomera ausmacht, mit der Variante, daß je zwei Konsonanten und Vokale im Rumänischen dazukommen, für die es im Spanischen, denn darauf beruht die Pfeifensprache, keine Entsprechung gibt.

Wir sind mit Christi - der, auch das muß man sagen, ein Doppelagent ist, was aber durch die Überwachung kein Geheimnis ist, also jedem klar – auf die Insel Gomera geflogen, verfolgen seine Ausbildung als Pfeifer. Wie schade, daß wir im Deutschen keine Entsprechung haben für franz. spanischen Titel LES SIFFLEURS oder Englisch THE WHISTLERS oder hätten wir es doch, wenn man Pfeifen einmal weiterdenkt: verpfeifen, verpfiffen. Auch die deutsche Sprache ist hier herrlich doppeldeutig. Aber mit Doppeldeutigkeit ist es im Film nicht genug, eine Dreifachdeutigkeite ist das Mindeste. Und wenn wir uns den Film ein drittes Mal anschauen, kommt sicher eine Vierfachdeutigkeit heraus. Der Film ist ein intellektuelles und sinnliches Vergnügen!

Foto:
© Verleih

Info:
BESETZUNG

Cristi VLAD IVANOV
Gilda CATRINEL MARLON
Magda RODICA LAZAR
Kiko ANTONIO BUIL
Paco AGUSTÍ VILLARONGA
Zsolt SABIN TAMBREA

Drehbuch & Regie
CORNELIU PORUMBOIU