f la gomera von corneliu porumbiouSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. Februar 2020, Teil 14

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) -„Das Land ist von vielen Leuten bewohnt, die die sonderbarste Sprache von allen anderen Ländern dieser Gegend sprechen. Sie sprechen nur mit den Lippen, als wenn sie keine Zunge hätten.“ Zwei französische Geistliche in der Chronik Le Canarien

Silbo ist das spanische Wort für pfeifen. Und erklärt damit schon unmissverständlich, worum es bei Silbo Gomero geht. Es handelt sich um ein Kommunikationssystem auf der Kanareninsel La Gomera, in dem man sich nicht mit Sprache, sondern durch Pfiffe miteinander verständigt. Man geht davon aus, dass es weltweit 22.000 Menschen gibt, die Silbo Gomero beherrschen, sogenannte Sildbadores. Die Sprache besteht aus vier Vokalen (a, e, i, o) und vier Konsonanten (ch, k, y, g), mit denen die spanische Sprache auf eine simplere Form heruntergebrochen werden kann: Sollten Unklarheiten bestehen, welcher Buchstabe genau gemeint sollte, werden diese durch den entsprechenden Zusammenhang aufgelöst. Vereinfacht gesagt, kann der Pfiff, bei dem der angewinkelte Zeigefinger schräg nach oben weisend in den Mund gesteckt wird, durch Lautstärke, Tonhöhe und Rhythmus moduliert werden. Es ist eine Verständigung auf bis zu acht Kilometer Entfernung möglich.

Man geht davon aus, dass El Silbo die ursprüngliche Form der Kommunikation auf La Gomera war, bevor eine gesprochene Sprache entwickelt wurde. Sie geht auf die ersten Bewohner der Kanarischen Inseln, die Guanchen, zurück, denen es damit möglich war, über Schluchten und Täler hinweg miteinander kommunizieren zu können. Ursprünglich reproduzierte das Pfeifen die Sprache der Ureinwohner, der kanarischen Berber, und wurde außerdem auf El Hierro, Teneriffa und Gran Canaria verwendet. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie alszusätzliches Werkzeug für die Arbeit auf dem Feld von Eltern an ihre Kinder weitergegeben. Erst später wird sie der spanischen Sprache angepasst.

Erstmals findet sich El Silbo in der Geschichtsschreibung des 15. Jahrhunderts. Zwei französische Geistliche, die bei der Eroberung der Kanarischen Inseln dabei sind, erwähnen sie in der eingangs genannten Chronik. Mit Beginn des Tourismus im 19. Jahrhundert finden sich immer häufiger Erwähnungen der Sprache, die in der Folge immer seltener zum Einsatz kommt und Mitte der Siebzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts als fast ausgestorben gilt. 1978 löst eine erste wissenschaftliche Arbeit über Silbo Gomero eine Renaissance der Sprache aus. Die Regierung fördert sie als Kulturgut der Insel. 2008 wird Silbo Gomero zum Bien de Interés Cultural erklärt, ein Jahr später wird sie von der UNESCO in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Heute ist El Silbo Pflichtfach an allen Schulen auf La Gomera. 2018 wurde der erste Lehrstuhl für Silbo Gomero an der Universität La Laguna eingerichtet.

Gepfiffen wird auch an der türkischen Schwarzmeerküste, im Dorf Kusköy. Die von den Einheimischen so genannte Vogelsprache basiert auf dem gebräuchlichen Türkisch – mit der Besonderheit, dass aus jeder Silbe ein Pfeiflaut wird. Die Almhirten von Kusköy haben diese ganz besondere Sprache vor etwa 500 Jahren erfunden, um sich über Täler und Flüsse hinweg verständigen zu können. Die Vogelsprache steht auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO – und wird von den Bewohnern des Dorfes gehegt und gepflegt. Weltweit gibt es etwa 70 Pfeifsprachen, die vom Aussterben bedroht sind: http://www.lemondesiffle.free.fr/media/academia_gartner_streiter.pdf 

Foto:
© Verleih

Info:
BESETZUNG

Cristi VLAD IVANOV
Gilda CATRINEL MARLON
Magda RODICA LAZAR
Kiko ANTONIO BUIL
Paco AGUSTÍ VILLARONGA
Zsolt SABIN TAMBREA

Drehbuch & Regie
CORNELIU PORUMBOIU