Redaktion
Berlin (Weltexpresso) - Wie sind Sie bei LA GOMERA als deutscher Koproduzent an Bord gekommen?
Janine Jackowski: Wir kennen Corneliu Porumboiu schon seit einigen Jahren. Maren Ade und er haben sich damals kennengelernt, als ihre Filme POLICE, ADJECTIVE bzw. ALLE ANDEREN auf Festivaltour waren. In diesem Rahmen sind sie sich immer wieder begegnet und haben sich angefreundet. Corneliu hat uns dann bei TONI ERDMANN beraten, vor allem was den rumänischen Cast anbelangt. Er war eine ganz tolle Hilfe für uns. Wir haben seine Filme natürlich gesehen, ihn immer wieder getroffen. Ich liebe beispielsweise seinen Fußballfilm AL DOILEA JOC – THE SECOND GAME, der im Forum der Berlinale lief. Wir haben schon versucht, bei seinem vorangegangenen Film, DER SCHATZ, dabei zu sein, was dann aber aus formalen Gründen nicht funktioniert hat. Deswegen sind wir sehr glücklich, nun bei LA GOMERA an Bord sein dürfen.
Was hat Ihnen an dem Projekt gefallen? Was zeichnet diesen Film aus?
Jonas Dornbach: Er hat uns total überrascht, weil es ein ganz anderes Drehbuch und letztlich ein ganz anderer Film ist, als was wir uns zusammen erwartet hatten, wofür Corneliu eigentlich steht. LA GOMERA ist eine Hommage ans Kino. Corneliu spielt mit dem Kino, durch Zitate, mit den Gangstern – alles auf großartige Weise! Wir fanden es sehr mutig. Ich musste das Drehbuch zwei- oder gar dreimal lesen, um richtig zu durchdringen, wie die Geschichte zusammenhängt, weil sie zunächst doch sehr fragmentarisch war. Wir hatten einen langen Schnittprozess, muss ich ehrlicherweise dazusagen, und haben uns nach und nach an das Endergebnis herangearbeitet. Kein ganz einfacher Prozess, aber der Film ist großartig geworden. Corneliu gliedert sich nicht ins rumänische Kino ein, wie wir es zu kennen glauben, sondern geht das Wagnis ein, etwas Neues zu machen. Das hätte durchaus auch schiefgehen können. Doch sein starker Glaube, seine Arbeit und sein Talent haben den Film zu dem gemacht, was er geworden ist.
Was macht den Film relevant für ein Publikum in Deutschland? Womit holt er das Publikum ab?
Janine Jackwoski: LA GOMERA ist starkes europäisches Kino, ein starker Genrefilm, der einen überrascht. Die Handlung ist absolut nicht vorhersehbar. Man ist bis zur letzten Minute gespannt, wie diese Geschichte ausgehen wird. Der Film hat ein tolles Tempo, er ist brillant inszeniert, hat großartige Schauspieler. Der Film lief erfolgreich im Wettbewerb in Cannes und ist wahnsinnig gut in die ganze Welt verkauft worden. Es gibt nicht so viele originelle Stoffe. Wenn man LA GOMERA gesehen hat, geht man mit einem echten Grinsen auf dem Gesicht aus dem Kino raus, weil man sich freut, gerade einen guten Film gesehen zu haben!
Was war Ihre Beteiligung an dem Film, der als internationale Koproduktion mit Rumänien, Deutschland und Frankreich entstanden ist?
Jonas Dornbach: Nachdem es bei Cornelius Vorgängerfilm DER SCHATZ, wie gesagt, nicht geklappt hatte, kamen wir glücklicherweise über den Grand d’accord mit an Bord, als klar war, dass auch Frankreich in Gestalt von Sylvie Pialat und ihrer Les Films du Worso mitproduzieren würde. Das hat wunderbar funktioniert. Mit den Partnern haben wir noch Eurimages beantragt und einen Weltvertrieb an Bord geholt. Wir waren alle sehr froh, als von deutscher Seite aus Alamode Film als Verleih an Bord gekommen sind. Sie leisten wirklich tolle Arbeit.
Insofern war Ihre Beteiligung eher finanzieller und nicht so sehr kreativer Natur?
Jonas Dornbach: Beim Dreh selbst waren wir wenig vor Ort, weil das meiste in Spanien und Rumänien absolviert wurde. Aber sowohl beim Drehbuch als auch beim Schnitt waren wir aktiv involviert. Wir haben da wirklich offen kommentiert.
Janine Jackowski: Corneliu freut sich, wenn er kreatives Feedback bekommt. Er hat sich auch viel mit Maren ausgetauscht über das Drehbuch, nach jeder Schnittfassung mit ihr geredet, sich ihre Anmerkungen und Anregungen zu Herzen genommen. Jeder Regisseur freut sich, wenn er seinen Film besser machen kann.
Was zeichnet Corneliu Porumboiu als Filmemacher aus?
Janine Jackowski: Er erfindet sich mit jedem Film neu. Seine Filme zeichnen sich durch einen wahnsinnig guten Humor aus. Er schaut ganz genau hin, wie die Menschen funktionieren und findet in aller Tragik auch immer wieder das Komische. Da ist er Maren durchaus ähnlich. Er ist mutig und inszeniert extrem gut. Man findet keine Szene, in der ein Schauspieler wegkippt, das Niveau ist immer gleich hoch. Er arbeitet sehr präzise!
Jonas Dornbach: Corneliu schaut gut hin auf gesellschaftliche Strukturen. Die Hauptfigur in LA GOMERA ist fast wie eine Weiterführung des Protagonisten aus POLICE, ADJECTIVE. Er hat eine tolle Art, zeitgenössische Momente in seinen Filmen zu reflektieren und diese dann zu komprimieren auf eine Dringlichkeit und Essenz. Das ist großartig. Zudem ist er ein absoluter Cineast, ein Lexikon der Filmgeschichte. Wenn ich mich erinnere, wie er in AL DOILEA JOC – THE SECOND GAME 90 Minuten lang mit seinem Vater nur ein Fußballspiel kommentiert – das ist einfach grandios!
Vor 15 Jahren wäre es wohl nicht denkbar gewesen, dass Rumänien eine der führenden Filmnationen in Europa wird. Gibt es dort etwas, was wir in Deutschland lernen können? Auch aus produzentischer Sicht?
Janine Jackowski: Was mich so fasziniert, und wovon wir uns eine Scheibe abschneiden können, ist der in der rumänischen Filmbranche verbreitete Wille, wirklich mutige und neue Filme machen zu wollen, die auch neue Erzählweisen aufzeichnen. In Rumänien wird dem Kunstfilm, dem Arthouse-Film, wirklich die breite Bühne bereitet! Die fünf, sechs Regisseure, die diese erfolgreichen Filme kontinuierlich machen - und Corneliu ist sicher einer der wichtigsten davon –, dürfen sich mit jedem Film neu erfinden. Es gibt in Rumänien eine kreative Freiheit, die ich toll finde. Auf der anderen Seite wissen wir aber auch, dass die Branche finanziell ganz schön zu knapsen hat. Die Produktionsbedingungen, die dort vorherrschen, sind nicht unbedingt kopierwürdig. Da sind wir in Deutschland doch ganz anders aufgestellt. Im Endeffekt ist es aber auch so, dass aus dieser Form der Mittelknappheit eine große Form von Kreativität erwächst. Aber auch in Rumänien ist es so, dass mit jedem Regierungswechsel die nationale Filmförderung wieder in die Waagschale geworfen wird.
Jonas Dornbach: Das Land hat eine sehr bewegte Geschichte. Mir fällt auf, dass sich die Filmemacher in ihren Werken sehr stark genau damit auseinandersetzen. Und obwohl sie sehr lokal erzählen, finden sie einen Resonanzkörper für ein weltweites Publikum. Ich habe das Gefühl, dass sie nicht versuchen, von anderen Filmnationen zu kopieren oder nach Schema F etwas fertigen. Sie haben ihre eigene Sprache, sowohl formell als auch inhaltlich.
Janine Jackowski: Es sind tatsächlich lokale Geschichten. Aber die Filmemacher schauen sehr genau hin und erzählen in aller Intensität. Vielleicht schaffen sie es dadurch, etwas Globales oder Universelles zu kreieren.
Jonas Dornbach: Ich finde auch, dass die rumänischen Filmemacher sehr akribisch sind in ihrer Art, in der sie vorgehen. Sie wollen sich mit ihrem Leben auseinandersetzen, haben das Bedürfnis, über die eigene Erfahrung zu erzählen. Aber auf eine sehr menschliche Art und Weise, die Allgemeingültigkeit besitzt.
Foto:
© Verleih
Info:
BESETZUNG
Cristi VLAD IVANOV
Gilda CATRINEL MARLON
Magda RODICA LAZAR
Kiko ANTONIO BUIL
Paco AGUSTÍ VILLARONGA
Zsolt SABIN TAMBREA
Drehbuch & Regie
CORNELIU PORUMBOIU
Was hat Ihnen an dem Projekt gefallen? Was zeichnet diesen Film aus?
Jonas Dornbach: Er hat uns total überrascht, weil es ein ganz anderes Drehbuch und letztlich ein ganz anderer Film ist, als was wir uns zusammen erwartet hatten, wofür Corneliu eigentlich steht. LA GOMERA ist eine Hommage ans Kino. Corneliu spielt mit dem Kino, durch Zitate, mit den Gangstern – alles auf großartige Weise! Wir fanden es sehr mutig. Ich musste das Drehbuch zwei- oder gar dreimal lesen, um richtig zu durchdringen, wie die Geschichte zusammenhängt, weil sie zunächst doch sehr fragmentarisch war. Wir hatten einen langen Schnittprozess, muss ich ehrlicherweise dazusagen, und haben uns nach und nach an das Endergebnis herangearbeitet. Kein ganz einfacher Prozess, aber der Film ist großartig geworden. Corneliu gliedert sich nicht ins rumänische Kino ein, wie wir es zu kennen glauben, sondern geht das Wagnis ein, etwas Neues zu machen. Das hätte durchaus auch schiefgehen können. Doch sein starker Glaube, seine Arbeit und sein Talent haben den Film zu dem gemacht, was er geworden ist.
Was macht den Film relevant für ein Publikum in Deutschland? Womit holt er das Publikum ab?
Janine Jackwoski: LA GOMERA ist starkes europäisches Kino, ein starker Genrefilm, der einen überrascht. Die Handlung ist absolut nicht vorhersehbar. Man ist bis zur letzten Minute gespannt, wie diese Geschichte ausgehen wird. Der Film hat ein tolles Tempo, er ist brillant inszeniert, hat großartige Schauspieler. Der Film lief erfolgreich im Wettbewerb in Cannes und ist wahnsinnig gut in die ganze Welt verkauft worden. Es gibt nicht so viele originelle Stoffe. Wenn man LA GOMERA gesehen hat, geht man mit einem echten Grinsen auf dem Gesicht aus dem Kino raus, weil man sich freut, gerade einen guten Film gesehen zu haben!
Was war Ihre Beteiligung an dem Film, der als internationale Koproduktion mit Rumänien, Deutschland und Frankreich entstanden ist?
Jonas Dornbach: Nachdem es bei Cornelius Vorgängerfilm DER SCHATZ, wie gesagt, nicht geklappt hatte, kamen wir glücklicherweise über den Grand d’accord mit an Bord, als klar war, dass auch Frankreich in Gestalt von Sylvie Pialat und ihrer Les Films du Worso mitproduzieren würde. Das hat wunderbar funktioniert. Mit den Partnern haben wir noch Eurimages beantragt und einen Weltvertrieb an Bord geholt. Wir waren alle sehr froh, als von deutscher Seite aus Alamode Film als Verleih an Bord gekommen sind. Sie leisten wirklich tolle Arbeit.
Insofern war Ihre Beteiligung eher finanzieller und nicht so sehr kreativer Natur?
Jonas Dornbach: Beim Dreh selbst waren wir wenig vor Ort, weil das meiste in Spanien und Rumänien absolviert wurde. Aber sowohl beim Drehbuch als auch beim Schnitt waren wir aktiv involviert. Wir haben da wirklich offen kommentiert.
Janine Jackowski: Corneliu freut sich, wenn er kreatives Feedback bekommt. Er hat sich auch viel mit Maren ausgetauscht über das Drehbuch, nach jeder Schnittfassung mit ihr geredet, sich ihre Anmerkungen und Anregungen zu Herzen genommen. Jeder Regisseur freut sich, wenn er seinen Film besser machen kann.
Was zeichnet Corneliu Porumboiu als Filmemacher aus?
Janine Jackowski: Er erfindet sich mit jedem Film neu. Seine Filme zeichnen sich durch einen wahnsinnig guten Humor aus. Er schaut ganz genau hin, wie die Menschen funktionieren und findet in aller Tragik auch immer wieder das Komische. Da ist er Maren durchaus ähnlich. Er ist mutig und inszeniert extrem gut. Man findet keine Szene, in der ein Schauspieler wegkippt, das Niveau ist immer gleich hoch. Er arbeitet sehr präzise!
Jonas Dornbach: Corneliu schaut gut hin auf gesellschaftliche Strukturen. Die Hauptfigur in LA GOMERA ist fast wie eine Weiterführung des Protagonisten aus POLICE, ADJECTIVE. Er hat eine tolle Art, zeitgenössische Momente in seinen Filmen zu reflektieren und diese dann zu komprimieren auf eine Dringlichkeit und Essenz. Das ist großartig. Zudem ist er ein absoluter Cineast, ein Lexikon der Filmgeschichte. Wenn ich mich erinnere, wie er in AL DOILEA JOC – THE SECOND GAME 90 Minuten lang mit seinem Vater nur ein Fußballspiel kommentiert – das ist einfach grandios!
Vor 15 Jahren wäre es wohl nicht denkbar gewesen, dass Rumänien eine der führenden Filmnationen in Europa wird. Gibt es dort etwas, was wir in Deutschland lernen können? Auch aus produzentischer Sicht?
Janine Jackowski: Was mich so fasziniert, und wovon wir uns eine Scheibe abschneiden können, ist der in der rumänischen Filmbranche verbreitete Wille, wirklich mutige und neue Filme machen zu wollen, die auch neue Erzählweisen aufzeichnen. In Rumänien wird dem Kunstfilm, dem Arthouse-Film, wirklich die breite Bühne bereitet! Die fünf, sechs Regisseure, die diese erfolgreichen Filme kontinuierlich machen - und Corneliu ist sicher einer der wichtigsten davon –, dürfen sich mit jedem Film neu erfinden. Es gibt in Rumänien eine kreative Freiheit, die ich toll finde. Auf der anderen Seite wissen wir aber auch, dass die Branche finanziell ganz schön zu knapsen hat. Die Produktionsbedingungen, die dort vorherrschen, sind nicht unbedingt kopierwürdig. Da sind wir in Deutschland doch ganz anders aufgestellt. Im Endeffekt ist es aber auch so, dass aus dieser Form der Mittelknappheit eine große Form von Kreativität erwächst. Aber auch in Rumänien ist es so, dass mit jedem Regierungswechsel die nationale Filmförderung wieder in die Waagschale geworfen wird.
Jonas Dornbach: Das Land hat eine sehr bewegte Geschichte. Mir fällt auf, dass sich die Filmemacher in ihren Werken sehr stark genau damit auseinandersetzen. Und obwohl sie sehr lokal erzählen, finden sie einen Resonanzkörper für ein weltweites Publikum. Ich habe das Gefühl, dass sie nicht versuchen, von anderen Filmnationen zu kopieren oder nach Schema F etwas fertigen. Sie haben ihre eigene Sprache, sowohl formell als auch inhaltlich.
Janine Jackowski: Es sind tatsächlich lokale Geschichten. Aber die Filmemacher schauen sehr genau hin und erzählen in aller Intensität. Vielleicht schaffen sie es dadurch, etwas Globales oder Universelles zu kreieren.
Jonas Dornbach: Ich finde auch, dass die rumänischen Filmemacher sehr akribisch sind in ihrer Art, in der sie vorgehen. Sie wollen sich mit ihrem Leben auseinandersetzen, haben das Bedürfnis, über die eigene Erfahrung zu erzählen. Aber auf eine sehr menschliche Art und Weise, die Allgemeingültigkeit besitzt.
Foto:
© Verleih
Info:
BESETZUNG
Cristi VLAD IVANOV
Gilda CATRINEL MARLON
Magda RODICA LAZAR
Kiko ANTONIO BUIL
Paco AGUSTÍ VILLARONGA
Zsolt SABIN TAMBREA
Drehbuch & Regie
CORNELIU PORUMBOIU