berl20 cosmopolfilmerhält den GOLDENEN BÄREN. Die Verteilung der anderen Bären durch die Internationale Jury, Teil 1/3

Claudia Schulmerich

Berlin (Weltexpresso) - Den Goldenen Bären für den Besten Film geht in diesem Jahr wirklich an den besten Film. Es wäre zu wünschen, daß der Film sehr schnell in deutschen Kinos anläuft, damit der Film vom Goldglanz von Berlin auch im Alltag noch etwas abbekommt. Seien Sie sicher: Sie sind nach dem Sehen ein/eine andere, denn es ist ein Film, der qausi universell jeden von uns meint.

Die Mitglieder der Internationalen Jury 2020, Jeremy Irons (Präsident), Bérénice Bejo, Bettina Brokemper, Annemarie Jacir, Kenneth Lonergan, Luca Marinelli und Kleber Mendonça Filho, die wir ausführlich vorgestellt hatten und das im Folgenden noch einmal tun,  vergeben folgende Preise:

Der unumstritten beste Film bekommt den Goldenen Bären
Sheytan vojud nadarad (There Is No Evil) von Mohammad Rasoulof
produziert von Mohammad Rasoulof, Kaveh Farnam, Farzad Pak

Der Preis geht an die Produzenten, die anwesend sind, im Gegensatz zum Regisseur, der im Iran Beruftsverbvot hat und natürlich auch keine Reiseerlaubnis bekam. Wie er das hinbekommt, trotz Überwachung einen solchen Film drehen zu können, ist sowieso eine eigene Kunst, die aber hier nicht gewürdigt wird, auch nicht gewürdigt werden muß, weil er übereinstimmend von uns Kritikern als der Film der Berlinale bezeichnet wurde. Daß er als letzter drankam, ist eine nicht beabsichtigte Dramaturgie der Festspiele. 
Wir verzichten hier auf eine erneute Würdigung und führen unsere beiden Artikel von gestern an. Zum ersten Mal mußte ich die Filmbesprechung wegen Überlänge in zwei Teile teilen. Schon das ist eine Aussage für sich.

Lesen Sie also.

https://weltexpresso.de/index.php/kino/18523-sheytan-vojud-nadarad-es-gibt-kein-boeses-i
https://weltexpresso.de/index.php/kino/18524-sheytan-vojud-nadarad-es-gibt-kein-boeses-ii


Kurzgesagt geht es um Lebenssituationen, in die jeder von uns gerät, wo die Umwelt, sei es der Staat, hier eine Diktatur, seinen es seine Eltern, sei es die sogenannte Meinung der Gesellschaft, sei es die angesagte Meinung, wo also die jeweiligen Machthaber und Einflüsterer von uns ein Ja zu dem erwarten, was sie sich für uns ausgedacht haben und frei geborene Menschen zu  Befehlsempfängern ihres Willens machen. Daß man NEIN sagen kann, NEIN sagen muß, ist selten so konsequent auf die Leinwand gebracht worden in einem Episodenfilm, der einen in der vVelschichtigkeit, in der sich die Teile aufeinanderbeziehen, umhaut. Einfach ein grandioses Kinoerlebnis.

Natürlich lag nahe, an den Gewinner des Goldenen Bären von 2015, an Jafar Panahi mit TAXI zu denken, der unter ähnlichen Voraussetzungen heimlich seinen halbdokumentarischen Film drehte und heimlich außer Land schmuggelte. Er hatte Hausarrest und weil der jetzige Bärengewinner Mohammad Rasoulof ein Jahr Haft erhielt, weil er Panahi unterstützte, ist ein schöner Zufall. Mehr nicht. Denn, wenn man damals noch über den so charmanten, ja witzigen , schrägen, schwejkhaften Film warmherzig sprach, so war die Entstehung des Films und die existentielle Gefährdung des Filmemachers doch immer mit ein Auswahlkriterien für den Goldenen Bären als Bester Film.

Das ist diesmal anders. Dieser Film ist einfach der beste Film und gehört sicher zu den Jahrhundertfilmen!! Hauptsache, man kann ihn bald sehen! Und die Hoffnung, daß er im Iran heimlich verteilt wird und die Widerstandskraft der Bevölkerung stärkt. Das Tolle an dem Film, ist, daß er das Gegenteil von Agitpropfilmen ist,  keine Botschaft verteilt, sondern allein durch die Situationsdarstellung Widerstandsmöglichkeiten aufweist. 


Den Silbernen  Bären, der Große Preis der Jury erringt

Never Rarely Sometimes Always
von Eliza Hittman

Wir hatten in unserer Besprechung auch diesen Film als besonders sensibel dargestellt gewürdigt. Auch dieser Film lief im zweiten Teil des Wettbewerbs, als 12/18.

https://weltexpresso.de/index.php/kino/18499-never-rarely-socmetimes-always-nie-selten-manchmal-immer

Der Silberne Bär für die Beste Regie  ging an 

Hong Sangsoo für
Domangchin yeoja (The Woman Who Ran)

Der Film ist ansprechend, aber einen Preis hätten wir ihm nicht zugesprochen, weil die Beste Regie ja eigentlich etwas Besonderes beim Regieführen, bei dem geschnittenen Film, also etwas Neues, Ungewöhnliches auszeichnen könnte. Keine Ahnung, warum der Preis nicht an BERLIN ALEXANDERPLATZ ging. Denn auch beim nächsten Preis war zu spüren, daß die gastgebende Nation auch mit Bären bedacht werden sollte. Das wird nachher noch kommen.